Binders Familienausflug einmal rund um die Welt

Es ist der 23.06.2024. Morgen geht es wieder los, endlich! Lange haben wir diesen neuen Familienausflug geplant. Kerli hatte ein Sabbatical beantragt und drei Jahre dafür angespart, Matze wie immer bei Ärztemangel in der Klinik auf das Aushandeln eines unbezahlten Urlaubs gesetzt. Erstaunt waren wir, wie unkompliziert wir für Theo und Moritz eine Schulbefreiung erreichen konnten. Da Johanna gerade ihr Abitur abgelegt hat, gab es hier keinerlei Probleme.

 

Die Reiserute war relativ schnell vorgeplant, der Flug gebucht, die Reiserute noch einmal an die Möglichkeiten des "Um die Welt Tickets" angepasst" und die Orte, die wir in den jeweiligen Ländern besuchen möchten, immer enger umschrieben. Es folgte eine endlos erscheinende Detailplanung, wie wir von A nach B und über C, D, E, F nach G und vielleicht auch noch einmal zurück nach D per Inlandflug, Bus oder Auto kommen, wie lange wir wo bleiben und wo wir wie übernachten wollen. Sehr schön, sehr spannend aber manchmal auch ganz schön aufreibend. Zum Schluss wurde alles noch einmal sehr aufregend, da Moritz zwischenzeitlich aufgrund des Leistungssports nur einen Teil der Reise mit unternehmen wollte, durch einige Begebenheiten nun aber doch den gesamten Familienausflug mit bestreitet. Was uns natürlich überglücklich macht, doch zunächst einmal die ein oder andere Hürde bei der erneuten Schulfreistellung und den Umbuchungen der Flüge aufbaute. Wir haben sie alle insbesondere Dank Kerli überwunden. Den letzten Abschnitt unserer Reise einmal rund um die Welt werden wir sogar zu sechst unternehmen. Johannas Freund Jarle wird in Rio de Janeiro zu uns stoßen, worauf sich nicht nur Johanna mächtig freut!

 

 

Die Rucksäcke sind gepackt. Unser Haus, das Freunde von uns zumindest zeitweise bewohnen werden, noch einmal etwas aufpoliert, es kann losgehen!

24.06.2024

Es geht los! Sieben Uhr aus dem Bett, die letzten Dinge zusammengepackt und auf geht es zum Bahnhof. 9:44 Uhr startet unser ICE, der uns direkt zum Fughafen Frankfurt bringt. Und wir können können es kaum glauben, die DB schafft es ohne Verspätung zum Flughafen. Wir waren für diesen ersten Flug der Reise seeehhhhr sicherheitsbedürftig und haben der Bahn reichlich Zeit für Zugausfälle und Verspätungen gegeben. Nun sind wir mit etwas Vorlauf im Terminal, was uns Moritz für die nächsten Stunden wohl noch einige Male auf die Nase binden wird ;-)

25.06.2024

Unser Flug von Frankfurt hebt gegen 22:00 Uhr ab. Unser "Um die Welt Ticket" erlaubte unter Umgehung einer Nacht in Johannesburg nur eine Verbindung mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba. Wir geben es gern zu, wir waren etwas skeptisch, vor allem da die Sicherheitsstatistik für die Airline nicht die Beste ist.  Doch wir sind positiv überrascht worden. Beide Flüge Frankfurt --- Addis Abeba--- Windhoek waren extrem entspannt. Vor allem der zweite Flug am Tage über den Wolken bot herrliche Blicke. Etwas im Dunst und in weiter Ferne konnten wir sogar den Gipfel des Kilimandscharo aus dem Wolkenbett ragen sehen. Da flogen wunderbare Erinnerungen mit, denn auf diesen Gipfel führte vor vielen Jahren unsere Hochzeitsreise. 

So entspannt die Flüge waren, so unentspannt war dann allerdings unsere Ankunft in Windhoek, nachdem wir unter gleißend blauem Himmel das Vorfeld zu Fuß überquert und uns zur Border Control begeben hatten. Eine Dame des Immigration Office verlangte recht unfreundlich und penetrant eine Geburtsurkunde für Theo und Johanna, da sie unter 18 sind, während Moritz am Nachbarschalter wie eigentlich erwartet ganz einfach "nur" mit seinem Reisepass einreisen durfte. Da waren wir ganz schön irritiert! Sie bestand darauf: "ohne Geburtsurkunde dürft ihr diese Halle hier nicht verlassen. Sonst muss jemand bezeugen, dass das eure Kinder sind!" Da wir hier ohne Netz und WLAN so ziemlich im Digitaltal gelandet sind, wäre selbst eine Fotoübermittlung der Urkunden unmöglich gewesen. So unergründlich wie die Forderung vorgebracht wurde so unergründlich stempeln sie doch noch die Pässe ab und winkte etwas halbherzig Kerli mit den beiden weiter. Der Schreck saß allerdings noch in den Knochen, bis wir mit dem Kleinbus ein paar Kilometer vom Flughafen entfernt Richtung Windhoek auf der Straße und an den ersten großen Affen vorbei durch Namibias Steinwüste fuhren.

26.06.2024

Heute haben wir einen kleinen Spaziergang durch Windhoek unternommen. Es ist die Hauptstadt Namibias und doch kaum eine Stadt. Windhoek ist wohl eine der wenigen Hauptstädte der Welt, die sich weigert eine richtige Großstadt zu werden. Es gibt keine Wolkenkratzer, keine Häuserschluchten noch nicht einmal volle Straßen und viele Menschen. Doch so gibt es auch kaum wirkliche Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum. Mit der Christuskirche, dem Tintenpalast, dem Unabhängigkeitsmuseum und dem Zoopark hatten wir in ein paar Minuten schon die Hauptattraktionen abgearbeitet. 

 

Auf den Straßen waren wir aktuell fast die einzigen Touristen. Wir mögen es eigentlich ganz gerne in nicht allzu großen Touristengruppen unterwegs zu sein, doch geht es auch etwas mit dem Gefühl einher, ein Eindringling in eine Welt zu sein, in die man nicht gehört.

 

Der kleine Markt, über den wir schlenderten bot eine ziemlich skurrile Überraschung, wurden uns hier doch mit großem Eifer "tolle" T-Shirts mit besonderen Persönlichkeiten darauf angeboten. Dabei war gleich mehrfach Putin. Hier konnten wir unsere ablehnende Haltung nicht verbergen.

 

 

Ein wenig überrascht waren wir, als wir aus dem Supermarkt direkt von der normal mit Kassiererin besetzten Kasse kamen und unseren Kassenbon noch einmal vorzeigen mussten. Soweit natürlich verständlich, doch der Kontrolldrang ging soweit, dass wir alle Dinge, die wir gekauft und auf drei kleine Taschen verteilt hatten noch einmal zum Abgleich mit dem Bon vorzeigen mussten. Dabei ist der genauen Kontrolleurin nicht entgangen, dass zwei  Frischkäsedosen der gleichen Marke und mit gleichem Preis aber unterschiedlicher Geschmacksrichtung nicht korrekt durch doppeltes Einscannen nur einer Dose abgerechnet worden sind. Wir durften trotzdem weiterziehen, konnten uns aber  danach ein Grinsen nicht ganz verkneifen. Wir vertrauen darauf, auf eine genauso große Genauigkeit zu treffen, wenn wir mal Hilfe benötigen.

27.06.2024

Wir holen unseren Mietwagen ab, Toyota Hilux mit allem drum und dran für eine Survivaltour durch die Wüste 😉 Danach geht's an die Detailplanung der Route auf traditionelle Art und Weise mit Karte. Hier gibt es keinerlei Datenhandynetz. Unsere teuer erstandene esim bringt uns daher leider nichts und wir werden meist ohne google maps auskommen müssen.

 

Es folgt der obligatorische Großeinkauf vor einer Tour in den Busch. Wie erwartet wird der Einkaufswagen immer voller und voller und es kommen Zweifel auf, ob das alles in unseren Stauraum passen wird. Der Wagen ist mit der Camping- und Geländewagenausrüstung schon ziemlich voll! Alle Ecken des Stauraums werden vollgestopft, es wird wohl alles passen.

28.06.2024

Der Wagen ist gepackt. Nun geht das 4 Wheel Drive - Abenteuer los. Unser Ziel ist das Quiver Tree Forest Rest Camp. 500km fahren wir Richtung Süden. Während es anfangs noch recht bergig ist, wird die Landschaft immer flacher und karger. Wire schon auf dem Weg vom Flughafen sehen wir einige recht große Affen am Straßenrand und fragen uns, wo und wovon die Tiere hier eigentlich leben. Ein Strauß "läuft uns noch über den Weg", ansonsten ist hier ganz schön viel nichts. Kurz vor dem Ziel erscheint ein Straßenschild, dass die gepflasterte Straße nun in eine Gravelroad übergeht, so dass wir auch unsere ersten Kilometer Dirtroad fahren dürfen. 

 

 

Nachmittags kommen wir auf unserem ersten Campingplatz an. Es ist eine nette Anlage, wir öffnen unsere Dachzelte und bauen Moritz persönliches kleines Zelt auf. Da kommem Australien- Bushcamping-Gefühle auf.  Noch größer als in Australien sind die Insekten hier in Namibia, riesige Käfer krabbeln auf dem Campingplatz herum.

 

Die eigentliche Attraktion ist jedoch der Quiver Tree Forest. In deutscher Übersetzung heißt diese Aloe-Art Köcherbaum, da aus deren Ästen die Einheimischen dieser Region ihre Pfeilköcher gefertigt haben. Der Wald ist natürlich gewachsen, die Bäume hier sind 200-300 Jahre alt und einige blühen sogar. Erst nach 20-30 Jahren erreichen die Baüme ihre erste Blüte, die in den Wintermonaten zu sehen ist. Die Köcherbäume sehen toll aus, haben eine goldig glänzende Rinde und bilden eine tolle Fotokulisse in der Nachmmitags-, Abend- oder Morgensonne und natürlich auch vor der Milchstraße, die später in voller Pracht über uns steht.

 

Es gibt eine weitere tolle Attraktion. Der Campingplatz- und Lodgebetreiber füttert seit vielen Jahren Geparden am späten Nachmittag, die hier in der Region wild leben, sich den Leckerbissen zum Abend aber nicht entgehen lassen. Wie unser Kater Muckel von der Straße zum Näpfchen kommt, kommen die zwei Gepardenbrüder aus der Savanne in einen eingezäunten Bereich und Maunzen bis ihnen ein Eimer mit fetten Fleischstücken serviert wird. Durch die regelmäßige Fütterung reißen die Geparden weniger Vieh der Farmer und werden weniger gejagt, was hier sonst außerhalb eines Nationalparks leider regelmäßig vorkommt.

 

2906.2024

Nach einem wunderbaren Sonnenaufgang im Köcherbaumwald lassen wir es auf unserem Campingplatz ruhig angehen. Mittags fahren wir zum Giants Playground, ein spannendes Steinfeld. Hier sind viele, viele kleinere Felsen wie von Riesenhand zu interessanten Formationen übereinander gestapelt. Lustige Schilder weisen den Weg durch den Felsendschungel.

 

Nun geht es weiter nach Süden zum Fish River Canyon. Einen Zwischenstop legen wir in Keetmanshoop ein, um ein paar Kleinigkeiten, die wir beim Großeinkauf doch vergessen hatten, nachzukaufen. Der Weg zum Fish River Canyon führt uns durch eine fantastische Steinwüstenlandschaft wie von einem anderen Planeten. Auf den letzten Kilometern zum Campingplatz sehen wir eine Herde Gemsböcke, beeindruckende Hörner!