30.05.2019

Wir haben es tatsächlich noch einmal geschafft, haben alle bürokratischen Hürden Deutschlands überwunden und konnten am 25.05.2019 wieder durchstarten. 

Vor uns liegen nun 11 Wochen in denen wir Vietnam und  - wie soll es anders sein - Australien bereisen möchten.

 

Von Hamburg aus geht es über Dubai nach Ha Noi. Der Flug ist entspannt. Theo und Moritz schaffen es auf dem Weg nach Dubai fast 6 Stunden durchgehend das Fliegerkinoprogramm zu nutzen. Glücklicherweise ist das Flugzeug von Dubai nach Ha Noi fast leer, so dass wir uns ausbreiten und ausgestreckt schlafen können.

 

Ha Noi ist eine spannende, typisch asiatische Großstadt, chaotischer Verkehr, viele Menschen und ein Leben, das auf der Straße stattfindet. Trotzdem hatten wir hier nicht viel Zeit eingeplant. Doch die zwei Tage, die wir in Ha Noi hatten, haben wir gut genutzt, sind viel durch die Gassen der Altstadt geschlendert, haben uns mehrere Tempel angeschauht, das Wasserpuppentheater besucht und vor allem das Straßenleben aufgesaugt.

Von Ha Noi aus möchten wir zunächst in die Berge nach Sapa. Den Nachtzug hatten wir schon über das Internet von Deutschland aus gebucht. Nun mussten wir nur noch zum Bahnhof. Doch die zwei Kilometer sollten sich als nicht so einfach erweisen. Zunächst hatten wir unsere Homestay-Hausherren und -Damen schon morgens gebeten, uns für acht Uhr abends ein Taxi zu bestellen, was natürlich nicht umgesetzt wurde - kann man doch kurz vorher machen. Als wir gegen halb acht unsere Bitte wiederholten wurde sie freundlich nickend von zwei Gastgebern bestätigt, doch weiter nicht umgesetzt - ist ja immer noch viel zu zeitig. Als wir gegen acht insistierten wurde endlich telefoniert und kein Taxi gefunden, da die Strecke zu kurz und wir zu viele waren! Nun wurde hektisch viel telefoniert und letztendlich zwei Fahrer mit zwei kleinen Wagen gefunden. Das Abenteuer ging weiter, denn trotz der schriftlich vorliegenden Adresse und eines ausgedruckten Bildes von der Bahnhofsfrontansicht haben uns die Fahrer prompt zum falschen Bahnhof gefahren. Der richtige war glücklicherweise nur 500m entfernt, der Weg dorthin trotzdem nicht so einfach zu finden, da ihn jeder zweite befragte mit komplett entgegensetzten Richtungsanweisungen beschrieb. Mit vollem Gepäck über die Gleise holpernd finden wir unseren Bahnhof und mit etwas Müher auch die Agentur, die unsere Tickets zur Abholung bereit hielt. Nach diesem Chaos waren wir sehr erstaunt, dass tatsächlich jemand mit den Tickets auf uns wartete. Nun konnte das eigentliche Abenteuer für unsere Kinder, ihre erste Nachtzugfahrt beginnen. Durch ein mächtiges Gewitter juckeln wir langsam über 7 Stunden die knappen 350km nach Sapa. 

31.05.2019

Nach den ersten sehr bewegten Tagen mit Flug, Großstadt und Nachtzugfahrt lassen wir es in den Bergen in Sapa zunächst etwas ruhiger angehen. Aber eine schöne Wanderung zu dem kleinen Dörfchen Cat Cat, das mit seinen Hütten den Hang hinabtröpfelt haben wir schon unternommen. Am Fluss gab es einen schönen Wasserfall, hübsche Häuschen, große Wasserräder mit deren Hilfe früher die Felder bewässert wurden und ein altes Hmong-Haus zu sehen. Besonders interessant waren jedoch unsere asiatischen Mittouristen, die sich mit großer Leidenschaft in die lokalen Hmong-Trachten warfen, durch das Dörfchen flanierten und sich in allen erdenklichen Posen mit den immer präsenten Handys ablichten ließen. Für nicht wenige war es das Highlight, sich mit Tracht und den exotischen blonden Touristen ablichten zu lassen :-)!

01.06.2019

Der Monsoon beginnt und hier in den Bergen scheint er sich schon richtig wohl zu fühlen. Es regnet täglich und das nicht zu knapp. Da wir eh etwas Ruhe brauchten, störte uns das bisher nicht wirklich. Nur gestern wollten wir den Haushügel unseres Bergdörfchens hinaufschlendern um die Aussicht zu genießen. Bei Nieselregen und Höhenlage auf Wolkenniveau war das Unterfangen von Anfang an etwas fraglich, gelang zunächst aber ganz gut. Lustig fanden wir die vietnamesische Regenbekleidung. Letztendlich stoppte uns jedoch ein richtig ausgewachsener Monsoonschauer. Unseren Spaß hatten wir trotzdem, die Klamotten sind aber auch einen Tag später trotz Dauerklimaanlagentrocknung noch nicht wieder richtig trocken 😀.

02.06.2019 Während der ruhigen Tage in Sapa hatten wir unsere Bergtour geplant und gebucht. Zuvor wollten wir noch den in allen Reiseführern angepriesenen Samstagsmarkt in Sapa besuchen. War es der viele Regen oder eine nicht mehr aktuelle Info unseres Reiseführers, wir wissen es nicht, aber ein Markt war nicht zu finden. Dafür ein sehr nettes Cafe in dem wir den zwischenzeitlich wieder anflutenden Regen abwarteten. Danach ging es direkt in die Outdoorläden zum Einkauf günstiger Goretexjacken(kopien), denn der getesteten Vietnam-Regenmode trauten wir doch nicht. Auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen waren wir dann sehr erstaunt doch noch einen Markt vorzufinden, einen Abendmarkt mit reichlich Samstagnachtleben, Spanferkel und Tanzvorführungen. Die niedlich kostümierten Kinder sind schön anzusehen, werden aber leider von morgens bis in den späten Abend als süßer "Lockvogel" zum Souvenirverkauf missbraucht. Da haben wir auch herausgeputzte drei-vierjährige Kleinkinder mit Babys auf dem Rücken sehen müssen. Hier haben wir die Kamera aber stecken lassen.

04.06.2019

Am 02.06. konnte es nun endlich losgehen auf unsere Wandertour durch die Reisfelder und Berglandschaft rund um Sapa. Drei Tage mit strammen Kilometerprogramm, zwei Nächte würden wir in Homestays in den kleinen Dörfchen übernachten. Den Kindern war es etwas mulmig zumute - was wird es zu essen geben, wie werden wir schlafen und schaffen wir das ganze überhaupt? Doch war es von Anfang an so spannend, dass alle Zweifel schnell verflogen waren. Da es hier weder Kartenmaterial noch markierte Wanderwege gibt hatten wir uns natürlich einen Bergführer genommen und diesen Job machen hier vorrangig Frauen. Unsere Führerin begleiteten plötzlich mehrere Damen, den Zweck erahnten wir schon, doch ersteinmal gaben sie uns einen 1A- Naturkundeunterricht. So lernten wir jede Menge essbare Beeren - besonders gut für unseren immer hungrigen Mori - und viele andere Pflanzen, die hier wild wachsen oder angebaut werden, kennen. Unter anderem die Planze aus der der Indigofarbstoff gewonnen wird, womit sich die Hmong nicht nur die Kleider sondern auch ihre Hände färben. Die Beeren färbten dann auch unsere Zungen wunderschön tiefblau. Etwas später hatten die Kinder ihrer erste Berührung mit Hanf, der hier allerdings zur Stoffherstellung angebaut wird, hier oder da sich aber auch selbstausgesäht wild wachsend zeigt. Der Geruch erinnert eindeutig an lang vergangene Partys 😉! Kurz  nach der Mittagspause trennten sich die Damen von uns jedoch nicht ohne vorher noch einige Souvenirs feilzubieten, was wir nach all der Hilfe natürlich nicht vollends ablehnen konnten.

 

Nach der Mittagspause ging es auf dem "natural way" direkt in die Reisfelder. Darauf hatten wir uns besonders gefreut, denn wir lieben die besondere Atmosphäre in diesen angelegten grünen Wellen der Landschaft. Doch gestaltete sich das Fortkommen sehr abenteuerlich, denn durch den starken Regen in den letzten Tagen waren die Stege zwischen den Terrassen extrem glitschig und aufgeweicht und zudem hier ungewöhnlich schmal, verglichen mit dem was wir so von Bali kannten. Kleine Rutschungen passierten häufiger und die Schuhe waren schnell nass. Und so kam was kommen musste. Bei dem Versuch Kerli an einer sehr rutschigen schmalen Stelle Halt zu geben verlor Matze selbst das Gleichgewicht und viel in die tiefergelegte Terrasse. Körperlich könnte ja nicht so viel passieren denn die Landung war sehr weich. Nur leider versank nicht nur Matze im Reisfeldwasser- und Schlamm sondern auch seine Kamera, die unvorsichtigerweise nicht in der Tasche sondern umgehängt war. Der Schock saß erst einmal tief denn typischerweise bedeutet eine komplette Wässerung der Kamera einen elektronischen Totalschaden, und diese Kamera war nicht nur gewässert sondern auch in einem extrem feinen Schlamm gebadet worden. Trotzdem versuchte Matze zunächst eine Rettungsaktion und putzte und legte trocken was zu putzen und trockenzulegen war. Tatsächlich machte die Kamera noch Fotos, die Elektronik jedoch spielte erwartungsgemäß völlig verrückt und war nicht mehr steuerbar. Der Rest des Weges bis zu unserer ersten Unterkunft war wunderschön, jedoch verging er für Matze wie im Trance. Etwas zum Trost gab es nicht nur ein traumhaftes Homestay mit sehr leckerem Essen (besonders wichtig für die Kinder 😉) sondern auf den Schock auch noch ein herrliches Kräuterbad für Kerli und Matze, jeweils in einer toll gearbeiteten Holzbadewanne, in das natürlich auch die Kinder noch hineinsteigern konnten. Am nächsten Morgen gab es für uns Pancakes, während unsere Gastgeber ihren traditionellen Reis mit Gemüse aßen, und eine weitere kleine Sorge der Kinder war verflogen 😋!

Der nächste Wandertag begann etwas holperig. Matze der aktuelle Pechvogel brach mit einem Bein durch die sehr hübsch aussehende aber leider nicht sehr stabile Terrasse, was mit einer sehr hässlichen Schürfwunde einherging. Und als es nach weiteren Kameraputz- und Trocknungsaktionen losging, vergisst er noch ein Objektiv, dass er zum Trocknen aus der Tasche genommen hatte. Glücklicherweise bemerkte er beim ersten steilen Anstieg, dass der Rucksack zu leicht ist. Also zurückgejoggt und Objektiv geholt. Unsere Führerin hatte zwar unsere Gastgeber per Handy, das  hier    unfassbarerweise selbst in der abgelegensten Region noch Empfang hat, informiert, dass sie mal schnell mit dem Moped hinterherkommen, doch so schnell wie die Handys sind die Bergvölker nicht. Matze war beim Homestay angelangt, bevor das Moped gestartet war. Den Rest des Tages ging es durch unfassbar schöne Berge, immer wiederkehrende Reisfelder und eine paar kleine Dörfchen. Für Kerli waren die Schulen - immer in gelb gehalten - besonders interessant. Zwar sind hier gerade Ferien, so dass wir den Schulbetrieb nicht beobachten konnten, aber durch das eine oder andere gebrochene Fenster konnte man schon mal hereinschauen - Ho Chi Min hängt über jeder Tafel!

Wir wussten, dass unser zweiter Tag ein langer werden würde - gut dass wir nicht wussten Sie lang. In endlosen Kurven ging es die Berghänge entlang. Erst gegen 14 Uhr erreichten wir unser Lunchbreakdorf. Hier gab's in einer erwartungsgemäß sehr schmuddeligen Bude wirklich sehr leckere Forelle, die hier in flusswassergespeisten Fischfarmen gezüchtet wird. Nach dem Mittag eröffnete uns unsere Führerin, dass es noch drei Stunden bis zu unserem Homestay weitergehen würde. Da wurden die Kindergesichter etwas lang. Mori erweichte das Herz unserer neuen Homestaygastgeberin, die wir zwei Stunden vor unserem Ziel in den Feldern trafen, und sie übernahm seinen Rucksack 😀. Zwischendurch wurden Bambuswanderstöcke zurechtgezimmert und glücklicherweise wurde der Weg immer beeindruckender, so dass er nicht zu lang wurde. Kurz vor dem Ziel gab's wilde Gurke als Snack zum Durchhalten. Matzes Kamera funktionierte unter der kontinuierlichen Sonnentrocknung auch immer besser, so dass wir die fantastische Landschaft nicht nur mit Handyfotos festhalten konnten.

Unser Homestay war wie vorhergesagt sehr "rural". Das Haus war auf einem Felsen am Hang gebaut. Der unbearbeitete Felsen bildete den Fußboden und gekocht wurde bei offenem Feuer mitten im Haus ohne Abzug. Matze fühlte sich sehr an Nepal (1995!) erinnert. Der surreale Unterschied - trotz dieser mittelalterlichen Wohnverhältnisse gibt es Strom und Handynetz, darauf hat die vietnamesische Regierung sehr viel Wert gelegt. Das ganze Haus besteht letztendlich aus einem Raum, ein Ende gilt als Feuchtbereich hier wurde sich gewaschen und hier war auch die Toilette zumindest mit einer Plane abgetrennt. Lediglich unsere Schlafbereiche waren mit Brettern zu einzelnen Räumen separiert. Die Kinder fanden es hochspannend, das Essen war super, und die süße Katze kam in der Nacht zu uns ans Fußende schlafen.

Nachdem wir am Tag 1 unserer Tour gute sechs und am Tag 2 gute acht Stunden auf den Beinen waren, sollte der letzte Tag etwas kürzer werden. Dafür ging es dreieinhalb Stunden praktisch nur hoch auf einen Pass im Wolkenniveau. Immer wieder konnten wir nach China hinüberschauen, wo im entfernten Tal eine große Stadt etwas im Dunst versank und deutlich näher, Luftlinie sicher nur 3-4 Kilometer, eine große Staumauer zu sehen war. Abgesehen vom abenteuerlich verteilten Strom und dem Hanynetz gab's auf vietnamesischer Seite keine modernen Zivilisationszeichen. Sehr beeindruckend auch hier wieder die steilen Reisfeldterrassen, die aufgrund der bis vor wenigen Tagen noch herrschenden Trockenheit gerade erst bestellt werden. Der Weg war sehr heiß und wir alle waren froh irgendwann endlich auf der Passhöhe zu sein. Nun ging es noch einmal ein Stündchen bergab, bis wir das Dorf in dem unsere Wanderung enden sollte erreichten. Hier wartete noch ein absolutes Highlight auf uns. Wir wussten, dass es hier Schlangen gibt, und eine leider tote hatte unser größter Schlangenfan Theo schon am zweiten Tag auf dem Weg gefunden. Eine lebende querte nun seelenruhig im Dorf unseren Weg. Wir waren schon fast vorbei als Theo auch diese Schlange endeckte. So konnten wir sie wunderbar beobachten und natürlich fotografieren. Auf ausdrücklichen Wunsch Theos müssen alle Bilder der Schlange hier mit rein 🐍😃. Welche Schlange genau dies ist, konnten wir bisher nicht ausfindig machen, nur dass sie hier als sehr giftig gilt. Da waren wir dann doch froh, ihr nicht am Vortag im dichtesten Gebüsch am zudem sehr steilen Hang begegnet zu sein. 

Das war eine fantastische Wanderung, und wir waren von unseren Kindern sehr beeindruckt! Hiernach gönnen wir uns einen Tag Ruhe in Sapa bevor es mit dem Nachtbus zur Halong Bay weitergeht.

09.06.2019

Am 06.06. beginnt unser nächstes Abenteuer, die Nachtbusfahrt von Sapa zur Halong Bay. Während wir mit dem Taxi vom Hotel zum Busbahnhof fahren, fährt unser Gepäck auf zwei Mopeds verteilt vor uns her. Teils nimmt es sehr verschlungene andere Wege als wir, kommt aber sicher an. Wir sind erstaunt wie groß Sapa ist, und am Busbahnhof befindet sich ein riesiger Markt. Doch bei dem was und wie es hier so feilgeboten wird, sind wir sehr froh, dass wir uns schon vorher gut gesättigt hatten. Eigentlich wollten wir keinen Nachtbus nehmen, da wir schon im Vorfeld viel über den chaotischen und unfallträchtigen vietnamesischen Verkehr insbesondere in der Nacht gelesen hatten. Zudem waren wir uns nicht sicher, ob nicht einige Familienmitglieder einen relevanten Spucktütenverbrauch auf der kurvigen Bergstraße im stickigen Bus betreiben würden. Doch war dies nun einmal die einzige direkte Verbindungsmöglichkeit, also mussten wir da jetzt durch. Die Fahrt verging jedoch recht unkompliziert, keiner hat gespuckt und die Kinder fanden auch dieses Abenteuer ganz großartig. Zudem waren die Liegen im Bus deutlich besser gepolstert als im Zug (allerdings nur für asiatische Längenverhältnisse ausgelegt, was die Kinder natürlich noch nicht störte 😉). Der einzige Wermutstropfen - der Fahrer raste wie ein Irrer, erreichte den Busbahnhof in Halong schon 2:00 Uhr anstatt der veranschlagten Zeit gegen 4:30 Uhr und schmiss uns auch sofort aus dem Bus heraus. Da blieb uns erst einmal nichts anderes übrig, als neben dem Busbahnhofshäuschen so gut es eben ging weiterzuschlafen. Das ggelang erstaunlich gut und kostete trotz reichlich Antimossispray nur ein paar Mückenstiche. Etwas ecklig war jedoch das "Umunsherumgerotze" typisch asiatischer Art mit Beginn des Tagesgeschäftes. Mit Humor mussten wir tragen, dass der Bus mit laufendem Motor für die Klimaanlage bis 6:00 Uhr morgens ebenso auf dem Bahnhof verweilte! Da hätte man uns auch gut dort weiterschlafen lassen können. Leider reichen die Englischkenntnisse der meisten vietnamesischen Angestellten - wie auch die unseres Busfahrers - für eine Diskussion bezüglich solcher Probleme nicht aus. Die Taxifahrt zum Hafen und das Einschiffen ging ganz unkompliziert, wir hofften nur, dass die Schiffe etwas zuverlässiger wirken würden sie die Hafenanlagen.


Nun steuerte unser Käpten die Nachbarbucht der Halong Bay, die Bai Tu Long Bay, die wir aufgrund der deutlich weniger touristischen Beanspruchung gewählt hatten, an. Und auch wenn sich diese noch etwas diesig präsentierte, konnten wir die unglaubliche Schönheit schon erahnen!

Schnell stellte sich heraus, dass wir hier unfassbar bewirtet werden und wahrscheinlich mehrere Kilo auf die Hüften bekommen trotz der nur zwei Tage an Bord. Als Ausgleich gab es jedoch auch ein volles Programm mit Aktivitäten, was wir so nicht erwartet hatten. Viel Zeit zum Entspannen auf den Sonnedeck gab es nicht, was Theo und Moritz etwas schade fanden, denn an dem tollen Steuerrad auf dem Oberdeck hätten sie sicher gern auch mehr Spielzeit verbracht. Nach dem Einrichten der Kabinen und einem leckerem Lunch, das wir trotz aller Mühe nicht annährend aufessen konnten, wartete gleich eine Kajaktour auf uns, die sich bei zunehmendem Wind ziemlich sportlich gestaltete. Kerli allein als auch Johanna und Theo in einem Boot hatten da etwas zu kämpfen und haben das toll gemacht! Nicht wenige Mitreisende hatten das Handtuch geworfen und den Rückweg vom angesteuerten Badestrand lieber mit dem Beiboot zurückgelegt. Nach wiederum unfassbarem Lunch hatten wir einem ersten wunderschönen Abend an Bord in dieser surrealen Landschaft der Bai Tu Long Bay! Theo war ganz besonders glücklick, da nach dem Abendessen Squidfishing angesagt war. Theo und Moritz waren dabei ganz erfolgreich.

Am zweiten Tag unserer Bootstour wurden wir auf ein Tagesboot transferiert, da unser schwimmendes Hotel die Eintagesgäste zurück in den Hafen brachte. Wir drangen tiefer in das Labyrinth der Karstfelsen ein, in denen man sich ohne Ortskenntnis sicher für Tage verlieren könnte. Die völlig surreal anmutende Landschaft entspricht unserer Fantasiewelt, wenn wir die Reise von Jim Knopf nach Mandala vor Augen haben. Heute hatten wir etwas mehr Zeit zum Träumen, doch stiegen wir recht bald wieder auf Kajaks um. Heute waren die Paddelboote glücklicherweise deutlich seetauglicher. Durch die Felsen fuhren wir zu einer Höhle und auch einen Badestopp haben wir eingelegt. Abkühlung gab es dabei jedoch nicht, da das Wasser hier sicher eine Temperatur von 28°C hat. Etwas schwierig war es zudem überhaupt vom Strand ins Wasser zu kommen. Denn es herschte Ebbe, und der Meeresboden ist - wie die Landschaft über Wasser - mit vielen kleinen sehr spitzen "Felschen" zerklüftet. Letztendlich ging es nur auf allen Vieren.

Wieder fürstlich bewirtet ging es nun mit unserem Tagesboot weiter zu schwimmenden Dörfern. Früher als Nomaden auf dem Wasser lebend, wollte die vietnamesische Regierung dies verbieten. Die Dorfgemeinschaften wehrten sich dagegen, und es wurde der Kompromiss gefunden, dass sie weiter auf dem Wasser, jedoch an festen Plätzen leben dürfen. Zwischen den Felsen gibt es völlig wind- und brandungsfreie Buchten, in denen die Dörfchen verankert sind. Dort leben sie vom Fischfang und der Perlenzucht. Unglaublich große Perlen werden hier gezüchtet, und am Ende der Tour vorbei an mehreren der kleinen Gemeinschaften wurde uns Perlenschmuck in  allen Variationen angeboten - auch Perlenketten mit Preisen bis 11.000 US-Dollar das Stück. Bedenken muss man allerdings, dass die Austern für die dabei verarbeiteten Perlen bis zu 8 Jahre Wachstumszeit benötigen. Spannend war zu beobachten, wie der Perlenkern aus Perlmut in die Austern eingebracht wird. Und auch das Ernten einer Perle aus einer Auster durften wir beobachten.  Die Tour war toll, den angebotenen Schmuck mussten wir dann doch ablehnen.

Schon auf dem Weg zur den schwimmenden Dörfern hatte sich die Bai Tu Long Bay etwas aufgeklart so dass die Landschaft noch schöner wirkte. Der Tag klang dann im wunderbaren Abendlicht mit einem Cocktail auf dem Oberdeck aus 😊.

Am letzten Tag unserer Bootstour haben wir eine Grotte, wie die hier viele gibt besuchen können, sehr schön Stalagtite und Stalagtmite. Hier wurde es jedoch sehr voll, da in der Bai Tu Long Bucht nur diese eine Höhle zur Besichtigung geöffnet ist. Trotz der Fülle an Besuchern absolut sehenswert. Danach hab es zum Abschied einen Frühlingsrollen-Kochkurs und wir waren etwas traurig unser schwimmendes Hotel verlassen zu müssen, auch wissend, dass dies sicher der luxuriöseste Teil unserer Abenteuertour war. Abenteuerlich wurde es zum Schluss aber auch bei diesem Luxusausflug. Auf den letzten Metern setzte unserer Boot einmal kräftig auf einen unter der Wasseroberfläche liegenden Felsen auf. Das hörte sich nicht gut an, doch das Boot hielt zumindest bis zum Hafen dicht. Wir wussten schon, dass es mit unserem Anschlussbus Richtung Ninh Binh etwas eng wird, und daher hatten wir dies mit unserer persönlichen Betreuerin des Blootstourunternehmens mehrfach im Vorfeld ausführlich besprochen. Ja es würde alles organisiert werden, ein Taxi würde auf uns warten und uns an einem vereinbarten Busstop absetzen und auch der Busfahrer wüsste dann bescheid, uns dort aufzusammeln. Unsere Betreuung wechselte zwischenzeit doch auch mit dem neuen Betreuer besprachen wir die Situation nochmals - ja alles organisiert. Es endete, wie es hier enden musste. Immerhin der Fahrer des vorgebuchten Busunternehmens wusste bescheid. Doch alles andere war in keinster Weise organisiert. Nach viel Tohuwabohu konnten wir in den Bus der zuletzt übrig gebliebenen Mitreisenden unserer Blootstour schnell reinspringen, und der Fahrer setzte uns noch gerade rechtzeitig an dem vereinbarten Busstop ab. Vom vorbestellten und mehrfach nachgeforderten Taxi war bis dahin nix zu sehen. Vietnam bleibt sich im Organisationschaos halt treu. Die Fahrt nach Ninh Binh verlief dann allerdings ganz unspektakulär, nur Kerli bekam ein paar mehr graue Haare, da sie vorne neben dem Fahrer sitzend besten Einblick in die abenteuerliche Fahrweise aller Verkehrsteilnehmer hatte 😉! Der Busfahrer war allerdings sehr nett und fuhr und bis zu unserer Bungalowanlage in Tam Coc etwas außerhalb der Stadt mitten in den Reisfeldern und Karstfelsen, wie sie hier in die Landschaft zur sogenannten "trockenen Halongbucht" hineingeworfen wurden - wunderschön.


13.06.19

Bei der Ankunft in Tam coc am 09.06. In den Abendstunden wussten wir schon, dass sich unser Bungalowvermieter etwas verkalkuliert hatte. In den hiesigen Ferien und zudem am Wochenende hatte er wohl auch einer etwas zu großen vietnamesischen Urlaubsgesellschafft zugesagt. Doch hat sein Bruder ganz in der Nähe auch eine Bungalowanlage, in der wir für die erste Nacht unterkommen konnten. Es stellte sich heraus, dass diese noch viel hübscher ist als die von uns gebuchte, und so hätten wir gern all unsere Tage hier verbracht. Doch soweit ging die Brüderlichkeit dann doch nicht, und nach der ersten Nacht zogen wir noch einmal um. Wunderschön war es hier allerdings überall und einen Pool - ganz wichtig für die Kinder - hatten beide Anlagen! Mit Blick auf die Reisfelder umgeben von den fantastischen Karstfelsen genießen wir die Sonnenuntergänge und Matze auch mal ab 5:00Uhr morgens den Sonnenaufgang. Kerli hatte beim Vorbuchen ein sehr glückliches Händchen, den unserer viel gepriesene Reiseführer gibt für diese wunderbare Region keine guten Angaben und übergeht Tam coc fast völlig. Dabei ist genau hier das landschaftliche Highlight der Region und wir können direkt vom Bungalow aus in die Berge hineinlaufen, oder auch mit den lustigen klapprigen Leihrädern hineinradeln. So schön wie es im Abendlicht mit der kleinen Radtour begann und so unschön endete es leider. Während Matze noch Fotos machte waren die anderen schon ein paar Meter zu einem Tempel vorgefahren. Theo war nicht ganz so interessiert dort hineinzughehen und blieb mit dem Rad draußen stehen. Etwas herumtüdelnd fällt er ganz unglücklich aus dem Stand mit dem Rad um wobei die messerscharfe Schutzblechkante ihm eine wirklich tiefe hässliche mehrere Zentimeter lange und klaffende Schnittwunde am Unterschenkel zuführt. Theo blutet "wie ein angestochenes Schwein" und Kerli aus Ermangelung besserer Dinge die Bei. Und die Wunde mit ihrem Bauchgurt ab. Eine sehr nette Dame aus dem Tempel eilt zu Hilfe und bietet frisch durchgekaute Kräuter, die sie aus ihrem Mund herausbringt zur Wundauflage an. Da lehnen wir doch dankend ab und Matze der inzwischen auch eingetroffen ist, radelt nach kurzer Wundinspektion zum Bunalow zurück und holt das Desinfektionsmittel und Verbandszeug. So könne wir westlich schulmedizinisch die Wunde erstversorgen. Die nette Dame ruft uns ein Taxi und ab geht es die Klinik ins nahegelegene Ninh Binh.

Der Schock saß erst einmal tief. Noch ein paar Stunden zuvor hatten wir die Jungs beim wilden Spielen im Pool etwas zurückrufen müssen, mit der Begründung, dass wir hier nicht ins Krankenhaus möchten, da der Standard sicher nicht so toll ist. Aufgenommen wurden wir als Selbstzahler allerdings sehr nett. Die Ärzte kümmerten sich sofort um die einzigen leuchtend weißen Patienten der Notfallambulanz. Bestaunten die Wunde auf dem Flur und transferierten uns in ein Behandlungszimmer, wo schon ein älterer Herr mit einer großen Kopfplatzwunde lag und gerade Bluttransfusionen erhielt. Bis dahin konnten wir durch große Fenster die Intensivstation einsehen, auf der ausschließlich beamtete Patienten auf sehr schmalen lazarettartigen Liegen behandelt wurden. Die Pflegekräfte in ziviler Kleidung, die Beatmungsmaschinen jedoch hochmodern vom deutschen Herrsteller aus Lübeck! Matze inspizierte die Vorbereitung des Nahtbesteckes, was immerhin ziemlich steril ablief. Auch die Wundversorgung selbst verlief sehr professionell, so dass wir über die wirklich sehr speckigen Kittel der Ärzte (immerhin Berufskleidung 😉) hinwegsehen konnten. Theo war extrem tapfer und wollte beim Nähen sogar zusehen, was gar nicht so einfach war, da er hierzu auf dem Bauch liegen musste. Zum Abschluss gab es noch eine Tetanus-Auffrischung und nach einem knappen Stündchen konnten wir die Ambulanz schon wieder verlassen. Eine Rechnung gab es nicht, dafür hätten wir wohl zu einem Spezialisten transferiert werden müssen, und dies hätte lange gedauert. So bezahlten wir ohne Quittung, was bei einem Kostenpunkt von etwa 12€ zu verschmerzen war. So schnell waren wir in Deutschland nie aus einer Notfallambulanz wieder heraus! Etwas Glück war aber auch dabei. Als wir die Ambulanz verließen, brachten gerade zwei Männer einen wirklich übel zugerichteten Jungen mit sehr vielen großen blutigen Wunden auf dem Moped in die Ambulanz. Da hatten die Kollegen in der Ambulanz sicher alle Hände voll zu tun! Der Junge tat uns natürlich sehr leid!


Zurück in unserer Bungalow-Herberge versorgten uns unsere Gastgeber freundlicherweise noch mit gebratenen Nudeln, dann ging es schnell ins Bett. Den nächsten Tag ließen wir natürlich sehr ruhig anlaufen. Mit Humor nahm Theo sein Oberkörperbad im Pool, das bei 38°C trotz der Einschränkung ein wenig Erfrischung brachte (soweit ein sicher 28-30°C-kühler Pool halt so erfrischen kann 😀). Zum Nachmittag unternahmen wir eine schöne Bootstour, die uns auf dem Flüsschen, das sich hier durch die Berge schlängelt, über knapp zwei Stunden entlangführte. Auf dem Weg durch die Berge passierte der Fluss mit uns gleich drei Höhlen, da er sich seine Weg durch die Felsen hindurch gearbeitet hatte. Schöffriert wurden wir übrigends von Damen, die sehr geschickt ihre Boote mit den Füßen vorwärtsbewegen und lenken. Vor der Bootstour mussten wir uns aufgrund der inzwischen 39°C Außentemperatur (laut Wetterapp gefühlte 45°C) noch in einen Lokal mit einem Kaltgetränk und dem ersten Eis, dass wir uns hier trauten, erfrischen. Am erfrischenden jedoch waren, die eisnassen Tucher,  die wir serviert bekamen. Das Eis sah auf der Karte sehr lecker aus, doch keiner von uns bekam die drei Kugeln, die er bestellt hatte, und der Geschmack war teils abenteuerlich. Matze verdrückte all die übergelassenen Portionen und hat's glücklicherweise gut vertragen 😉. 

Inzwischen hatten wir unseren Tam com - Rhythmus gefunden. Nach dem Frühstück und einem morgendlichen Bad im Pool warteten wir die ganz große Mittagshitze ab und zogen zum Nachmittag los. Erst wieder ein Kaltgetränk zur Motivation und danach sollte der Hang Muo oder auch Lying Dragon Mountain unser Ziel sein. Also rauf aufs Rad (diesmal vorher geckeckt, dass es keine messerscharfen Kanten oder Ecken gibt) und los gehts. Nur 5 Kilometer raus aus dem Dorf und durch die Reisfelder sollte ja kein Problem sein. Das kam dann allerdings doch, hinter uns zog sehr fix ein mächtiges Gewitter auf, und der erste riesige Blitz mit praktisch zeitgleichen Donner ging so tief herab, dass man glaubte er würde ganz Tam coc in Brand setzen. Da waren wir aber ganz schnell wieder vom Rad runter und ins erste beste Haus unter ein Vordach geflüchtet. Dies muss irgendeine wichtige Behörde gewesen sein, wie wir schnell bemerkten. Große dunkle Wagen vor der Tür, Uniformen oder sehr fein gekleidete Vietnamesen. Erst wurden wir etwas skeptisch beäugt und Theo, der sich aufgrund seiner weichen Knie auf den Boden gesetzt hatte, gleich wieder in den Stand beordert. Doch wenig später faste sich eine nette Dame ein Herz für die fremde Familie und schloss eine Art Versammlungsraum auf, in dem wir das Gewitter abwarten konnten. So schnell es kam, so schnell war es auch wieder weg, und wir konnten unseren Weg nun durch so manche riesige Pfütze fortsetzen. Der Berg mit dem Drachen und zwei kleinen Pagoden darauf war wie die meisten Attraktionen hier in eine Art kleinen Park eingefasst. Die Eintriftspreise sind in der Regel recht deftig, wie wir nun schon gelernt hatten. Also zahlten wir unsere 600.000 Dong - etwa 22€ - und nochmal 20.000 fürs Fahrradparken (4x5000, eines hatten sie uns erlassen 😉) um an ein paar schönen Blumenbeeten, Lampions und Souvenierbuden vorbei zum Fuß des Berges spazieren und dann über knapp 500 Stunden hinauf steigen zu dürfen. Die zwei benachbarten Hügel sind wirklich nicht sehr hoch, doch oben angekommen waren wir uns alle einig, noch nie so geschwitzt zu haben! Wir waren aufgrund der 38°C und den gefühlten 100% Luftfeuchtigkeit nach dem Gewitter durch und durch nass und das Wasser hörte nicht auf zu laufen. In einem dreiviertel Stündchen hoch und runter ganz sicher mehr Flüssigkeits- und Salzverlust als beim Marathon. Der Ausblick war jedoch grandios, so dass es der schweißtreibenden Mühe wert war.

Unseren letzten Abend in Tam coc ließen wir in unserem Lieblingslokal, in dem es superleckeren, sicheren Salat und zur Abwechslung auch sehr original schmeckende westliche Speisen (z.B. echte Holzofenpizza) gab, ausklingen. Nach dem "Schwitzberg" konnten die Jungs ihre Pizza kaum erwarten. Am 12.06. Geht es früh morgens nach Ninh Binh zum Bahnhof. Der Ablauf auf den Bahnhöfen hier ist für unsere Verhältnisse auch sehr ungewöhnlich. Alle Reisenden warten in einer großen Halle bis kurz vor Zugeinfahrt. Erst dann wird der Bahnsteig geöffnet. Wenn nur eine Handvoll Züge am Tag fahren, kann man das so machen. Wir bezogen unsere Liegen in den Sechserschlafabteilen und es folgten 14 Stunden Zugfahrt nach Da Nang von wo es noch einmal eine dreiviertel Stunde mit dem Taxi weiterging nach Hoi An. Die Zeit verging erstaunlich schnell, gerädert waren wir danach trotzdem.

17.06.19

Von Hoi An hatten wir noch gar keine rechte Vorstellung. Wir wussten, dass es eine schöne kleine vietnamesische Stadt zwischen Fluss und Meer sein soll, und das sich wohl viele Touristen aufgrund des netten Flairs hier länger als geplant aufhalten. Gekommen waren wir, um von hieraus einen Ausflug nach My Son, einer uralten Tempelanlage der Chamkultur und um einen Schnorcheltrip zu den vorgelagerten Chaminseln zu unternehmen. Zunächst wollten wir jedoch nach der langen Zugfahrt einen Tag ausspannen. Nach langem Ausschlafen machten wir uns auf den Weg ins Zentrum und landeten direkt am Hafen in einer netten Kaffeerösterei. Vietnam ist wohl der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt und die wirklich netten Kaffeehäuser der Stadt, in denen es alle Spezialitäten heiß oder kalt serviert gibt, sollten wir in den nächsten Tagen noch öfter frequentieren 😋. Von unserem Frühstücksplätzchen in der Rösterei konnten wir direkt das bunte Marktleben beobachten. Da hier morgens auch der frische Fischfang feilgeboten wurde, waren die Aromen die herüberwaberten teils jedoch speziell. Aber Fischmärkte sind natürlich hochinteressant, Gerüche hin oder her, so dass wir den Markt unbedingt ausführlich besichtigen mussten. Für Johann an diesem Morgen etwas schwer, da sie ein wenig Bauchgrummeln entwickelt hatte Für sie viel genüsslicher waren die Obst - und Gemüsestände. Und was wäre ein fernöstlicher Markt, wenn es da nicht auch ein paar Skurilitäten wie eingelegte Schlangen und Skorpione gäbe 😀.

Hoi An ist als Stadt der Schneider bekannt, und auch wenn man sich nicht unbedingt etwas maßanfertigen lassen möchte, gibt es unendlich viele Geschäfte, in denen man bei allerlei Tünnef aber auch wirklich schönen Kunsthandwerkswaren schnell in den Kaufrausch geraten kann. Hier mussten wir uns daher nun das erste Mal ein Täschchen nachkaufen, da unser Rucksackplatz doch etwas eingeschränkt ist 😉. Wunderschön sind in der Stadt, die tausenden Laternen, insbesondere wenn es Abend wird. Interessant für den nicht so Shoppinginteressierten, ist es beim Schlendern durch die Gassen das alltägliche Leben zu beobachten, dass hier wundersam mit dem andererseits extrem für den Touristen ausgelegten Leben verschmilzt. Da fischt ein alter Herr seelenruhig von seinem kleinen Boot aus direkt an der Touristenpromenade. Ein anderer zieht sich (sehr zur Belustigung einer vietnamesischen Damengruppe) splitternackt aus und nimmt ein Bad im Fluss. Ein regionaler Stromausfall der UNSER Wlan im Cafe flachlegte wird rasend schnell an den abenteuerlichen Strommasten behoben. Gewürze trocknen direkt auf der Touristenmeile und zeitgleich fahren unglaublich große Rikschagruppen vorbei, oder der asiatische Tourist macht vor wirklich jeder Sehenswürdigkeit ein Handyselfi. Schön war auch, wie sich zwei Fischverkäuferinnen nebenbei die Haare trimmten.

Einzig störend bei so einem kurzweiligen Stadtbummel ist die Hitze, die uns immer wieder zu einem Kaltgetränk zwingt 😀, was die Kinder natürlich super finden. Etwas Erleichterung bringt da erst der Abend, wenn die Temperaturen von 37°C auf 30°C fallen. Dafür verwandelt sich nun die Stadt in einem Ameisenhaufen. Wo auf einmal all die Touristen herkommen bleibt etwas schleierhaft, aber jeden Abend füllte sich Hoi An wie Venedig. Ein Großteil des Stadtzentrums ist nun verkehrsberuhigt und verwandelt sich in einen Nachtmarkt. Besonders hübsch sind die Laternenboote auf dem Fluss, nur die  Uferpromenade entlangzuschlendern wird jetzt sehr anstrengend, da man sekündlich in eines der bunten Boote gelockt wird.

Nach Stadtbummel und Shopping ist am Folgetag Kultur angesagt. Halbsechs stehen wir auf und lassen uns nach My Son fahren. Durch die Reisfelder und an wunderschönen Seerosenteichen vorbei geht es zu dieser Tempelanlage der Chamkultur. Gegen 700 nach Christus hatte diese Kultur hier begonnen Tempel zunächst aus Holz und Bambus zu errichten. Später gegen 1000 nach Christus bauten sie immer größere Tempel aus Backstein, die sie mit Baumharz als Mörtel verklebten und überzogen. In der Hochzeit war diese Anlage mit Ankorwat in Kambodscha zu vergleichen, wurde dann aber einige Jahrhunderte später verlassen und ist im Dschungel versunken. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie wiederentdeckt und erforscht. Leider wurde sie im Vietnamkrieg heftig zerbombt, so dass nur wenige Gebäude erhalten sind. Sehr mystisch und beeindruckend empfanden wir die Anlage trozdem, und der Ausflug hat sich sehr gelohnt. Die Umgebung der Tempelanlage ist noch immer kaum erschlossen und sehr verwachsen. Expetitionen sollte man hier als Tourist nicht unternehmen, denn der Dschungel um die Tempelanlage ist noch immer nicht von explosiven Material aus dem Krieg geräumt. Daher passiert man ständig Schilder, die einen daraufhin weisen, die angelegten Wege nicht zu veflassen.

Nachdem wir die kulturellen Zeugnisse der Chamkultur bewundert hatten, machten wir uns am Folgetag auf eine Bootstour zu den etwa 15km vorgelagerten Inseln, die nach dieser Kultur benannt worden sind. Ein herrlich entspannter Tag an Bord des zum Tauchkutter umfunktionierten alten Fischerbootes. Zwei Schnorchelspots sind wir angelaufen, bei denen wir schöne harte und auch ein paar weiche Korallen sowie jede Menge bunter Fische bewundern konnten. Für Johanna und Moritz schön, konnten wir auch "Nemo" sichten. Theo musste leider aufgrund seiner Verletzung an Bord bleiben. Gerade unser größter Fischfan! Ihn müssten wir natürlich kräftig trösten und jedes Fischfoto zeigen. Vieles kannten wir ja schon von h deren Sch öffentlichen auf Bali und in Australien. Bei war jedoch ein wundersames schlauchartigesTier, sicher über einen Meter lang, mit einer Art Tentakeln am Kopfende. Von Johanna endeckt, dachten wir von weitem erst, es wäre eine Seeschlange.

Die Mittagspause verbrachten wir auf einer der Inseln. Moritz und Johanna konnten danach noch die Wasserhüpfburg ausprobieren, und dann ging es zum späten Nachmittag zurück nach Hoi An.

Während die Kinder die Hüpfburg oder den Strand unsicher machten zog Matze mit der Kamera ein wenig herum. Sehr hübsch fand er die aus Strandgut gefertigte Schildkröte. Aber das lustigste war die Bambushütte des "Executive Office of Ong Beach Tourism Zone". Selbst als Tourist kann man in Vietnam viele Berufe sehen, die man hier nicht ausüben möchte. Wie z.B. Die Müllabfuhr, die hier zu Fuß durch die Straßen bei fast 40°C ziehen, oder auf dem Bau mit fantastischen Sicherheitsbedingungen. Aber als Beamter dieses Office hat man es sicher nicht schlecht getroffen 😉!

Am Folgetag, dem 16.06.19 nehmen wir Abschied vom gefühlten Schmelztiegel des vietnamesischen Tourismus Hoi An, dem netten kleinen Hotel mit Pool und fahren mit dem Nachtzug nach Natrang. Von hieraus geht es mit dem Taxi weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Wild Beach Resort so ziemlich im Nirgendwo der vietnamesischen Küste nördlich von Natrang.

21.06.2019

Das Nirgendwo heißt Ninh Phuoc. Westliche Touristen haben wir genau zwei und die auch erst am letzten Tag gesehen. Ninh Phuoc ist ein kleines Fischerdorf an einer langgestreckten Bucht. Das Dorf selbst an einem Ende der Bucht, unser Resort, eine kleine Ansammlung von Bungalows am anderen Ende. Dazwischen ein langer weißer Strand umgeben von sanften Hügeln, begrenzt von ein paar ins Wasser gerollten Felsen. Genau der richtige Ort, um auf unserer bisher recht bewegten Reise etwas zur Ruhe zu kommen. Und die Ruhe nahmen wir uns hier. Lange Schlafen, Frühstücken, lange Baden, Lesen, für die Kinder natürlich etwas Schulprogramm, mal eine Kleckerburg bauen, nachmittags einen leckeren Fruchtsaft zur Abkühlung und schon wieder zu Abend essen, das waren unsere wesentlichen Tagesinhalte.


Unsere Anlage ist wirklich sehr hübsch, und wir hatten direkt den Bungalow am Strand. Doch so schön auch alles vor allem vom weitem aussieht - es bleibt Vietnam. Mit Ratten, großen Kakerlaken und einer unverspachtelten Decke im Nobelbungalow muss man da leben können, was uns glücklicherweise nicht so schwer fällt 😀. 

Ein Wermutstropfen war, dass sich in Nachbarschaft zu unserem Bungalowdörfchen ein Tagestouristenbereich befindet. Hier werden zum späten Vormittag ein paar Busse ausschließlich asiatischer Touristen angefahren und dann im wesentlichen mit Parasailing bespaßt. Das war zwar etwas nervig aber auch eine ganz hübsche Sozialstudie. Während sich ein Großteil der Busbesatzungen am Schirm hochziehen ließ, flanierten einige Damen am Strand entlang (und auch an unserem Panoramafenster vorbei) auch hier wieder um sich in wirklich jeder erdenklichen Pose vor dem türkisen Meer mit dem Handy abzulichten. Wir bauten lieber eine Kleckerburg, die sich letztendlich eher als Kleckerdrachen entpuppte. Zum Nachmittag hatten wir den Strand dann eh wieder komplett für uns. Theo war sehr glücklich nachdem er am zweiten Tag in Ninh Phuoc das erste Mal nach seiner Verletzung wieder ins Wasser durfte. Der Priel, der sich bei Flut bildete, hatte echte Badewannentemperatur, 37Grad mit dem Fieberthermometer festgehalten. Ein Riff zum Schnorcheln gab es in erreichbarer Nähe nicht, aber ein paar Fische und imposante Quallen konnte man auch hier beobachten. Matze nutze die schönen Wolkenbilder, um Fotos bei Sonnenaufgang zu machen. Davon sind ein paar mehr aufgeführt, das 4:45 Uhr Aufstehen, muss sich ja lohnen 😉.

Gleich bei Ankunft hatten die Kinder eine wunderschöne Eidechse entdeckt, die sich direkt neben unserem Beachbungalow sonnte. Ein unglaublich blauer Kopf. Als Australienreisende sind wir ja alle zu großen Echsenfans geworden, so dass wir die Tiere, immer wenn sie sich zeigten, ausgiebig beobachtet haben.

Zwei Spaziergänge haben wir bei all dem Müßiggang aber doch unternommen. Der erste führte uns den Berg hinauf zu einem Wasserfall ein ganzes Stück durch dichtes Gebüsch hindurch. Ein wirklich schöner, wenn auch in der Hitze mal wieder sehr schweißtreibender Weg. Am Ziel erlebten wir allerdings die erste große Ernüchterung in unserem Urlaub. Auch wenn der Wasserfall bei hier noch nicht richtig angekommenen Monsoon nur ein Rinnsal war, hätte es eine wunderschöne Szenerie sein können, wenn nicht offensichtlich einige Vorbesucher massenweise Müll hinterlassen hätten. Es war widerlich und wirklich unfassbar wie wenig Umweltbewusstsein bei unseren vietnamesischen Mittouristen vorhanden ist. Ein paar Vorboten hatten wir schon auf dem Weg hinauf, der in dem dichten Gebüsch gar nicht so einfach zu finden war. Liegengebliebene Mundschutztücher, wie sie hier allgegenwärtig getragen werden, oder auch der ein oder andere zurückgelassene Flipflop wies uns als Wegmarkierung die richtige Richtung.

Unsere Kinder waren wie wir echt geschockt, und haben sofort nachdem wir zurück an unserem Strand waren eine Strandmüllsammelaktion gestartet. Das Plastikproblem ist in den nicht so reichen Ländern - egal wo wir in den letzten Jahren unterwegs waren - nicht mehr zu übersehen. Was den Strand und das Meer hier in Ninh Phuoc betrifft waren wir allerdings positiv überrascht, denn beide waren erheblich sauberer als wir es von Bali gewohnt waren. 

Unser zweiter Spaziergang führte uns die ganze Bucht entlang zum Fischerdörfchen Ninh Phuoc. Auf dem Weg konnten wir das spätnachmittagliche Dorfleben beobachten. Die Fischer werkelten noch etwas an ihren Booten herum. Einige brachten Seetang zum Trocknen an Land, andere sammelten den schon getrockneten Tang in Säcken ein und fuhren ihn mit klapprigen Kleinlastern ab. Wieder andere sammelten das Abendbrot vom breiten Ebbestrand. Mit geübten Blick sehen sie, wo sich Muscheln in den feuchten Sand eingegraben haben, um nicht auszutrocknen. Mit Sicheln, Stöcken oder Händen graben sie diese dann aus. Kinder ob klein oder schon größer spielten am Strand Fußball. Und eine Gruppe Jungs schwamm zu einem der Fischerboote, um darauf herumtollen und ins Wasser zu springen. Erinnert wurden wir allerdings auch ein wenig an unseren Spaziergang am Vortag. Nicht wenige der Kinder hatten als Snack zum Strand irgendeine Chips- Oder Süßigkeitentüte dabei. Und wo die entleert landen, ist leider vorprogrammiert. 


Besonders spannend fanden wir die runden Korbboote, die vor allem zum Transport vom größeren Boot zum Strand und vice versa genutzt werden. Wir haben diese Gefährte mit kleinen Motoren ausgestattet aber auch weit draußen auf dem Meer gesehen - abenteuerlich! Die bunten Fischerboote im frühen Abendlicht mit ihren angemalten Augen waren natürlich eine wunderbare Fotokulisse. Froh waren wir allerdings bei dem flachen Strand immer mal wieder weit ins Wasser laufen zu können. Denn die reichlich vorhandenen Dorfhunde fanden uns weiße Gestalten wohl unheimlich, wollten ihr Hof, Gut und Strand verreidigen und kamen mit bösen Gekleffe auf uns zugerannt. 


Zum Abschluss des Spazierganges gab's noch eine dieser Begegnungen, bei denen man merkt in einer sehr fremden Welt zu sein. Ein vietnamesischer Vater hatte, wie auch immer, einen sehr hübschen kleinen Reiher gefangen, ein Bein an einem Seil befestigt und schwang den Vogel nun am Seil zur Belustigung seines vielleicht zweijährigen Sohnes in die Lüfte. Dem armen Tier wurde fast das Bein ausgerissen, ganz abgesehen von den Ängsten die er auszustehen hatte. Der angeleinte Vogel  wurde dann dem Kindchen zum Spielen gegeben. Auch wenn man sich in fremden Kulturen sicher zurückhalten sollte, konnte Matze sich in dieser Situation nicht an diese Regel halten. Mit einigermaßen ruhigen, deutlichen Worten forderte er das Ende des "Spiels" ein. Wir ernteten zwar etwas verwunderte Gesichter, aber der arme Vögel wurde freigelassen und konnte hoffentlich unverletzt wegfliegen.

Nach einem wunderschönen letzten Abend am Strand soll es am 21.06. Richtung Da Lat in die Berge gehen.

25.06.19

Zum Abschied von Ninh Phuoc zeigte sich noch einmal unser kleiner blauköpfiger Freund, in diesem Falle ein Exemplar mit einem noch deutlich dunkleren Blau. Doch wir wollten weiter. Zunächst mussten wir erstmal mit dem Taxi nach Natrang, von wo aus es mit dem Bus weitergehen sollte. Taxi hört sich immer sehr komfortabel an, ist es aber nicht unbedingt. Zwar gibt es hier ganz moderne eigendlich bequeme und gut klimatisierte Autos, doch ist kaum ein Taxi auf eine knapp drei Monate reisende Großfamilie ausgerichtet. Für die längeren Fahrten kommt in der Regel ein vom Hotel engagieren Fahrer mit seinem Privatwagen etwa in VW-Golf-Größe vorgefahren. Dann heißt es erst einmal den Kofferraum, der hoffentlich nicht mit zu vielen Privatsachen vorgefüllt ist, logistisch gut zu packen. Logistisch Packen ist nach unserer bisherigen Erfahrung etwas, das wir selbst übernehmen, da sonst nur die Hälfte verstaut werden kann. Meist überlassen uns die Fahrer diese Tätigkeit sofort bereitwillig, wenn sie unseren Rucksackberg sehen. Danach zirkeln wir uns in das beengte Auto - vier Leute auf die Rückbank - immer mit der ein oder anderen Tasche auf dem Schoß. Wenn dann die Fahrt wie diese nach Natrang eineinhalb Stunden dauert, ist jeglicher Komforfaktor dahin, und es gibt auf dem Weg schon mal ein wenig Gezeter: "mein Bein ist eingeschlafen, nimm du jetzt doch mal den schweren Rucksack auf den Schoß, aber da sitzt du halb drauf, wie soll ich da den Sack noch nehmen...."😉. Und dann will der Papa auch noch auf halber Strecke kurz anhalten, denn vom Hinweg hatte er die riesigen Seerosen-Felder in Erinnerung, von denen er kurz ein paar Fotos machen wollte. Zum Schluss sind wir immer recht froh, wieder aus dem Taxi zu kommen und in den wesentlich geräumigerenen Bus umsteigen zu können. In Natrang hatten wir noch etwas Zeit, die Kerli und Matze dafür nutzten, kurz an den Strand zu gehen, an dem sich die ganzen westlichen Touristen, die in diese Gegend kommen, tummeln. Wir froh wir doch waren, dass unsere Reiseleiterin Kerli uns dieses schöne abgelegene Fischerdorf Ninh Phuoc als Strandurlaubsziel ausgesucht hatte. Diese Hotelschluchten an der Strandpromenade sind doch nichts für uns. Die Vietnamesen lieben es ja Gebäude, die wir Blumen anmuten, zu entwerfen. In fast jeder größeren Stadt findet man solch ein architektonisches Experiment. Hier in Natrang direkt an der Promenade, so dass wir uns nicht zurückhalten konnten, die hiervon obligatorischen Fotos in lustigen Posen zu knipsen. Auf dem kurzen Weg vom Hanh - Cafe (unserem Busunternehmen) zum Strand passierten wir unzählige schrabbelige und auch schönere Restaurants. Allen gemein war, dass sie große Becken mit Seefood aller Art zur Schau stellten. Dies ist wohl das einzige was uns hier in Natrang hätte reizen können, denn das eine Lokal in Ninh Phuoc, unser Bungalowanlagenrestaurant hatte sich doch recht schnell erschöpft. Und Experimente waren da eher nicht angebracht, wie Kerli bei einer sehr erdigen Wasserspinatsuppe feststellen durfte, die sie mal zur Abwechslung bestellt hatte 😉.

Die nächsten vier Stunden verbrachten wir im Bus. Etwas erstaunt waren wir, dass unser Pausenstop an einer wirklich schönen Anlage erfolgte, die uns sehr an die australischen Roadhouses erinnerte. Nach der Pause ging es über endlose Serpentinen i das südliche Hochhland hinein, in dem Da Lag die zentrale Stadt ist. Das Klima hier in oben ist wesentlich weniger heiß, als das ganze Küstenland was Da Lat zu einem extrem beliebten Reiseziel vieler Vietnamesen macht, die mal der 38Gradhitze der beginnenden Monsoonzeit entfliehen wollen. Da wir grad an einem Freitag anreisen, und auch Wochenendausflüge in Vietnam sehr beliebt sind, mussten wir davon ausgehen, dass es sehr voll sein wird. Das war es auch. Aber so viel haben wir von der vollen Stadt eh nicht gesehen, da wir die zwei Tage hier mit Ausflügen durchgeplant hatten. An Da Lat scheiden sich die Geister. Für die einen ist es die schönste Stadt Vietnams mit all ihren Blumen, die hier in dem feuchtwarmen aber nicht zu heißen Klima überall sprießen. Für sie ist es gar die Stadt der Liebe. Für andere ist Da Lat durch die unglaublich vielen Hotels, die in den letzten Jahrzehnten hier entstanden sind der Tod der Bergindylle, die hier mal herrschte. Die Lage ist wirklich sehr hübsch, und die Stadt überzieht die umliegenden Hügel mit seinen Häusern wie ein Blumenteppich. Das Verkehrschaos spricht allerdings für die Meinungsgruppe zwei. Erstmals haben wir hier in Vietnam Verkehrspolizisten gesehen, die um ihren Job nicht zu beneiden sind. Ein Kampf gegen die Windmühlen oder eher Mopeds und Busse, von denen sich keiner an die angezeigten Anweisungen hält. Trotz der vielen Hotels war die Auswahl der Restaurants, die unserem Geschmack entsprechen (nicht so groß und irgendwie etwas gemütlich) nicht so groß. Da waren wir sehr froh ein vietnamesisch geführtes aber eurpopäisch-italienisch ausgerichtetes kleines Lokal zu finden, das wir jeden Abend wieder besuchen. Am nächsten Morgen genossen wir leckeren Mango Smoothie mit viel Petersilie 😊

Unser erster Ausflug führte uns zu einem der vielen Wasserfälle, die um die Stadt herum zu finden sind. Inzwischen waren wir es schon gewohnt, dass solche erreichbaren Attracktionen sehr touristisch ausgeschlachtet werden. Dies toppte jedoch noch einmal alles, was wir hier bereits gesehen hatten. Mit gleich zwei Rollercoasterbahnen sollte man zum Wasserfall fahren. Es war gar nicht so einfach einen Fußweg dorthin zu finden. Den haben wir jedoch gefunden, und der war auch wirklich sehr hübsch. Am ersten Wasserfall angekommen, waren wir trotzdem etwas entäuscht aufgrund der asiatischen Naturschauspielbetrachtungsweise (fotografieren lassen mit einem Fakeaffen oder als Cowboy auf einem Pony, dass hier den ganzen Tag rumstehen muss). Glücklicherweise blieben tatsächlich 99% der Touristen genau an diesem ersten Fall stehen. Es führte allerdings ein noch ganz verwunschener Weg weiter flussabwärts, zu weiteren Fällen nicht weniger schön, die wir fast allein betrachten konnten und ohne jeglichen Rummel rundherum - es hatte sich also doch noch gelohnt hierher zu kommen!

Besonders gefallen hatten uns ein wunderschöner Schmetteling, der aus einer kleine Pfütze trank und sich lange von uns beobachten und ein alter Herr der mit unglaublichem Geschick Holzfiguren meißelte. Da musste nichts mehr geschliffen werden (so wie bei Matze's Holzarbeiten 😉) Vom Datrangnang-Wasserfall zurück in die Stadt machten wir Halt am Crazy House, das seinem Namen alle Ende macht. Dieses Haus ist eine einzige Märchen- Und Disneyfilmkulisse, jedoch nur für das Kino gebaut. Das dieses wilde Projekt in den Neunzigern im sozialistischen Vietnam genehmigt worden war ist wohl nur damit zu erklären, dass die Architektin die Gemahlin des damaligen vietnamesischen Präsidenten ist. Seit dem ist es vielfach erweitert und mit viel Fantasie ausgeschmückt worden. Mal wandelt man durch Unterwasserwellten, mal zwängt sich durch enge Grotten und dann wieder klettert man über enge Stege, die die Hexenhäuschen und Fantasieburgen miteinander verbinden i  schwindelregenden Höhen. Das ist manchmal schon so abenteuerlich, dass es nichts für Menschen mit Höhenangst ist. Auf kleine Kinder muss man auch gut achten, denn die Absicherung der Stege ist so märchenhaft wie der Rest der Anlage - gut dass es hier keinen "TÜV" gibt, oder dieser bei Präsidentengemahlinnenbauten nicht aktiv wird 😀 Dieses Haus war für unsere Kinder natürlich ein absolutes Highlight, die sollten da gar nicht mehr raus. Natürlich ist das Haus nicht nur zu besichtigen sondern auch ein Hotel, und die Preise waren wirklich sehr moderat um sie, gemessen an der fantasievollen Dekoration und Einrichtung nicht spottbillig zu nennen. Leider waren alle Zimmer ausgebucht, sonst hätten wir uns den Spaß nicht nehmen lassen, hier zumindest eine Nacht zu verbringen.

Nach diesem märchenhaften Hotel schlenderten wir zurück zu unserer eher herkömmlichen Herberge. Doch passend zum Name "Da Lat Coffee House" konnte man sich pure Arabica oder Robusta Kaffee aus der Region jederzeit frisch aufgießen 😋. Zum Abend ging es erneut zu unserem leckeren vegetarischen Restaurant. Auf dem Weg dorthin ging es über mehrere Nachtmärkte, die hier wieder mit spannenden Dingen aufwarteten. Besonders schön anzusehen waren die "farbechten" Obst- und Gemüsestände. Ganz in rot der Erdbeerstand mit kunstvoll gestapelten Früchten. Direkt daneben der ganz in grün gehaltene Gurken - und Avokado-Stand. Hier gibt es unfassbar große Avokados, locker drei mal so groß, wie die die wir so aus unseren Supermärkten kennen. Die würden wir gern nach Deutschland einführen und die vietnamesische Landwirtschaft unterstützen 😉. Bisher vermisst hatten wir Grillstände mit Huhnerfüßen, wie wir sie aus Thailand kennen - nur eine Ecke entfernt von unserem Hotel hätten wir die haben können, konnten aber auch gut verzichten. Ein Foto von den Easyriders müssten wir mit aufnehmen. Das ist kein Motorradclub wie wir ihn aus Deutschland kennen. Mit den Easyriders hier kann man sich, wenn man es noch abenteuerlicher mag als wir, durch ganz Vietnam auf dem Motorrad fahren lassen. Sicher spannend aber sicher auch sehr anstrengend! Im verkehrsberuhigten Zentrum Da Lats waren Himmel und Menschen auf den Straßen, live Musik gab es auch. Sehr lustig fanden wir die vieken , vielen Mützen. Bei 20 Grad zum Abend muss man sich schon mal etwas wärmer anziehen!

Für unseren zweiten Ausflug in die Umgebung von Da Lat hatten wir uns eine Wanderung durch den Regenwald ausgesucht. Wir auch in Sapa gibt es keine festen Wanderwege, so dass wir uns auch hier eine geführte Tour gebucht hatten. Unser Wanderführer war ein sehr nettes junger Mann, der Tourismus studiert hatte und ins wirklich viele Dinge auf dem Weg erklärte.So lernten wir auch hier wieder, was der tropische Wald so an essbaren Pflanzen hergibt. Bananen kannten wir ja schon, die wilden "selbstgeschossenen" schmeckten aber viiieel aromatischer. Begonnen haben wir unsere Wanderung im Chicken Village, das seinen neuen Namen durch eine riesige Hahnfigur erhalten hat. Ein bekannter Künstler Vietnams hat diese aufgrund einer Legende hierhergesetzt. Einst sollte der Sohn einer alten Minderheitenkultur einen Hahn mit neun Sporen an den Beinen finden, damit er seine Geliebte, einer verfeindeten Gemeinschaft angehörig, heiraten durfte. Eigentlich unmöglich fand er solch einen Hahn hier in diesem Dorf und das Paar durfte tatsächlich zusammen sein. Die meisten vietnamesischen Legenden haben wohl eher ein trauriges Ende, diese nicht. Bevor wir starteten konnten wir noch zusehen, wie ein Weberin des Dorfes auf traditionelle Weise Tischdecken herstellte. Sehr aufwendig, unglaublich wie viele Fäden für die Muster vorgespannt werden müssen! Hier konnten wir nicht wiederstehen und haben einen Tischläufer erstanden. Diesen durften wir dann 14 Kilometer über den Elefantmountain durch den Regenwald tragen.

Im Tal begonnen ging es recht zügig den Hang hinauf, an riesigen Jackfruits und Papayabäumen vorbei. Bald erreichten wir einige Kaffeeplantagen. Während in Vietnam aufgrund der fehlenden Höhenlagen vorrangig Robusta angebaut wird gibt es hier um Da Lat auch Arabica-Plantagen. Ein paar reife Kaffeekirschen haben wir auch gefunden, und wir waren sehr erstaunt, dass diese total süß schmecken. Nun können wir auch gut verstehen, warum die marderartigen Baumkatzen die Kaffeekirschen so gerne mögen und sie daher durch ihre Darmpassage zum Luwak-Kaffee veredeln 😀. Die Kinder lernten von unserem Guide zudem, wie sie Schilfhalme durch die Luft torpedieren können.

Nun wurde das Gebüsch immer enger, der Wald immer höher. Lange ging es durch diese für uns etwas unwirkliche Waldlandschaft weiter steil bergauf bis zu einer größeren Lichtung, wo wir ein wunderbares Picknicklunch serviert bekamen. In dieser Mittagpause erforschten wir den Wald um uns herum ein wenig und dabei wäre Matze fast auf ein kleine Echse getreten. In den Blättern am Boden verließ sich das kleine Tier auf seine hervorragende Tarnung, rannte nicht weg und ließ sich schön beobachten. Zunächst recht unscheinbar wirkend, zeigte die Echse aus der Nähe betrachtet eine schöne Musterung. Da es nach der Mittagspause zunächst weiter bergauf ging wurde zur Ermunterung nach guter alter Wandermanier gesungen. Die Vietnamesen lieben Karaoke, möglichst in offenen Lokalen, möglichst laut, was uns schon so manche Nachtruhe verkürzt hat. Daher sang auch unser Guide ein Liedchen vor sich hin, bis er etwas von unserem deutschen Liedgut hören wollte. Wirklich textsicher sind wir dann doch nur bei Kinder- und Weihnachtsliedern, so dass wir mit "Meine Bieber haben Fieber.... " und "Oh du schöhönehe..." handygefilmt durch den Dschungel stapften 😀. Irgendwann war der Gipfel erreicht, und es ging wieder runter. Recht bald öffnete sich nun der Wald und wir sahen schon unserer Ziel, einen großen Stausee, bei dem uns unser Fahrer wieder abholen würde. Natürlich zog der Weg sich noch, 14 Kilometer sind ja auch kein Pappenstiel. Der Weg blieb jedoch bis zum Schluss sehr schön. Nur auf den letzten Metern kamen wir an einer Baustelle vorbei. Hier werden natürlich Hotelvillen gebaut. Eine sehr hübsche Bambus-Anlage, wo wir gern einen Kaffee getrunken hätten passierten wir noch, doch unser Guide hatte es etwas eilig. Während wir dann doch auf unseren Fahrer etwas warten mussten, konnten Theo und Moritz ein paar Angler beobachten, die den Jungen sogar zwei kleine Fischchen schenkten. Doch was sollten wir damit machen, also gaben wir sie wieder zurück. Die größeren Fische wurden gleich vor Ort über dem Feuer gegrillt, die kleinen wollen die Fischer in einem Becken zu Hause großziehen und später verspeisen.

Da Lat ist für uns sicher nicht die schönste Stadt Vietnams, aber die Umgebung mit den Dschungel-bedeckten Bergen und den unzähligen Wasserfällen hat uns schon sehr in ihren Bann gezogen. Doch möchten wir noch ein paar andere Dinge in Vietnam sehen, so dass wir am 24.06. Da Lat mit unserem blauen Hanh-Cafe-Bus verlassen. Das Hanh Cafe lag nach Google Maps ganz in der  Nähe unseres Hotels, so dass wir den kurzen Weg mit Sack und Pack zu Fuß zurücklegen wollten. Das haben wir auch geschafft, leider nur mit erheblichen Schmerzen von der Schlepperei. Denn Google Maps kam mit der Hausnummer 2/6 nicht klar und schickte uns zur Nummer 26. Daher zogen wir die Straße des Hanh Cafes mehrfach hoch und runter, bis wir es endlich mit Hilfe eines netten Vietnamesen gefunden hatten. Angekommen stellten wir fesf, dass wir da jeden Tag vorbeigegangen waren - manchmal ist nicht nur Google Maps blöd sondern man selbst auch noch blind. Die Busfahrt verlief trotz kräftigen Monsoonregens völlig entspannt. Nun sind wir in Mui Ne wieder am Meer angelangt.

29.06.2019

Mui Ne ist ein Ort, der sich an einer 10 Kilometer langen Bucht entlangzieht. An einem Ende der Bucht befindet sich das eigentliche Zentrum, letztendlich ein Fischerdorf. Zum anderen Ende der Bucht sammeln sich immer mehr Hotel- und Bungalowanlagen für die Touristen. Glücklicherweise hat hier bisher niemand große Hotelburgen gebaut, alle Anlagen sind mit hübschen kleinen Gebäuden und Bungalows versehen und verbreiten ein wunderbares "Laid Back Surferfeeling". Genau die sind hier die wesentlichen Kunden, denn Mui Ne ist das Kite Surfer - Zentrum Vietnams. Allerdings sind wir gerade in der Low Season, in der der Wind nicht so kräftig und zuverlässig weht. Daher ist hier extrem wenig los - wunderbar für uns, die all zu große Ansammlungen von Mittouristen wenn möglich meiden. So hatten wir den Strand fast für uns allein und konnten uns in die Wellen stürzen, denn die Brandung war auch ohne starken Wind super! Vorher durften wir direkt vor unserem Familienzimmer beobachten, wie einer der Gärtner unserer Bungalowanlage die Palmen von losen Blättern, Blüten und Früchten für unsere Sicherheit befreite. Wir kannten ja schon die abenteuerliche Klettertechnik, mit der man auf Palmen raufkommt, es ist aber trotzdem immer wieder sehr spannend dies zu beobachten.

Zum Nachmittag frischte der Wind auf und ein paar Kite Surfer waren unterwegs und wir immer toll anzusehen. Direkt am Strand zu unserem Bungalow gehörig war gleich eine der Kitesurfschulen, und da die Jungs dort extrem nett waren, war die Verlockung für Matze zu groß. Er musste einen Kitesurfkurs beginnen und da der Wind gerade gut war, ging es auch gleich los - natürlich zunächst mit Trockenübungen am Strand, die aber auch schon riesen Spaß gemacht haben. Damit sich die Kinder dabei nicht langweilen, durften auch sie , als Matze vom kleinsten Übungsschirm auf den nächst größeren wechselte, mit dem kleinen das Schirmsteuern üben!

Noch haben wir nicht herausgefunden, warum Mui Ne fest in russischer Hand ist.  Es ist wirklich erstaunlich, an fast allen Geschäften steht der Name besonders groß und beleuchtet in Russisch und wirklich in jedem Restaurant ist die Karte neben vietnamesisch komplett in russischer Sprache vorhanden. Lustigerweise gibt's aber offensichtlich auch einige Deutsche, die ihre Spuren hinterlassen haben, denn es gibt mehrere Leuchtreklamen die darauf hinweisen, dass es Brillen und Seehilfen zu erstehen gibt. Besonders beeindruckend - es gibt auch ein deutsches Lokal, in dem man Nürnberger Würstchen, Kassler oder Peter Pan Chickenwings hätte probieren können. Trotz der vietnamesischen Damen in waschechten Dirndels vor dem Lokal konnten wir die Kinder davon abhalten hier hineinzugehen. Das Restaurant unserer Anlage war sehr gemütlich und hatte eine sehr leckere Karte, so dass wir nach einem kleinen Bummel durch die Straße jeden Abend wieder dort landeten. Besonders lecker die fantastischen Gambas! So schrabbelig, wie die Straße mit ihren eher weniger ansprechenden Leuchtreklamen auf den Fotos auch aussehen mag, es gab hier das erste Mal in Vietnam wirklich sehr nette Geschäfte, so dass wir unseren Bikini- oder T-Shirt -Bestand (wir waren beim Packen doch sehr knauserig gewesen) auffrischen konnten 😉. Die Surfer mögen halt auch Fashion, was uns entgegen kommt. Hier auch das erste Mal in Vietnam zu sehen - die wunderbaren "Kratzeisstände". Auf einer Gefrierplatte wird Obst deiner Wahl zerhackt, mit etwas Milch gemischt, ausgestrichen und dabei sofort geforen, danach mit einem Spachtel von der Platte gerollt um es dem Genießer zu überreichen - einfach köstlich und eine klare Marktlücke in Deutschland!

Am zweiten Tag des Kitesurfkurses ging es für Matze nach einer kurzen Wiederholungsübung am Strand gleich ins Wasser. Ihm war gar nicht so bewusst, wie man das Kitesurfen erlent, der Entschluss für den Kurs war ja auch sehr spontan gefallen. Mit Lehrer und Schirm aber natürlich ohne Board ging es ins Meer. Der Schirm zog uns dann weit, weit hinaus, und dabei wurde das Steuern geübt. Das Gefühl war zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, sich im Wasser irgendwie ungeschützt ein paar hundert Meter hinausziehen zu lassen. Gleich auf den ersten Metern erwischte Matze auch gleich ein Qualle, die tüchtig wehtat und auch ein paar Verbrennungen hinterließ. Das sollte noch häufiger passieren, glücklicherweise sind die Viecher hier nur schmerzhaft aber nicht gefährlich. Haie, so versicherte uns der wirklich supernette Surflehrer, hat man hier noch nie gesehen - darauf musste man sich einfach mal verlassen 😬! Am Ende der Einheit wagte es der Lehrer sogar schon mal das Board mitzunehmen. Matze hat es auch zweimal in den Stand gebracht, aber für wirklich nur wenige Meter. Das Schirmsteuern ging ohne Board schon ganz gut, aber die Koordination hochzukommen, Gleichgewicht zu halten und weiter den Schrim mit genau dem richtig Zug im Wind zu halten war doch sehr schwierig. Letztendlich landete der Schirm nach ein paar Metern gleiten doch im Wasser. Da die Wellen inzwischen sehr hoch waren, musste der Lehrer den Schirm bei unserem letzten Versuch freigeben, damit er nicht durch die Wellen beschädigt wird. Da hieß es zurückschwimmen 😀 Das Board wurde von einem netten Kiter eingesammelt, der kam noch einmal kurz vorbeigesurft, hielt punktgenau neben Surflehrer und Matze an (in einer Hand das Board, mit der anderen locker seinen Schirm steuernd) und fragte seinen Freund, ob er ihn nicht auch noch mit reinschleppen sollte. Der Surflehrer war aber nett, lehnte ab und begleitete Matze beim Zurückschwimmen 😁


Matze ruhte sich danach etwas aus, der Lehrer mit seiner Crew ging auf's Wasser und zeigte uns mit wilden Sprüngen, was man beim Kiten so alles machen kann - leider haben wir es verpasst davon ein paar Fotos zu machen, das war sehr beeindruckend! Nach etwas Erholung war Matze allerdings wieder "fotofit". Mui Ne ist nicht nur für seine Winde bekannt, im direkten Hinterland gibt es rote und weiße Dünen. Vom Strand hatte Matze schon gesehen, dass hinter unserem Hotel etwas aus dem Dorf heraus sich eine größere Düne erhebt. Da wollte er hin. Das war gar nicht so einfach, da er hierfür durch extrem enge Gassen an böse kleffenden Hunden vorbei musste, doch mit etwas Geduld hatte er es geschafft. Und es hat sich gelohnt, die Dünenlandschaft war wirklich toll! Nachdem es erst etwas bedeckt war, änderte der Wind die Wolkenbilder und das Licht fast minütlich, die Sonne zeigte sich und legte die roten Sand in Flammen. Zum Schluss gab es sogar noch einen Regenbogen - perfektes Fotoglück!

Inzwischen hatten wir gelernt, dass in der Nebensaison vormittags meist noch Flaute ist, so dass wir vor dem Kitekurs einen Ausflug zu den höchsten weißen Dünen der Region unternahmen. Dazu müssten wir zwar mit einem Taxi 35 Kilometer nach Norden fahren, doch die Fahrt entlang der Küste war sehenswert und die Dünen wirklich fantastisch, so dass sich der Aufwand gelohnt hat. Hier sieht es aus, wie man sich die Sahara vorstellt. Wir waren froh und überrascht, dass an diesem tollen Ort so wenige Touristen unterwegs waren. Während sich die wenigen asiatischen Touristen vor Ort mit Geländewaden oder Quad durch die Sandberge fahren ließen, genossen wir die surreale Landschaft schwitzend zu fuß. Tolle Landschaftseindrücke! Der Wind auf den Dünen schüttelte uns kräftig durch und versandete uns komplett. Kerli musste gut auf ihren seit 9 Jahren erstmals ausgewechselten, neuen Sonnenhut aufpassen, wobei wir wohl Sonnenmützen aller Art ausreichend für einen ganzen Mützenladen aus dem Sand hätten aufsammeln können! Der Wind sorgte nicht nur für reichlich Sand zwischen den Zähnen sondern auch für wilde Frisuren. Beim Durchschauen der Fotos entwickelten wir den Plan, die Bilder den T-Shirt- und Kleiderfirmen als Werbefotos zukommen zu lassen um Einnahmen zu generieren, damit wir unseren Urlaub bis auf weiteres verlängern können 😀!

Leider zeigte sich die Nebensaison ihres Namens würdig, der Wind blieb am dritten und letzten Tag des geplanten Kitesurfkurses ganz aus. Dafür boten uns die Jungs der Surfschule an, allen die Lust hatten eine Wellensurfeinheit zu geben. Da sagten wir nicht nein, und das war eine super Entscheidung. Theo musste leider recht bald aufhören, da er aufgrund des reichlichen "Salzwasser- und Sandgenußes" der letzten Tage einige wunde Hautstellen hatte, die nun deutlich brannten. Moritz und Matze haben es aber mit der Starthilfe der Surflehrer, die Wellen im richtigen Moment zu nehmen, ganz oft in den Stand gebracht und sind viele Meter auf der Welle "geritten". An der Haltungsnote müssen wir zwar noch etwas arbeiten, aber bei der Spaßnote gab's volle Punktzahl!

Nachdem die erste Fotosession in den Dünen so erfolgreich war, musste Matze natürlich die nächsten beiden Morgende zum Sonnenaufgang da hoch. Der Sonnenaufgang war zwar beide Male nicht so fotogen, dafür leuchteten die roten Dünenbereiche im Morgenlicht besonders schön. Die Hunde und die Dünenarbeiter, die hier Sand abbauen und waschen, kannten Matze inzwischen schon. Die Hunde klefften noch wild, blieben aber sitzen und verfolgten ihn nicht mehr, die Arbeiter winkten Matze freundlich zu.

Mui Ne ist mit seiner tollen Umgebung, die wir nur in  Bruchteilen erkunden konnten, seinem wunderbaren Strand, der schönen Bungalowanlage, dem leckeren Essen und aufgrund des entspannten Surferfeelings, dass sich hier eingestellt hatte bisher unser Favorit in Vietnam. Wir waren wirklich traurig diesen schönen Ort zu verlassen. Wir freuen uns trotzdem auf das Mekong-Delta, zu dem es jetzt mit dem uns inzwischen vertrauten Hanh Cafe Open Tour - Bus gehen soll. Zumindest bis Ho Chi Min City, denn von dort müssen wir nach Ben Tre mit einem von unserer nächsten Unterkunft vororganisierten Fahrer weiterfahren. Mit dem Bus in diesen abgelegen Dschungel zu kommen, wäre sehr schwierig geworden. Trotz reichlicher Verspätung unseres Busses in Ho Chi Min City klappte alles, so dass wir gut in der unendlich wirkenden Palmenlandschaft des Deltas angekommen sind.

03.07.2019

So schwer uns der Abschied von Mui Ne gefallen war, so leicht fiel uns die Ankuft in unserem Mekong Home mitten im Delta des gleichnamigen Flusses etwa 12 Kilometer von Ben Tre entfernt. Die Straßen wurden auf den letzten Kilometern immer enger, zum Schluss waren sie für Autos eigentlich kaum noch zu befahrbar und eindeutig vor allem für Mopeds gedacht. Häuser waren kaum zu sehen, da sich hier alles unter den Palmenkronen verbarg. Wir waren in einer Art Palmendschungel angekommen. Die letzten 300 Meter von der schmalen Straße zu unserem Mekong Home mussten wir laufen, den hier gab's jetzt keine Straße mehr. Unser Gastgeber warteten aber schon mit einem großen Karren, auf dem wir unserer Gepäck laden konnten. Begrüßt wurden wir mit einer Kokosnuss zum Trinken für jeden von uns. Danach bezogen wir unsere Bungalows, bevor wir uns in der offenen Küche gleich bei der Zubereitung des Abendessens beteiligen durften. Eine Art Crepes basierend auf Kokosmilch mit Shrimps und Kräutern gab es zum Selbstkochen. Diese wurden dann in große Blätter gerollt und mit der Hand gegessen - köstlich! Schon bei der Ankunft und der herzlichen Begrüßung hatten wir das Gefühl in einer Art Paradies angekommen zu sein. Das Mekong Home ist ein wunderschön angelegter Garten mit kleinen sehr geschmackvollen Bungalows und direktem Zugang zu einem Seitenarm des Mekong. Damit man das geschäftige Leben auf dem Fluss auch in Ruhe beobachten kann, gibt es eine wunderschöne Terasse direkt über dem Flussufer. Ein Teich durchzieht den Garten und überall sprießt, kreucht und fleucht es. Fahrtage sind selbst wenn sie entspannt verlaufen immer recht anstrengend, so dass wir den Tag nach unserer Ankunft ganz faul von Schmetterlingen umflattert, Blüten betrachtend oder süße Eidechsen beobachtend im "Garten Eden" unseres Mekong Home verbrachten.

Am nächsten Tag unternahmen wir eine Flusstour. Nach dem Frühstück wurden wir direkt an unserer Terasse mit dem Boot abgeholt und von unserer Tourbegleiterin begrüßt. Schon am Vortag hatten wir von unseren Gastgebern gehört, dass wir an der ein oder anderen Stelle anlegen werden, um das dörfliche Leben etwas kennenzulernen. Wie umfangreich das Programm sein würde, hatten wir nicht gewusst. Nach einer knappen halben Stunde Fahrt steuerten wir das erste Mal das Ufer an. Unser Ziel war eine kleine Fabrik in der Kokosnusskohle hergestellt wird. Uns wurde immer mehr klar, dass sich hier alles um die Kokosnuss dreht. Das Kokosnusswasser wird zu Getränken aller Art verarbeitet, das Fruchtfleisch und die daraus gewonnene Kokosnussmilch ebenso für Nahrungsmittel oder Kokosölprodukte verwendet, die Fasern der äußeren Hülle werden zu Fußabtretern verarbeitet und die übrig bleibende harte Schale wird zu "Holzkohle" verarbeitet. Damit wird nicht nur gegrillt, es werden sogar Industrieanlagen befeuert. Wenn man schon etwas zum Verbrennen nutzt, eigentlich keine schlechte Option, bei einem so schnell nachwachsenden Gut, dass zudem eh als Abfall überbleiben würde. Leider fehlt jedoch schon bei der Herstellung jeglicher Umweltschutz, wenn man sich die mittelalterlichen Öfen, in denen die Kokoskohle hergestellt wird, anschaut. Vermutlich gibt's in den Industrieanlagen, die diese Kohle verfeuert auch keinerlei Filter. Ein kleiner Trost bei der Besichtigung dieser sonst eher trostlosen kleinen Fabrik - die Arbeiter hier haben ihren Humor nicht verloren, scherzten mit uns und das Wichtigste, sie werden für den Knochen- und Lungen-Job für vietnamesische Verhältnisse gut bezahlt (ca. 5 Dollar/Tag). Unsere Kinder waren nicht wenig beeindruckt, ein bisschen auch schockiert. Wir hoffen, dass sie sich immer wieder mal daran erinnern können, und das Bewusstsein erhalten bleibt, in was für einem "Schlaraffenland" die meisten von uns in Deutschland leben.

Als wir weiterfuhren sahen wir noch einige Schornsteine dieser uns nun bekannten Art in den Himmel ragen. Doch steuerten wir schon unser nächstes Ziel für das komplette Kontrastprogramm an. In dem Dorf, bei dem wir nun anlegten werden aus Kokosnüssen toffeeartige Bonbons hergestellt. Dort lernten wir, wie man die Kokosnuss von der äußeren Hülle befreit, die harte Schale öffnet, das Fruchtfleisch herausraspelt, daraus die Kokosmilch presst und aus dieser durch langes Kochen die Grundmasse für die Bonbons gewinnt. Und natürlich gab es vieles zu probieren sehr lecker 😋!  

Nun ging es erst einmal auf dem Land weiter - mit dem Tuktuk. Unsere nächste Station war eine kleine Besenfabrik. Aus den unterschiedlichsten Blättern der hier wachsenden Gräser und Palmen werden Handfeger und Besen unterschiedlichster Größe in Handarbeit gefertigt. Dies wird von den Frauen der umliegenden Dörfer gemacht, die wenn sie neben der Hausarbeit und Kinderbetreuung Zeit haben, hier stundenweise diese Arbeit verrichten können und stückweise bezahlt werden. Die aktuell gefertigten Besen gehen in den Export nach Kambotscha. Auch dieser Programmpunkt unserer Bootstour war sehr spannend, wenn auch für die Kinder der Tuktukritt das Highlight war 😀.

Immer tiefer drangen wir nun in den Dschungel ein. Das Tuktuk setzte uns an einer der tausenden kleinen Wassersträßchen ab und wir stiegen in zwei Ruderboote um. Hiermit gelangten wir zum Haus eines Dorfschamanen, und wurden mit Tee bewirtet. Der wurde mit hausgemachtem Honig und einer Frucht, die wir noch nicht kannten, einer Art Mischung aus Limette und Orange veredelt. Dazu gab's, wie soll es anders sein, Kokossüßigkeiten. Sonst kommen die Leute hierher, um sich das richtige Datum für wichtige Anlässe wie eine Hochzeit oder einen Hauskauf prophezeien oder absegnen zu lassen. Für diese Tätigkeit gab es extra eine Art kleinen Tempel auf dem verwunschenen Anwesen, der aktuelle allerdings verschlossen war. Wir sind ja auch im Urlaub, müssen uns keine wichtigen Termine von höheren Sphären rückversichern lassen 😉.

Das Kulturprogramm war hiermit beendet, nun ging es ein viertel Stündchen die verchlungenen Wege zu unserem großen Boot zurück. Auf dem Weg lernten wir noch eine neue Art mit Blättern Musik zu machen und wie die öffentliche Waschstelle der Dorfgemeinde hier aussieht. Passend zum Monsoon hatte es zwischenzeitlich kräftig gewittert, und der Mekong war plötzlich ganz schön wellig. Doch der Weg war nicht mehr weit. Abgesetzt wurden wir an einem Restaurant, bei dem uns ein riesiger Elefantenfisch serviert wurde. Dies war der krönende Abschluss unserer Bootstour! Hiernach ging es zu unserem Mekong Home zurück. Dort angekommen mussten wir die Fülle der Eindrücke erst einmal verarbeiten. Animiert durch den Elefantenfisch haben Theo und Moritz im Teich unseres Mekong Home und den umliegenden Bächen sofort die Angelroute ausgeworfen und waren sogar erfolgreich. So gab's zum Abendbrot gleich noch einmal Elefantenfisch (das jetzige Exemplar aus dem Teich etwas kleiner) und gebackene Minifischchen, die wenn auch wirklich mini trotzdem richtig lecker waren.

Die Bootsfahrt mit allen den verschiedenen Dingen, die wir über die Kokoswelt gelernt hatten, war fantastisch gewesen. Auch die Flusswelt selbst war sehr beeindruckend. Wenn man es nicht selbst gesehen hat, ist es kaum vorstellbar, wie das Land von den Flussärmchen und Kanälen durchzogen und geprägt wird. Besonders schön anzusehen ist, dass alle Boote, wie schrabbelig sie auch sein mögen, immer mit frisch angemalten Augen versehen sind. An unserem dritten Mekong-Tag wollten wir unsere Umgebung vom Land aus mit dem Fahrrad erkunden. Theo war ja etwas skeptisch 😉 aber die Räder hier waren, wie alles im Mekong-Home, sehr guter Qualität und schon mit Wasserflaschen und Regenumhängen ausgestattet. Johanna probierte diesen gleich mal aus, da es zum Start unserer Tour kräftig tröpfelte. Das war aber glücklicherweise nur ein sehr kurzer Monsoonschauer, der Rest der Tour verlief erstaunlicherweise komplett trocken. Wenn man sich die Räder im Detail anschaut, ist sehr witzig zu bemerken, das jedes mit ausklappbaren Fußtritten für einen Sozius auf dem Gepäckträger ausgestattet ist 😀!

Zunächst ging es flussaufwärts bis zu einer Fähre. Hier setzten wir zu einer langgestreckten Insel im Fluss über, der wir dann bis fast zum Ende flussabwärts folgten. Erneut überquerten wir den breiten Mekong-Arm mit der Fähre um von dort aus zu unserem Mekong-Home zurückzuradeln. Die Wege auf der Insel waren schmal, wie Fußwege bei uns und abgesehen von einem Moped hinundwieder gab es überhaupt keinen Verkehr. Und offensichtlich gibt es hier auch keinen Touristen. Getroffen haben wir zumindest keinen und in dem kleinen Cafe, in dem wir ein Päuschen einlegten, waren wir die große Attraktion. Zunächst bekamen wir von der Dame des Hauses unsere Getränke serviert, für Kerli und Matze einen sehr leckeren Eiskaffee, für Theo aus Ermangelung anderer Getränke im Angebot eine giftgrüne Mirinda. Die erwies sich als Waldmeister-Limo, was wir hier nicht erwartet hätten. Johanna traute dem giftgrünen Getränk nicht so recht und mochte auch unseren Eiskaffee (obwohl wie immer in Vietnam reichlich gesüßt) nicht. Sie experimentierte daher lieber mit Kokosnüssen. Als der Herr des Hauses kam, der gar nicht so schlecht Englisch sprach, war er sehr überrascht westliche Touristen hier zu sehen. Sehr nett pflückte er Früchte aus seinem Garten und servierte uns diese mit Salz und Pfeffer zum Würzen. Das Würzen von Obst gern auch mit Chili lieben die Vietnamesen, das kannten wir schon, die Früchte selbst hatten wir noch nie gesehen. Am ehesten mit noch ganz festen säuerlichen Birnen zu vergleichen waren sie sehr erfrischend. Die großen Lautsprecher Boxen im Cafe hatten wir schon gesehen, der Herr des Hauses stellte nach seiner Ankunft auch umgehend ohrenbetäubend laute Musik zu unserer Unterhaltung an. Die Vietnamesen lieben laute Musik, und wahrscheinlich noch aus den Zeiten, in denen nicht jeder ein Radio zur Verfügung hatte, wird die Musik für alle Nachbarn zum Mithören aufgedreht. So hört man auch in diesem Kokosdschungel fast immer von irgendwo eine Melodie schwingen 😃.

Auch diese Fahrradtour war wunderbar, und zumindest gefühlt waren wir seit unserer Wandertour in Sapa nicht mehr so nahe an dem normalen dörflichen Leben der Vietnamesen fernab von Touristenpfaden gewesen. Spannend war hier auch die Vogelwelt zu  beobachten, die Eisvögel flogen uns nur so um die Nase. Leider sind dies sehr flinke und scheue Gesellen, so das wir auf der Radtour keinen vor die Linse bekamen. Die Fischfarmen, die wir auf dem Weg passierten waren dafür eher traurig anzusehen. Zwar waren die Becken riesig groß, aber es brodelte darin nur so. Auch als Laie konnte man sehen, dass die Fische ganz sicher nicht genug Platz hatten. Ja das kann einem leider den Appetit auf Fisch verderben. Das mussten wir etwas verdrängen, da wir in unserem Mekong-Home als fischessende Vegetarier gemeldet waren und täglich Shrimps und Fisch in den unterschiedlichsten Varianten serviert bekamen. Nach der Radtour warfen Theo und Moritz natürlich wieder sofort die Angelrute aus, so dass zumindest unser knackiger Minifischsnack auch an unserem letzten Abend im Mekong-Land nicht aus einer Fischfarm stammte. 

Am 02.07.19 mussten wir schweren Herzens unsere letzte Reise innerhalb Vietnams antreten. Mit dem Minibus ging es nun nach Ho Chi Min City, zu der Stadt, die hier im Süden doch meist noch bei ihren alten Namen Saigon genannt wird. Zuvor hatte Matze das Glück, direkt in der Nachbarschaft des Mekong Homes doch noch einen Eisvogel vor die Kamera zu bekommen. An ihren lauten Rufen sind sie akustisch gut zu erkennen, so dass man nur dem Geschrei folgen musste, um sie zu finden. Wer Eisvögel mag und eine Eisvogelsafari machen wollte - hier wäre der richtige Ort dafür! Ganz soviel Zeit hatten wir an diesem letzten Vormittag nicht mehr, aber ein paar Fotos sind ganz nett geworden. 

05.07.2019

Die Fahrt nach Ho Chi Min City verlief völlig komplikationslos, zum Ende unserer Reise in Vietnam hatten wir uns noch einmal den Luxus eines Fahrers gegönnt, der uns direkt beim Mekong Home abholt und in HCMC beim unserer Unterkunft absetzt. Kerli hatte über Booking.com ein Appartement mitten in der Stadt sehr günstig gebucht. Da wird das Ankommen immer spannend, denn man weiß nie so genau, worin man letztendlich unterkommt. Es war, wie immer bei Kerlis Buchungen, ein Volltreffer. Mitten im Zentrum, das hier weiterhin Saigon heiß, ziehen wir im Hinterhaus in eine kleine Wohnung - die einzige vermietete. Rund herum fließt das normale Saigoner Hinterhausleben. Wirklich beobachten wollen wir das nicht, da einem hier viel zu persönliche Einblicke gewährt werden, denn die Wohnungen sind alle offen. Doch ein und ausgehen müssen wir nunmal, so dass man zwangsweise ein paar Einblicke gewinnt - sehr spannend. Doch nach kurzer Erholung von der Autofahrt stürzen wir uns ins Zentrum der Stadt. Kerli hat noch ein paar wenige Shoppingmissionen und natürlich wollen wir etwas zu Abend essen. Beides gestaltet sich gar nicht so einfach, da wir die riesige Stadt (8 Milionen Einwohner) noch nicht kennen, und unser Reiseführer bei Beschreibungen der Städte, wie wir schon mehrfach gelernt hatten, eher mangelhaft abschneidet. Doch wir finden die im Reiseführer empfohlene Shoppingstraße (zwei Parallelstraßen weiter als beschrieben 😉), Kerli kann ein wenig in vietnamesischer Mode stöbern und inzwischen ausgehungert finden wir auch eine Pizzeria. Nach 4 Tagen durchgehend vietnamesischem Essen hatten wieder einmal Lust auf etwas Westliches. Wie eigentlich fast immer in fremden Gefilden ist das Suchen nach den angestrebten Zielen das eigentlich unterhaltsame. Und so lernen wir Saigon gleich kennen, wie es vom Charakter beschrieben ist - eine Metropole im Spagat zwischen der alten vietnamesischen Tradition und dem hypermodernen, neuen Leben. Die fliegenden Händler mit ihren Garküchen auf klapprigen Fahrrädern oder Mopeds ziehen durch die Häuserschluchten vorbei an modernen Clubs, Diskotheken und Leuchtreklamen. Skyscraper sind mitten in eine Gasse alter Häuser gesetzt und hochmoderne Shoppingmalls in denen alle großen und insbesondere auch die extravaganten Marken feilgeboten werden stehen direkt neben dem alten vietnamesischen traditionellen Markt. Für die Gesellschafft sicher eine große Herausforderung, wenn all dies so drastisch und eng aufeinandertrifft wie hier in Saigon, für den Touristen natürlich sehr spannend.

Unseren letzten Tag in Vietnam durchstreifen wir Saigon. Wir besuchen einen der großen Märkte und stürzen uns zwischen die feilschenden und hier sehr vehement und auch körperlich ihre Waren anbietenden Händler. Glücklicherweise waren wir nicht mehr in Not und hatten die Mitbringels und Souveniers schon fast alle auf unserem langen Weg durch Vietnam erstanden. Danach zog es uns zum Skydeck, einer Ausichtsetage im 49. Stockwerk des wohl imposantesten Wolkenkratzers in Saigon. Von hier aus hat man einen wirklich großartigen Rundblick auf diese Metropole, der man nachsagt, dass es die sich am rasantesten entwickelnde Großstadt Südostasiens ist. Am Ende des Tages kommen wir in unserem Appartment erschöpft an und sind ganz froh dass wir das Abenteuer Saigon wohlbehalten überstanden haben. Denn leider bringt das Großstadtleben in einem Schwellenland auch alle bekannten Nachteile mit sich. Im Gegensatz zum Rest Vietnams ist die Kriminalität hier wohl sehr hoch, und wir sind auch auf der Straße angesprochen worden, ja gut auf Matzes große Kamera aufzupassen, da solche Geräte gern mal von vorbeifahrenden Motoradfahrern dem Besitzer aus der Hand gerissen werden. Das Bild in unserem Appartment - Relax You Are Home - passt sehr gut zu dem Gefühl, dass einen erfüllg, wenn man sich aus dieser lauten und quirligen Metropole mit ihrem immer pulsierenden und chaotischen Verkehr zurückziehen kann. Auch wenn wir nur zwei Nächte dort verbrachten, müssen wir eindeutig festhalten - in diesem Appartment haben wir uns zu Hause gefühlt.

Am 04.07.2019 verlassen wir Vietnam mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Diese 6 Wochen waren wunderbar, die Schrecksekunde mit Theos Verletzung ging glimpflich aus und wird unter neue Reiseerfahrung verbucht, die Vietnamreise ist die abwechslungsreichste, die wir bisher mit unserer kleinen Großfamilie unternommen haben und wird uns ewig in Erinnerung bleiben!!!


Mit Stopover in Singapore fliegen wir über Nacht nach Darwin. Singapore Changi Aerport ist der gemütlichste Großflughafen den wir kennen und verleiht uns immer das Gefühl des Urlaubsbeginns. Und so freuen wir uns riesig auf den zweiten Urlaubsteil in Australien. Die Einreise verläuft glücklicherweise ganz unkompliziert. Die Australier sind ja sehr restriktiv, was das Einführen verschiedenster Waren angeht, und viele Souveniers aus Vietnam hätten sicherlich Probleme machen können. Doch diesmal hatten wir den "Familie mit drei müden Kindern nach durchwachter Nacht- Bonus" und sind ohne jegliche Gepäckkontrolle durch die Australien Border Force - Abteilung gekommen. Puh, Aufatmen und zu Hause fühlen, denn nach den vielen Monaten die wir kumuliert in den letzten 10 Jahren hier verbracht haben ist Darwin eine Art zweites Zuhause geworden. So vertraut, wie hier alles ist, gibt es auch ein paar neue Dinge. Die kennen wir zwar schon von unseren Skypetelefonaten, im Original haben wir sie aber noch nicht gesehen. So wuselt hier ein Huhn als Haus- und Kuscheltier durch den Garten und gackert lustig mit den Kindern herum (ein zweites Huhn wuselte bis gestern, ist aber leider einem Raubvogel zum Opfer gefallen 😢). Zudem streift ein Blue Tong Lizard über die Terasse de Hauses.


Nun heißt es jedoch Umpacken und Vorbereiten des Campingurlaubes, denn übermorgen geht es mit Anschi, Michael, Lilly und Emily in den Busch!

07.07.2019

Die Autos sind gepackt, heute werden wir zu unserem Campingtrip in den Australischen Busch aufbrechen. Das Highlight der Vorbereitung war der Einkauf bei Woolworth. Da wir zwischenzeitlich für etwa 12 Tage keine Möglichkeit zum Einkaufen haben werden, musste für die neunköpfige Reisegesellschafft im voraus geplant werden, so einen langen Einkaufszettel hatten wir noch nie! Ein wenig Zeit zum Darwin-Genießen hatten wir aber auch, waren an der Nightcliff Foreshore picknicken und sogar im Deckchair Cinema. Und unser alt bekanntes Possum kam in Anschi und Michaels Garten vorbei uns zu begrüßen.

Nun wird es allerdings für die nächsten vier Wochen auf dieser Website ruhig bleiben, denn die WLAN-Zone verlassen wir heute - bis später!