Australien und Bali 2015
19. November 2015 (Nachtrag 4)
Die letzten Tage unseres Familienausflugs nach Australien wollten wir vorrangig in Darwin verbringen, der kleinen
Großstadt im Norden des Northern Territory, die ein wenig schon zu unserer zweiten Heimatstadt geworden ist. Langweilig wird es hier in dieser surrealer Vereinigung von Stadt und tropischer Natur
nicht. Und genau dies wollten wir auch gern Mirja, Thilo, Iida und Jonne zeigen. Da kam uns der Anruf von Anschi während wir gerade auf dem Rückweg aus dem Kakadu waren gerade recht. Anschi,
Michael, Lilly und Emily wollten den Abend auf dem Darwin Festival verbringen und kurz entschlossen fuhren wir noch mit Sack und Pack direkt ins Zentrum zum Festival. Hier konnten die Kinder nach
einer wilden „Begrüßungsparty“ zu Abend essen, und wir bei einem Bierchen die wunderbare Atmosphäre genießen. Das Kulturelle Angebot in Darwin ist im Jahresmittel sicher nicht mit dem einer
europäischen Großstadt vergleichbar, dafür liegt diese Tropenme-tropole einfach zu weit weg von allem. Für vier Wochen im Jahr allerdings in der schönsten Trockenzeit findet das Darwin Festival
statt. In dieser Zeit werden täglich Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen veranstaltet, und es kommen tatsächlich unzählige Größen der australischen und auch der internationalen
Kulturszene hierher. Und ist man sich mal nicht ganz so sicher, ob man für einen Künstler, den man noch nicht so gut kennt, das Eintrittsgeld investieren möchte, kann man ihn zur Mittagszeit im
Zentrum einfach mal „testen“. Denn hier führen die meisten der Künstler kostenlos eine kurze Kostprobe ihres Abendprogramms vor. Das haben wir uns in den nächsten Tagen natürlich nicht entgehen
lassen.
Doch unser erster Abend wieder in Darwin sollte nach dem Festivalbesuch noch nicht zu ende sein. Noch waren wir ja nicht
geduscht und gewaschen, hatten noch furchtbar schwarze Füße und müffelten so vor uns hin. Die Kinder wurden zu erst grundgereinigt und totmüde ins Bett gebracht. Hiernach wollten sich die Frauen
in die Dusche begeben, doch da war schon eines der netten Haustierchen im Badezimmer in der Wanne auf Jagd, und da wollte nun keiner von uns so recht mit hineinsteigen. Es war eine fast
handtellergroße Huntsman-Spinne. Wir haben inzwischen zwar keine Angst mehr vor diesen Tieren, aber aus der Wanne holen wollten wir sie auch nicht recht. Denn in die Enge getrieben können die
sonst nicht aggressiven Spinnen auch mal zubeißen, und das tut dann sehr weh. Die Spinne hatte auch ein Problem. Sie wollte natürlich - wenn so viele Riesen um sie herumstehen - aus der Wanne
heraus. Die steilen Wannenränder aber waren sehr glatt, und in der Hektik ihrer Fluchtversuche kam sie da nicht so recht hoch. Es half nichts, wenn wir noch zeitnah alle duschen wollten musste
Michael uns retten. Und das tat er dann auch - mit der Hand - Respekt! Dafür muss man wohl mit diesen Tierchen aufgewachsen sein!
Am folgenden Tag feierte Lilly ihren Geburtstag nach. Passend zum großen Hof waren sicher 20 Kinder eingeladen. Eigentlich
reichen ja schon unsere um hier ein großes Chaos anzurichten, und daher waren wir gespannt. Aber der Geburtstagsplan war hervorragend ausgearbeitet. Nach einem netten
Geburtstags-kuchenkerzenausblasen und Geburtstagskuchenessen wurde ein großer Bastelpavillon aufgebaut, der alle Kinder fesselte. Und nicht nur die Kinder, wie auf den Fotos zu sehen ist. Lustig
war, dass diese Fotos in Sekundenschnelle vom Handy der Gasteltern unter „German Tourists“ im Netz gelandet sind – ohne zu fragen natürlich. Ja, wenn man so weit vom Rest der Zivilisation
entfernt wohnt, läuft viel Kommunikation über das Netz. Es war ein sehr schöner Tag und Lilly war richtig glücklich mit Cousins, Cousine und Freunden feiern zu können.
Zwei Ausflüge hatten wir noch vor. Der erste sollte uns in den Litchfield National Park zum Surprise Creek führen. Der
Litchfield Park ist von Darwin aus ganz schnell zu erreichen, und so kennen wir schon einige der Attraktionen dort. Den Surprise Creek jedoch kannten wir noch nicht. Er ist der entlegenste Ort im
National-park und von der Landstraße über eine 40km lange Geländestrecke, den Reynolds River Track, zu erreichen. Hier geht es wieder über Stock und Stein und durch einige Flüsse. Dabei
durchquert man eine der spannend-sten Landschaften des Nationalparks. Den ersten Stopp legten wir an der Blyeth Homestedt ein. Dies ist eine kleiner Außenposten einer Farm der von einer Familie
von 1928 bis 1960 geführt wurde. Noch heute hat man das Gefühl sich im Nirgendwo zu befinden. Wie muss das erst damals gewesen sein, als es praktisch gar keine Infrastruktur hier gab. 14 Kinder
hat die Familie hier großgezogen und in einer kleinen Chronik kann man unglaubliche Geschichten darüber lesen. Zum Beispiel wie man hier mit Verletzungen umgehen musste (könnt ihr auf einem der
Fotos nachlesen) oder wie einer der Jungen ein Krokodil als Haustier hielt, und das süße Tierchen bei Ausflügen zur Hauptfarm sogar auf dem Pferd mitnahm. Nach einem Picknick fuhren wir weiter, da wir den Surprise Creek noch erreichen und uns im Wasser erfrischen wollten. Dabei mussten wir den Reynolds
River durchfahren, worauf wir sehr gespannt waren, denn von dieser Flussquerung hatten wir schon im Internet gelesen. Hier fährt man direkt ins Flussbett hinein und folgt diesem für gute 30 Meter
um dann erst wieder herauszufahren. Zu Beginn der Trockenzeit, wenn der Fluss noch sehr viel Wasser führt, kann das sehr haarig werden. Jetzt war das Wasser jedoch nicht mehr gefährlich tief.
Doch nicht zuletzt aufgrund dieser Flussquerung erinnerte uns die Fahrt an unser Telegraph Track Abenteuer, und daher genossen wir es sehr, noch einmal in die Einsamkeit fahren zu
können.
Nicht lange danach erreichten wir den Campingplatz, bauten schnell die Zelte auf und dann ging es zum Surprise Creek. Der
fällt über mehrere Etagen durch schöne, tiefe nahezu kreisrunde Felslöcher vom Fels-plateau in die Ebene. Es war fantastisch in der Abendsonne die rotglühenden, warmen Felsen zu genießen und von
diesen ins klare Wasser zu springen. Beim Abstieg zum Zeltplatz erkundeten die Kinder ein kleines Loch im Felsen. Die Öffnung war gerade mal zwei, drei Finger breit, doch bohrte es sich recht
tief in den Stein, und es saß offenbar ein Tier darin. Nur hatten wir keine Taschenlampe dabei, um in das Dunkel hineinsehen zu können. Doch das Blitzgerät von Matzes Kamera enttarnte den
kleinen, süßen, sehr hübsch gepunkteten Frosch. Es brach nun unsere letzte Campingnacht hier in Australien an, und sie hätte ruhig ewig dauern können. Aussi-typisch gab es natürlich ein Barbecue
mit zünftigen Burgern. Nur das Abschiedslagerfeuer mussten wir aufgrund der Trockenheit sehr klein halten. In der letzten Campingnacht machte den Kindern sogar das Abwaschen wieder Spaß. Ganz am
Anfang unserer langen, langen Campingtour weckte das Spülen schon einmal große Begeisterung, die dann aber recht bald abebbte, so dass der Dienst immer öfter zwang-haft verteilt werden musste. Die großen Fruitbats, auch gerne als Flughund bezeichnet schauten von den Bäumen dabei zu. Es war gar nicht so einfach, nicht
zu viel Wehmut aufkommen zu lassen, doch wir haben auch diesen Abend unendlich genossen.
Am nächsten Morgen bauten wir die Zelte ab und fuhren zurück Richtung Darwin. Diesmal hatten wir etwas mehr Zeit für die
bizarre Landschaft hier mit den Magnetischen Termitenhügeln, so dass wir einen kleinen Spaziergang durch dieses natürliche „Grabsteinfeld“ machten. Es ist bis heute ungeklärt warum nun gerade
hier in der Region einige Termiten ihre Hügel nach dem magnetischen Feld der Erde ausrichten. Denn das tun sie sonst fast nirgendwo auf der Welt, obwohl es sehr praktisch ist, denn die
Nord-Süd-Ausrichtung der schmalen Kante bewirkt, dass eine der großflächigen Seiten immer im Schatten ist. Diese Temperaturregelung ist für ein so empfindliches Insekt mit dünner Haut hier in den
Tropen überlebenswichtig. Auf dem Hinweg hatten wir aus Zeitgründen auch die Sandy Creek Falls links liegen lassen, was wir auf dem Rückweg natür-lich nicht noch einmal taten. Wir wussten, dass
dieser Wasserfall sehr schön sein sollte, wir wussten aber nicht, dass er das absolute Wasserfallhighlight unserer ganzen Tour mit den Eder-Schulte-Dernes werden sollten. Dieser Wasserfall war
sensationell schön und bettete sich unglaublich harmonisch in die Landschaft ein. Leider wissen auch die Tourveranstalter aus Darwin, dass dieser Wasserfall zu den schönsten der Region gehört und
fahren inzwischen mit geländefähigen Bussen auch dieses Ziel an. So mussten wir die erste halbe Stunde hier mit einigen Massen zusammen verbringen. Danach hatten wir jedoch den Wasserfall und das
Tal fast für uns allein.
Erneut zurück in Darwin hatten wir gleich den nächsten Geburtstag zu feiern. Kerli durfte mal wieder in den Tropen mit
Blumen im Haar ihren Ehrentag begehen. Ein australischer Geburtstagskuchen mit Icing statt Zuckerguss und schöner Verzierung durfte natürlich nicht fehlen. Und da die Australier Geburtstage gerne
mal recht kitschig, amerikanisch begehen, musste Kerli sich auch über Melodiekarten, Luftschlangen und Tröten freuen! Die Kinder waren auf jeden Fall happy! Nun, und damit man nicht aus der
gerade gewonnenen Feierroutine kommt, haben wir am darauf folgenden Tag gleich Thilos Geburtstag gefeiert und ein bisschen auch Kerli und Matzes zehnten Hochzeitstag. Das Feiern ist aber auch
anstrengend und macht ganz schön müde, wie man Theo und Moritz es ansieht!
Einen zweiten Ausflug hatten wir zuvor erwähnt, und den konnten wir noch einmal alle gemeinsam - Anschi, Michael, Lilly,
Emily, Mirja, Thilo, Iida, Jonne, Kerli, Matze, Johanna, Moritz und Theo - unternehmen. Wir fuhren im Sonnenaufgang zum Mary River, wo wir ein Hausboot gemietet hatten. Darauf verbrachten wir den
ganzen Tag und gondelten langsam über den Fluss und durch den angebundenen Billabong. Das Hausboot auch als Partyboot zu mieten hat eine kleine Küche, so dass wir für das leibliche Wohl (noch
einmal Aussi- oder Veggi-Burger ;-) ) nur den Grill anwerfen mussten. Die Landschaft war wunderschön und da wir das Boot selber lenkten, konnten wir alle Attraktionen mit Ruhe genießen. Konnten
so langsam wir wollten an den Seerosen vorbeigleiten oder das Krokodil am Ufer mit Ruhe beobachten. Besonders toll waren hier die Weiß-bauchseeadler, von denen wir gleich mehrere Paare fast
hautnah erleben durften. Vom Oberdeck des Bootes aus konnten wir sogar das eine oder andere Portrait ablichten. Als große Natur- und Wasserfreunde hätten wir hier sicher Tage zubringen können,
und auch den Kindern wurde es nicht langweilig. Spiele hatten wir natü-rlich mit und Motive zum Malen gab es in Hülle und Fülle um uns herum als auch in der Erinnerung aus den letzten Wochen und
Monaten. Und natürlich durfte eine Jogastunde von Anschi nicht fehlen! Selbst die klein-ste machte hier fleißig mit! Fast hätte es am Ende noch eine Sensation gegeben. Hinter unserem Boot zogen
wir die meiste Zeit Theos Angel mit einem Blinkerfisch daran hinter uns her. Wir glaubten nicht wirklich, dass wir dabei etwas fangen könnten, doch Theo schaute immer wieder ganz aufmerksam auf
die Angel. Und dann sagte er, da wäre was dran, und der Fisch wäre da hinten schon aus dem Wasser gesprungen. Also hieß es zügig die Sehne einholen. Und tatsächlich hatten wir einen großen
Raubfisch am Hacken. Wir kämpften eine Weile mit ihm und hofften ihn nun über die Reling auf das Boot zu
holen. Leider riss kaum das der Fisch in der Luft mit irrer Kraft und Verzweiflung zappelte die Sehne, und weg war er, unser großer Fang. Nun mussten wir Theo trösten, doch es war bewiesen, dass
man auch mit seiner Angel Fische fangen kann, vielleicht müssen sie nur etwas kleiner als dieses Riesenvieh sein. Die Angel passte nicht mehr in unser Rückreisegepäck, aber Anschi bringt sie bei
ihrem nächsten Deutschlandbesuch mit, und dann müssen wohl die Fische in der Weser um ihr Wohl bangen!
Nach diesem Ausflug hieß es langsam Abschied nehmen. Wir besuchten noch einmal den Mindl Beach Market mit seinen Gauklern,
Artisten und unzähligen Markt- und Fressbuden. Der Sonnenuntergang, für den der Markt so berühmt ist, zeigte sich das letzte Mal für uns in den surrealsten Farben. Und unsere Lieblings-picknick-
Spiel- und Entspannungsecke das Nightcliff mit seinen Felsen und Stränden wurde nun fast täglich von uns besucht. Auch das Nightcliff verabschiedete sich mit den ersten Wolken der bevorstehenden
Regen-zeit in den prächtigsten Farben im Morgenlicht. Verabschieden wollten wir uns auch von all den süßen „Haustieren“ in Anschi und Michaels Garten. Nun ja, der Huntsman Spider winkten wir nur
kurz zu, aber dem Bendicut (eine Arte australischer Beutelhase) und den Froschis schickten wir dicke Küsse und unsere Lieblinge, die Possums bekamen sofern sie es zuließen noch ein kleines
Leckerli von uns. Am Strand der Casuarina Coastal Reserve gingen wir noch einmal auf Muschelsuche und konnten uns von den strahlenden Eisvögeln, die wir auf dieser Reise so oft gesehen hatten,
verabschieden. Dann hieß es schon die Eder-Schulte-Dernes zum Flughafen zu bringen und auch unsere Sachen zu packen.
Ein Wunsch der Kinder war es, noch ein letztes Mal das Wellenbad bei der Waterfront zu besuchen. Da gab es nichts gegen
einzuwenden, denn hier hatten wir immer richtig viel Spaß! Den letzten Abend verbrachten wir mit Anschi, Michael, Lilly und Emily noch einmal am Rapid Creek, wo ein, zwei Mal die Woche ein
Italiener Pizza und Pasta zum Genuss am Strand anbietet. Die Kinder bauten noch einmal Sandburgen für die Einsiedlerkrebse und wir nutzen das wunderbare Abendlicht, um sie alle zusammen im
Regenbogendress für ein Bild im Wohnzimmer festzuhalten. Dies hatten wir 2011 am Strand von Broome das erste Mal gemacht, wobei die Kinder die Regenbogenkleider nur durch Zufall alle anhatten.
Seitdem möchten wir bei jeder Gelegenheit ein Update dieser Strandszene aufnehmen.
Am 27.08.2015 steigen wir in den Flieger und machen uns über Singapore, Dubai und Hamburg auf den Weg zurück nach Bremen. In den Augen von Theo, Moritz und Johanna kann man sehen, was für eine fantastische und unvergessliche Zeit wir erneut in Darwin und Nordaustralien als Familie verbringen durften!
16. Oktober 2015 (Nachtrag 3)
Eine Bootstour auf dem Yellow Waters Billabong bucht man in der Cooinda Lodge. Da bietet es sich an, dort auch gleich zu übernachten. Wie es sich für eine
Lodge gehört, kann man das in kleinen Hütten, die aber hier in Australien meist nicht besonders einladend sind. Das kam für uns eh nicht in Frage, da wir, wie immer auf unserer Tour, zelten
wollten. Die Cooinda Lodge ist eine sehr kommerzielle Einrichtung, aber der Campinplatz ist vom Trubel etwas abgelegen, naturbelassen und sehr schön. Und den Luxus eines großen Pools, warmer
Duschen und einem recht guten Restaurant nimmt man nach einer Woche Busch gern mit. Im Lokal konnte man natürlich Känguru und Krokodil ausprobieren, aber es gab auch hervorragenden lokalen Fisch,
den wir bevorzugten. Allerdings hat Matze einen Salat mit Kakadu-Pflaumen und Krokodilhäppchen ausprobiert. Krokodil ist eine recht merkwürdige Mischung aus Huhn und Fisch, so dass es für den
wahren Fleischesser wohl nicht zu den Delikatessen zählt, und auch Matze fand den Fisch wesentlich leckerer. Die vegetarische Spezialität der Kakadu-Pflaume kann man als interessant bezeichnen.
Sie ist etwa so groß und fest wie eine sehr unreife Cranberry und geschmacklich eine Mischung aus dieser und einer Hagebutte. Da kommt man als verwöhnter Europäer doch zu dem Schluss, die
Aborigines um einen Teil ihrer Diät nicht unbedingt beneiden zu müssen. Allerdings reisten wir nicht der Küche wegen zum Yellow Waters Billabong, sondern um die fantastischen Natur zu genießen.
Der Billabong mit seinen urigen Paperbark Bäumen, den River Pandanus Palmen der weiten Wiesenlandschaft und der unglaublichen Fülle an Tieren ist für den Naturfreund ein einziges Paradies. Für
Matze den Hobbyfotografen ist er zum Sonnenaufgang ein geradezu magischer Ort. Uns so „müsst“ ihr euch einige Bilder mit Morgenlicht durchfluteten Nebel anschauen.
Schon vor vier Jahren hatten wir hier eine Morning Cruise unternommen, und hatten diese als fantastisch in Erinnerung. Die jetzige sollte noch grandioser
werden. Hier wollte jedes Tier gesehen werden, jedes Krokodil tauchte vor unserem Boot auf, jeder Reiher segelte mindestens einmal vorbei, jeder Seeadler reckte sich auf seinem persönlichen
kahlen Ast, um in den ersten Sonnenstrahlen zu glänzen und sogar der Jabiru, der australische Storch, der gewöhnlich sehr scheu ist, blieb schön im Wasser stehen und ließ sich geduldig
betrachten. Als Höhepunkt führten ein Seeadler und ein Black Kite ein kleines Jagdschauspiel auf. Da attackierte doch tatsächlich der kleine Kite den viel größeren Adler und wollte ihm das gerade
gefangene Frühstück direkt vor unserem Boot streitig machen. Die Gewinner waren eindeutig wir, die diese Aufführung beobachten durften. Der Seeadler ließ den Fisch genervt fallen, und beide
mussten sich ein neues Frühstück suchen. Spannend waren aber auch die Dinge, die unsere Bootsführerin und Guide in Personalunion zu erzählen wusste. Zum Beispiel, dass die Filesnakes, die
australischen Süßwasserschlangen, hier in großer Zahl in den Wurzeln der Pandanus Palmen leben, und dass die Aborigines sie mit den Füßen erfühlen, sie dann mit einer Hand hinter dem Kopf
greifen, blitzschnell in den eigenen Mund stecken und der Schlange mit einem geschickten Biss das Genick brechen. Zwar sind die Filesnakes nicht giftig, aber unglaublich ist diese Art des Jagens
trotzdem, zumal man dabei ja auch auf ein etwas größeres bissiges Reptil treten könnte, dem man dann nicht „so einfach“ das Genick brechen kann. Krokodil Geschichten gab es natürlich auch einige
zu erzählen. Vor gerade zwei, drei Wochen wurde sie Zeugin einer sehr ungewöhnlichen Szene. Ein großes Krokodil Männchen tötete direkt am Ufer ein kleineres. Rangordnungs- und Territorialkämpfe
sind zwar häufig, aber dass dabei der Unterlegene so bewusst tot gebissen wird, ist wohl glücklicherweise selten. Die Bilder kann man bei Interesse unter „croc eats crog yellow water“ googlen.
Die Bilder zeigte sie auf ihrem Handy, von wo aus sie nicht nur im Internet sondern auch in der Fachliteratur gelandet sind. Und damit wir auch die Filesnake Geschichte wirklich glauben, kommt
eine solche Schlange gerade als wir das Boot verlassen, mal kurz zum Luftholen an die Wasseroberfläche.
Nach den Wetlands zog es uns wieder in die Sandsteinfelsen und zu einem Wasserfall. Maguk oder Barramundi George heißt der Ort. Ob es in dem kleinen
Flüsschen wirklich Barramundis gibt, wissen wir nicht so genau, aber traumhaft schön ist es hier allemal. Über die bewusst angelegten Buschbrände hatten wir schon einmal geschrieben, und vorbei
gefahren sind wir daran schon häufig. Doch hier loderte es nur ein paar hundert Meter von unserem Zeltplatz entfernt. Das war doch etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings war die direkte Umgebung
des Zeltplatzes schon komplett verkohlt, so dass der Brand sich nur noch entfernen konnte. Das tat er dann auch und bot interessante Blicke auf spannende Flammenformationen auf den benachbarten
Hügeln in der Nacht. Inder Dämmerung war es spannend zu sehen, wo es in der unmittelbaren Nähe noch so loderte. Da mussten wir gut auf die Kinder aufpassen, denn der ein oder andere Stumpf eines
umgebrochenen Baumes glühte noch in der Tiefe.
Um zum Wasserfall zu gelangen musste man vom Zeltplatz ein paar Minuten mit dem Auto fahren und ein gutes Stück über Stock und Stein durch die eher weite
Schlucht spazieren. Die ersten paar hundert Meter führen durch einen sehr schönen Monsunregenwald, in dem der Rainbow Pitta lebt, ein Vogel, den wir nirgendwo sonst im Kakadu gesehen haben. Nach
dem Passieren der Krokodil Falle und ein paar kleine Wasserstufen flussaufwärts sprangen die Kinder noch bekleidet ins glasklare Wasser und erfrischten sich. Ein paar Minuten weiter kommt man zum
Wasserfall wo sich ein wunderbarer kleiner See befindet, der zum Schwimmen, Springen und Schnorcheln einläd, was wir auch ausgiebig getan haben. Unter dem Fall kann man sich schön die Schultern
massieren lassen. Am zweiten Tag erklommen wir noch die Felsen zum Ursprung des Wasserfalls, denn wir wussten, dass es dort wunderschön geschliffene Felsformationen gibt, die sich Matze natürlich
nicht entgehen lassen wollte. Bei der Kletterei durch die Felsen haben wir dann seit langem mal wieder einen schönen Spotted Monitor gesehen. Leider sind diese großen Echsen hier selten geworden,
denn sie vergiften sich tödlich an der eingewanderten Cane Toad. Diese Riesenkröte wurden vor fast hundert Jahren in Queensland zur Zuckerrohr-Schädlingsbekämpfung eingeführt. Sie stammt
eigentlich aus Amerika. Und dieses Experiment ist komplett nach hinten losgegangen ist. Die Schädlinge wurden dadurch kaum vermindert, dafür hat sich die hässliche Kröte, die das tödliche Gift in
Drüsen hinter dem Kopf produziert, inzwischen in ganz Nordaustralien ausgebreitet. Dort wo sie eigentlich beheimatet ist, kennen Schlangen und Echsen das giftige Tier und rühren es nicht an. In
Australien ist sie den Schlangen und Echsen leider noch nicht vertraut, und so vergiften sie sich beim Verspeisen der Kröte. Einige Monitore sind hierdurch nahezu komplett aus der Region
verschwunden.
Die Nächte verbrachten wir hier am Lagerfeuer und auf der Pirsch nach nachtaktiven Tieren. Da hatten wir großes Glück, den Sugar Glider zu entdecken. Ein
Beutelflughörnchen, dass wir an der Ostküste schon einmal gesehen hatten, und von dem wir nicht wussten, dass es auch hier beheimatet ist. Lustig war für Matze, dass er auf seiner morgendlichen
Fototour an haargenau dem selben Platz wie vor zwei Jahren, als wir schon einmal hier waren, den selben Nankeen Night Heron angetroffen hat. So konnte er auch diesmal diesen schönen Reiher am
bewegten Wasser fotografieren, nur diesmal mit einem besseren Objektiv :-)! Es scheint, als ob die Tiere hier wohl ähnlich wie wir zu hause im Alltag einen festen Tagesablauf haben. Doch über den
Alltag wollten wir uns noch nicht so recht Gedanken machen.
Von der Barramundi Gorge fuhren wir nach Ubirr. Dieser Ort bildet die östliche Grenze des Kakadu National Parks. Auch hier gibt es schöne Felsen, die nun
etwas vereinzelter stehen und nicht mehr so kompakt ein großes Plateau bilden. Klettert man hinauf, bieten sie herrliche Blicke über die Wetlands. An einigen Felsen befinden sich gut 2000 Jahre
alte Felsmalereien, die noch immer sehr gut erhalten und teilweise an den abenteuerlichsten Stellen angebracht sind. Spannende Geschichten erzählen die Bilder über die Jagd und die Mythen der
Aborigines. Direkt über den Artgalleries gibt es einen wunderbaren Aussichtspunkt von dem man weit ins Arnhemland schauen und dabei den Sonnenuntergang genießen kann.
Das Arnhemland gehört den Aborigines und um dort hinein zu fahren, braucht man eine Genehmigung. Das hatten wir schon länger vor, bisher jedoch noch nicht
geschafft. Diesmal hatten wir den Antrag gestellt, in Jabiru das Permit abgeholt und konnten nun am nächsten Tag durch den East Alligator River ins Arnhemland fahren. Die Furt durch den Fluss ist
hier eine asphaltierte Straße, abenteuerlich kann es trotzdem werden, denn wenn die Flut hereinkommt, bilden sich hier starke Strömungen, und es werden jedes Jahr Autos von der Straße gerissen.
Keine schöne Vorstellung, denn hier lauern überall beeindruckend große Krokodile, die mit den Gezeiten auch gerne die Straße passieren. Ein bisschen Abenteuer hätten wir ja gern gehabt - so 40,
50cm Wasser und ein Krokodil am Seitenfenster - aber das war uns nicht vergönnt, denn zu unseren Fahrzeiten herrschte absolute Ebbe. So lag die Furt nahezu trocken vor uns.
Doch gelohnt hat es sich trotzdem. Denn nach der Flussüberquerung fuhren wir durch eine der schönsten Landschaften, die wir hier in der Region gesehen
haben. Dicke, grüne Wiesen gespickt mit gelbroten Sandsteinfelsen und blau schimmernden Billabongs. Vielleicht war es Einbildung, aber irgendwie wirkte hier alles noch unberührter und wilder als
im Kakadu Park. Und so haben wir zusammengenommen auch gleich drei Dingos gesehen, die nur zu schnell oder etwas zu weit weg für ein gutes Foto waren. Leider durften wir hier nicht anhalten, denn
unser Permit bezog sich ausschließlich auf die erste Community, die man erreichen kann, auf Oenpelli. Somit durften wir auch nur in Oenpelli unsere Autos verlassen. Die Community selbst ist ein
recht trostloser Ort, muss man leider sagen. Und die wenigen Bilder, die wir aus den Autofenstern fotografiert haben zeigen dies auch. Dafür wurden wir von hoch in den Lüften kreisenden Pelikanen
begrüßt. Es müssen fast hundert gewesen sein, und es war sehr beeindruckend, denn eine so riesige Pelikan Kolonie hatten wir noch nie gesehen. Sie leben hier auf einem gar nicht so großen
Billabong, an dem Oenpelli sich befindet. Die größte Attraktion hier ist jedoch das Artcenter, das seit etwa 25 Jahren betrieben wird. Es ist als nicht kommerzielle Gesellschaft betrieben, deren
Vorstand vor allem Aborigines bilden. Hier werden den Künstlern Räumlichkeiten zum arbeiten geboten und eine Plattform, die Bilder zu präsentieren oder in große, landesweite Ausstellungen zu
bringen. Man kann den Künstlern bei der Arbeit zusehen, und wie wir im Laufe der Stunden, die wir hier verbrachten, erfahren haben, mögen die meisten es sogar dabei abgelichtet zu werden. Hier
sind sie die „Popstars“, so wird es uns erklärt, und das ist gar nicht abwegig. Denn hier werden fantastische Kunstarbeiten produziert. Einen der Künstler konnten wir beobachten, wie er sein Bild
vollendet. Wir hatten uns direkt in das Bild verliebt. Es zeigt zwei Wasserwarane, Echsen die wir sooft auf unseren Australienausflügen gesehen haben, und die wunderschön sind. Wir mussten
einfach fragen, ob wir das Bild erstehen können. Ein Shop gibt es hier natürlich, denn wenn auch die Gesellschaft keinen Gewinn anstrebt, so sollen die Künstler hier durchaus Geld mit ihrer
Arbeit verdienen können. Eigentlich werden die Bilder erst registriert, fotodokumentiert, geschätzt und dann eventuell zum Verlauf angeboten, doch wir hatten Glück. Das Verfahren wurde
beschleunigt und wir konnten das Bild erstehen. Es wird wohl neben den Erinnerungen an eine unfassbare Familienzeit eines der schönsten und emotionalsten Souvenirs aus Australien bleiben! Das
Gefühl hier noch einmal willkommener Gast in der Kultur der Aborigines zu sein verbunden mit den grandiosen Blicken über den Oenpelli Billabong machte diesen
Ausflug zu einem Höhepunkt unserer Kakadutour.
Auf dem Rückweg hielten wir am Border Store. Eine nette Kneipe mit hervorragender Thaiküche mitten im australischen Outback. Hier hatten wir am Vorabend
diniert, jetzt durften wir die Didgeridoos ausprobieren. Thilo machte das ziemlich professionell und auch unser kleiner Theo bekam recht gute Töne aus dem ungewöhnlichen Instrument! Den nächsten
Morgen brachen wir unsere Zelte ab und fuhren zurück nach Darwin. Noch einmal machten wir in Howard Springs eine Pause und ein wunderbares Picknick mit den Resten unsere Campingkühlschränke. In
dem schönen Flüsschen hier darf man nicht baden, dafür ist eine künstlicher Badebach mit Wasserfall angelegt worden, was ebenso viel Spaß bereitet. Über dem kleinen See kreisten zu unserer
Unterhaltung die farbenprächtigen Rainbow Bee Eater, und zum Ende dieser Zweiwochentour sollten wir in Howard Springs auch noch einen schönen Wasserwaran zu Gesicht bekommen. Was für ein
passender Abschluss, wo wir doch ein wunderbares Bild dieser Tiere aus dem Pinsel eines Aborigines im Gepäck hatten!
28. September 2015 (Nachtrag 2)
Am Sonntag Abend waren wir zurück von unserem Festival-Abenteuer. Viel Zeit die Eindrücke zu verarbeiten hatten wir nicht, denn am Montag Morgen sollten
schon Mirja, Thilo, Jonne und Ida am Flughafen in Darwin ankommen. So gerne hätten wir auch ihnen das Beswick Festival gezeigt, aber das passte nun mal zeitlich nicht. Wir freuten uns riesig auf
sie und in aller Herrgottsfrühe holte Kerli sie am Flughafen ab. Glücklicher Weise waren unsere Kinder noch müde vom Festival und Jonne und Ida sehr, sehr müde vom Flug, denn um die
Zeitverschiebung möglichst schnell zu verarbeiten legt man sich nach der Landung am besten gleich wieder hin und schläft bis Mittag. Das hat gut geklappt und nach der ersten großen
Begrüßungsfreude haben die Kinder den Rest des Nachmittags im Pool verbracht. Familie Schulte-Derne-Eder hatte nun nicht so viel Zeit den Jetlag zu verarbeiten, denn schon am Freitag sollte
unsere Tour Richtung Kakadu Nationalpark starten. Bis dahin unternahmen wir einige kleine Ausflüge in und um Darwin und stellten schon mal ein paar der netten Haustierchen vor, die mit Mirja und
Thilo auch gleich Freundschaft schlossen.
Am Freitag ging es dann mit allen Neunen (Schulte-Derne-Eder-Binders) und den beiden Geländewagen los. Den ersten kurzen
Stop haben wir gerade 70km von Darwin entfernt eingelegt. Hier am Mary River beginnen die Wetlands von Flüssen durchzogen und mit Billabongs den permanenten Wasserlöcher gespickt. Hier beginnt
das wahre Krokodilland und es gibt wohl kaum ein Wasserloch, in dem keines dieser Urtiere steckt. Daher kann man hier auch die Jumping Crocodile Tour unternehmen, eine nette kleine Bootstour, auf
der die Krokodile mit leckeren Fleischbrocken an einer Angel gefüttert werden. Die Guides erzählen dabei zu jedem Tier eine kleine Geschichte, wie groß es ist, welche Rolle es hier in der
Hierarchie spielt und wie viele Füße oder andere Körperteile durch irgendwelche Kämpfe schon fehlen. Die Krokodile werden zwar ein bisschen gefüttert, doch müssen sie sich das Stückchen Fleisch
schon verdienen. Sie müssen halt zur Angel hochspringen, die natürlich möglichst weit über dem Wasser gehalten wird. Das klingt sehr touristisch, ist es auch, aber es ist trotzdem sehr
beeindruckend. Und zudem ist es ein wenig abschreckend, was vielleicht ganz praktisch ist, um die Kinder vom Rand der Wasserlöcher auf unserer Tour fernzuhalten.
Vom Mary River ging es weiter zu den Douglas Hot Springs. Zwar war es abzusehen, dass der Zeltplatz hier an einem langen Feiertagswochenende wie diesem sehr
voll wird. Aber das hat auch seinen Grund. Die heißen Quellen hier ergießen sich in einen wunderbaren, kühlen Fluss, und je nachdem wo man ins Wasser steigt, kann man sich krebsrot kochen lassen,
im badewannenwarmen Wasser Schrumpelhaut erzeugen oder sich von der Hitze des Tages abkühlen. Und wie es für die Region der trockenen Tropen typisch ist, zieht dieser Fluss an jedem Ufer einen
Streifen Paradies mit sich. Besonders mystisch wirkt dieser Ort zum Sonnenaufgang, wenn das heiße Wasser sich in die kühle Luft hinein dampft. Glücklicher Weise gibt es hier nur
Süßwasserkrokodile, so dass man das alles auch angstfrei genießen kann. Auch Anschi und Michael hatten ein langes Wochenende und konnten am Samstag zu uns stoßen. Unsere Tour an diesem
wunderbaren Ort zu beginnen, war natürlich ein Vorschlag von Ihnen. Da Mirja, Thilo und wir die beiden Geländewagen nutzen konnten, hatten sich Anschi und Michael eine kleines Auto gemietet.
Bevor Anschi und Michael zu uns stießen machten wir noch einen kleinen Geländewagenausflug zur Butterfly Gorge. Ein schöne Strecke vorbei an einem Seerosen bedeckten Billabong und mit einer
grandiosen Schlucht als Zielpunkt. Rote Felsen an denen sich Bäume festklammern und ein verwunschener Fluss, was kann es schöneres geben? Und ein bisschen hoch und runter klettern mussten wir
auch, um zu dem traumhaften Sandstrand zu gelangen, von dem man die ganze Szenerie genießen konnte. Sehr sandig war auch die Fahrpiste selbst, und auf dem Rückweg konnten wir Touristen mit Anschi
und Michaels perfekter Ausrüstung ein paar stecken gebliebene Australier aus dem Mull ziehen ;-). Schön waren die Tage hier mit Anschi, Michael, Lilly und Emily und sie erinnerten uns an die
fantastische, gemeinsame Tour zum Cape York. Die dunklen Abende waren ebenso schön und spannend, denn in den Tropen ist in der Nacht einiges Getier unterwegs.
Während Anschi und Michael am Montag wieder Richtung Darwin fuhren, ging es für den Rest in die entgegengesetzte Richtung. Unser Ziel war eigentlich der
Kakadu Nationalpark, nur machten wir einen kleinen Umweg über Katherine. Ja, da waren wir schon zwei Mal in diesem Urlaub, aber das Zelten zusammen mit Kängurus mussten wir Mirja, Thilo und den
Kindern unbedingt zeigen. Denn so nahe und so wenig scheu haben wir bisher nirgendwo anders in Australien diese putzigen Tiere erleben können. Nun sind es sicher nicht die Touristen, die die
Wallabies hier so faszinieren, dass sie täglich zum Campingplatz kommen. Es sind wohl eher die Essensreste, die so anziehend sind. Natürlich sind es wilde Tiere und füttern soll man die
bekanntlich nicht. Aber die Verlockung, ihnen mal das anzureichen, was sie sich eh vom Boden (oder manchmal auch von den Tischen) holen, war dann doch zu groß ;-). Und natürlich konnte man dabei
sehr lustige Fotos machen!
Nach der einen Nacht in Katherine fuhren wir in den Kakadu National Park hinein. Es ist der größte Nationalpark Australiens und man kann hier einen ganzen,
langen Urlaub verbringen, ohne dass es langweilig wird. In den nächsten 10 Tagen hatten wir geplant den Schulte-Derne-Eders eine Auswahl der schönsten uns bekannten Orte zu zeigen, aber auch ein
paar neue Ecken des Parks zu erschließen. Unser ersten Ziel war Gunlom. Allerdings mussten wir auf dem Weg noch unsere Essensvorräte auffrischen, und da dieser Monstereinkauf recht lange dauerte,
kamen wir erst zum späten Nachmittag auf dem Zeltplatz an. Gunlom ist sehr beliebt bei den Australiern, weil es einfach traumschön und noch recht gut zu erreichen ist. Doch die Ferienzeit im
Northern Territory und auch das lange Wochenende waren vorbei, so dass wir den Campingplatz nicht überfüllt vorfanden. Begrüßt wurden wir von Brunbies, den Australischen Wildpferden, die hier
wohl zur Abendtränke kamen. Das war natürlich eine große Attraktion für unsere Voltigiermädels. Während die Erwachsenen nach ausgiebigem Bewundern der schönen Tiere die Zelte aufbauten kletterten
die Kinder auf den Bäumen herum oder fanden vergessene Spielzeuge der Vorbesucher. Die Begeisterung für diesen Campingplatz
war somit von Anfang an groß.
An vielen Orten hier im Kakadu fällt ein kleines Flüsschen von einem Sandsteinplateau als schöner Wasserfall oder über ein paar Kaskaden in die Tiefebene,
und so auch hier. Da sich die Krokodile in den letzten Jahren mehr und mehr ausgebreitet haben, kann man in den meisten Flüssen der Tiefebene nicht mehr baden. Glücklicherweise klettern Krokodile
nicht die Felsen hoch, so dass man in den Wasserläufen des Hochplateaus nach Herzens Lust baden, schwimmen und plantschen kann. Und genau damit verbrachten wir nach dem kurzen Aufstieg den ganzen
nächsten Tag. Und bei dem glasklaren Wasser hier lohnt es sich immer, die Schnorchelausrüstung mit hinauf zu schleppen. Hier in Gunlom konnten wir zum Beispiel ganz niedliche kleine Flusskrebse
und Freshwater-Garnelen beobachten. Erst zum Abend stiegen wir wieder zum Zeltplatz hinab. Nun hieß es, das obligate Lagerfeuer vorzubereiten bevor es zum Holz suchen zu dunkel wird. Ein schönes
Kindertheater boten hierbei die Väter, die die großen, angeschleppten Baumstämme mit der Axt etwas handlicher werden ließen. Ob das unbedingt nötig war, kommentieren wir hier lieber nicht
;-).
10 Tage sind im Kakadu nicht viel, und unser Programm war recht umfangreich, so dass es den nächsten Tag gleich weiterging. Nun wollten wir zur Graveside
Gorge fahren. Der Name klingt recht mystisch und vielleicht sogar etwas unheimlich, aber wir waren hierauf besonders gespannt, da wir diesen Ort noch nicht kannten. Es ist einer der abgelegensten
Plätze des Nationalparks und es ist eine lange Geländewagenstrecke, die hierher führt. Doch der besondere Reiz an diesem Ort ist, dass er den Aborigines der Region heilig gilt und damit für viele
Monate im Jahr gesperrt ist. Zudem wird der Zugang für Touristen auch in den geöffneten Wochen begrenzt. Wir hatten einfach Glück, ein Permit zu ergattern. Es war der einsamste Ort, den wir hier
im Kakadu erleben durften, und es war wunderbar wieder so tief in die Wildnis eintauchen zu können. Der Buschcampingplatz war wieder nur daran zu erkennen, dass ein kleines Schildchen am Baum
angebracht war. Ansonsten war es halt Busch. Zur Förderung der Biodiversität werden in der Trockenzeit überall im Park Feuer gelegt, um das extrem dichte Gestrüpp der Regenzeit auszudünnen. Für
die Region der trockenen Tropen extrem wichtig ist es für den Touristen manchmal nicht so schön anzusehen, und so waren wir hier ganz glücklich, mal ein Plätzchen vorzufinden, das noch nicht
verbrannt war.
So sind wir hier durch mannshohes trockenes Gras gewandert, was besonders spannend war, aber die Orientierung auch nicht
so einfach machte. Streckenweise war der Weg entlang des Flusses durch kleine Bändchen markiert, manchmal fehlten diese aber über große Distanzen und da mussten wir uns den Weg schon selber
bahnen. Unfassbar schön war der Fluss, und selten fühlte man sich so eingeladen hineinzuspringen. Nur wussten wir hier nicht so recht, bis wohin man flussaufwärts mit Krokodilen rechnen musste.
So beobachteten wir das Wasser recht lange, bis wir meinten, dass selbst das tauchfreudigste Krokodil sich mal hätte blicken lassen müssen, wenn es hier noch eines geben sollte. Es gab keines, zu
unserem Glück, denn wenn das Wasser an unserem auserwählten Badeplatz auch schön klar war, so war es ebenso tief. Der Park machte an diesem Ort seinem Namen alle Ehre, und wir konnten weiße, wie
auch schwarze Kakadus schön beobachten. Kingfisher schwirrten am Wasser entlang und viele viele Insekten konnten wir beobachten. Leider war der große Nashornkäfer, direkt auf unserem Weg nicht
mehr lebendig.
So wie wir am Tage Flora und Fauna genießen konnten, ist das Nachtleben in den Tropen ebenso vielfältig und spannend. Hier im hohen Gras hatten wir das
Glück große Stabschrecken im Taschenlampenlicht beobachten zu können. Und ein unglaublich schöner glitzernder, kleiner Geckos faszinierte uns besonders. Der war im großen Lagerfeuerholzhaufen auf
Jagd, und wir trauten uns kaum die Äste ins Feuer zu werfen. Jedes Hölzchen wurde x-mal umgedreht und begutachtet, bevor es ins Feuer gelegt wurde. Wenn das Licht des Feuers immer wieder mal
nachließ zeigten sich fantastische Blicke in den Sternenhimmel, und wir haben hier die hellsten und beeindruckendsten Sternschnuppen unseres Lebens gesehen. Doch auch hier hatten wir nur zwei
Nächte, so dass wir am nächsten Tag weiterfahren mussten. Zurück durch die Wildnis wieder einmal an einigen Brunbies vorbei fuhren wir zum Kakadu-Highway. Der ist trotz seines stolzen Namens nur
eine kleine asphaltierte Straße. Auf dieser fuhren wir nun zum Yellow Waters Billabong, einem der größten Wasserlöcher im Kakadu, das in der Trockenzeit ein Krokodil- und Wasservogelparadies ist.
Hier wollten wir eine Sonnenaufgangsbootstour machen, von der wir in unserem nächsten Ein- und Nachtrag berichten werden.
12.September 2015 (Nachtrag 1)
Als wir in Darwin angekommen waren und Michaels Geburtstag gefeiert war, stellte sich für einen kurzen Moment eine Art Urlaubsendzeitstimmung ein. Die große
Tour, für die wir so viel vorbereitet und geplant hatten, war nun einfach vorbei. Und während die ersten Wochen für uns hier in Darwin im April ganz seicht dahingeglitten waren, so sind die
Wochen der großen Tour viel, viel zu schnell verflogen. Aber wir mussten uns vor Augen halten, dass immer noch fünf Wochen Zeit verblieben. Und wir hatten noch schöne Ziele. Zunächst wollten wir
gleich das nächste Wochenende mit Anschi, Michael, Lilly und Emily campen gehen, nur hatten wir noch keine ganz konkreten Pläne. Doch gab es nicht allzu weit von Darwin entfernt in der kleinen
Aboriginal community Beswick ein Festival. „Walking with spirits“ heißt es, und wird durch die Aborigine Organisation Djilpin Arts veranstaltet. Diese Organisation hat es sich zur Aufgabe
gemacht, die indigene Kunst aus der Arnhem und Katherine-Region, und dabei auch die darstellende Kunst, die Musik, die Tänze zu pflegen, zu bewahren und natürlich auch zu präsentieren. Dazu laden
sie unter anderem einmal jährlich zu dem Festival ein. Zwar ist es eine nichtkommerzielle Organisation, aber der Preis für das Festival muss trotzdem als stolz bezeichnet
werden.
Doch es hat sich gelohnt! Noch nie hatten wir die Gelegenheit solch ein Festival zu erleben. Beswick ist ein kleiner Ort und die Art Gallery, bei der die
Veranstaltung eröffnet wurde ist nicht mehr als eine liebevoll restaurierte Hütte. Nur eine handvoll Menschen hatte sich hier versammelt, und alles wirkte sehr improvisiert und dabei sehr
familiär. Tatsächlich waren hier mehr Aborigines aus der Community als weiße Besucher. In solchen Situationen fühlt man sich hier in Australien als Weißer etwas beklemmt, denn nach wie vor läuft
das Leben der Weißen und der Aborigines hier eher aneinander vorbei, kaum gibt es Berührungspunkte oder Kommunikation und die grauenvolle Geschichte der Unterwerfung ist irgendwie immer im
Hinterkopf präsent. Doch in dieser Atmosphäre hier schwand langsam das Gefühl der Beklemmung, wir waren willkommene Gäste. Nie zuvor konnten wir ganz entspannt neben den Aborigines auf dem Boden
sitzen und die gleichen Dinge genießen und bestaunen. Hier wurde ein großer mit Federn geschmückter Mast aufgestellt, der eine Art zentrales Wahrzeichen für die Community und das Fest ist. Um
diesen Mast wurde getanzt und befreundete Künstler aus dem Arnhemland führten Kostproben ihrer abendlichen Vorführung auf. Tom Lewis, ein hier im Northern Territory bekannter indigener Sänger und
Hauptorganisator des Festivals eröffnete sehr ungezwungen die Veranstaltung. Es war wunderbar so hautnah dabei zu sein. Für Matze kam hinzu, dass das Fotografieren hier erlaubt war, und die
Künstler zum Teil sogar mit den Kameras der Weißen wie indigenen Besucher ein wenig kokettierten. (Nur die abendlichen Vorstellungen auf der großen Bühne sollten nicht gefilmt oder abgelichtet
werden). Sehr viel Landschaft können wir immer wieder mit unseren Fotos zeigen, leider nur wenige Menschen, die wirklich von hier stammen. In Beswick nun
können wir dies ohne schlechtes Gewissen ein wenig verändern.
Nach der Eröffnung fuhren wir gute 45min durch wildes Gelände zum eigentlichen Veranstaltungsort, einer fantastischen Schlucht, die sich hier öffnet und mit
Felsen, Wasserfall, breitem Fluss und dem schönstem Sandstrand eine fantastische Kulisse bot. Hier war eine große Bühne aufgestellt, auf der vom spätem Nachmittag bis tief in die Nacht
unterschiedlichste Künstler mit Gesang, Musik und Tanz auftraten. Schnell stellten wie also unsere Zelte auf, um möglichst bald dort zu sein und um vor den Aufführungen noch etwas die Landschaft
und diese surreale Vereinigung der Kulturen genießen zu können. Und das war einfach nur wunderbar! Die Aborigine-Kinder tobten, badeten und jagten sich und unsere Kinder taten es ihnen gleich.
Dabei hat man sich auch gegenseitig interessiert beäugt, und hätte dieses Festival ein paar Tage länger gedauert, so hätten sich hier ganz sicher weiße und dunkle Kinder so richtig
zusammengerauft. Abenteuerliche Gestalten durften hier natürlich nicht fehlen, und so gab es auch einen Gast von der Küste des Arnhemlandes, der mal eben ein Meeresschildkrötenbaby als Attraktion
dabei hatte. Da konnten wir unsere Kinder nicht zurückhalten.
Als es dunkel wurde, sind viele Lichter auf das Wasser geschickt worden und die Bühne lebte auf. Alles war dabei, vom unglaublich beeindruckenden Aborininal
Tanz, über wunderschön melodische Musik und fantastisch instrumentierten Jazz (inklusive Didgeridoo) bis hin zu Nummern, die allenfalls als familiengeburtstagstaugliche Kabarettstückchen
durchgehen konnten. Doch alle bekamen ihren Applaus, und das Gemeinschaftsgefühl war einfach da. Am Ende tanzten Dunkle und Weiße zusammen im warmen Licht der „Fisch- und Kangurufackeln“ und für
einen Abend hatte man das Gefühl, es gibt doch eine Brücke, die von der einen zur anderen Kultur führt. Es mag eine Illusion sein, aber es wird absolut unvergesslich bleiben. Es war einer der
Höhepunkte der jetzigen Australientour und wohl aller Reisen, die wir so bisher unternommen haben! Am Morgen danach müssen unsere Kinder natürlich das indigene Lebensgefühl, ein Lagerfeuer in der
freien Natur zu jeder Zeit des Tages zu entfachen, nachempfinden. Da machen wir großen gern mit! Etwas ernüchternd war auf dem Rückweg nach Darwin das Raststättenplakat, das
zeigte womit sich sonst so der "gemeine Australier" in der "Down Under - Bild am Sonntag" beschäftigt ;-)!
26.August 2015
Um uns für die weite Fahrt durch das Outback zu motivieren, kehrten wir in Townsville in ein schönes Cafe direkt an der Strandpromenade ein. Neben der
wunderbaren Aussicht gab es dort wirklich leckeres Essen und hervorragende Smoothies. Je länger wir an diesem schönen Ort verweilten, desto mehr Motivation brauchten wir, ihn zu verlassen, so
dass wir auch den Cafe noch ausprobieren mussten. Leider starteten wir damit recht spät und fuhren zu unserem ersten Stopp, den White Mountain National Park, in die Dunkelheit hinein. Die letzten
Kilometer ging es vom Highway aus eine Geländwagenstrecke zum Campingplatz, der sich wirklich im einsamsten Outback befand und völlig verlassen war. So konnten wir uns trotz obligaten Vorbuchen
einer Zeltplatznummer einfach den schönsten Platz aussuchen. Das feuchte aber milde Wetter der tropischen Ostküste hatten wir weit hinter uns gelassen. Wolken gab es keine mehr und es war
ziemlich kühl. So blieben die Kinder im Auto und Mama und Papa bauten das Zelt im Scheinwerferlicht auf. Das Gefühl der Kälte hatten wir schon fast vergessen, aber in dieser Nacht erinnerten wir
uns wieder. Glücklicherweise haben wir für die Kinder Schlafsäcke, die auch im Deutschen Frühling oder Herbst warm halten, so dass Johanna, Theo und Moritz nicht froren. Matze hatte allerdings
nur seinen superleichten Sommerwanderschlafsack mit, der zudem seine besten Tage hinter sich hat. Die warmen Klamotten lagen noch auf dem Autodach und nach dem Abendessen war Matze zu müde und zu
faul, sie herunterzuholen. Das sollte sich rächen, denn diese Nacht wurde für ihn kalt und ungemütlich. Weit entfernt von jeglicher Informationsquelle, ohne Handy- oder Radioempfang erfuhren wir
erst viel später, dass eine extrem ungewöhnliche Kältewelle Nordost- und Ostaustralien erfasst hatte. In der Nähe von Brisbane schneite es sogar, was es wohl seit Jahrzehnten nicht gegeben hatte.
Für Schnee war es im White Mountain National Park (trotz des schönen Namens) viel zu trocken, die Temperaturen in der Nacht hätten das sonst sicher zugelassen. Nun, eine Nacht mal im Outback zu
frieren oder das Frühstück im Fleecepulli einzunehmen ist sicher nicht so tragisch, schade war es trotzdem, das uns hier so ungewöhnliche Temperaturen überraschten. Denn nirgendwo in Australien
hatten wir so viele Monitorspuren wie hier gesehen. Und diesen Spuren nach zu urteilen müssen das sehr große Monitore sein, die hier durch die Landschaft spazieren gehen. Bei der Kälte ließ sich
jedoch keiner blicken.
Weiße Berge haben wir auch nicht gesehen, dafür jedoch typische rote Outback Steinfelder. Die faszinierten unsere Kinder,
da viele Steine schöne Metalleinschlüsse hatten. So mussten wir das, was noch an Platz im Auto war, mit den glänzenden „Kristallen“ beladen. Wasser gab es hier in dieser trockenen Steinwüste
nicht, so dass die Kinder halt ein ausgiebiges Staubbad nahmen, und wir durch das trockene Flussbett spazierten.
Nach einem Tag Pause ging es von den White Mountains nach Mount Isa. Während man bei den White Mountains maximal ein paar rote Felsen finden konnte, gibt es
in Mount Isa tatsächlich einen Berg, der jedoch systematisch im Rahmen eines Kupfertagebaus abgetragen wird. Mount Isa ist DIE Minenstadt Australiens, und neben dem riesigen Tagebau gibt es dort
Minen, die über tausend Meter tief in die Erde reichen und in denen neben Kupfer auch Silber und andere Edelmetalle abgebaut werden. Nach einem langen Fahrtag kamen wir auch in Mount Isa recht
spät an und waren überrascht, alle Campingplätze ausgebucht vorzufinden. Wer fährt freiwillig in diese reine Industriestadt, die eigentlich nur aus Tagebau, Minen und Hochöfen besteht? Nun,
wahrscheinlich ist genau das für den landschaftsverwöhnten Australier ein besonders interessanter Trip. Wir hatten Glück, das an einem der drei Zeltplätze, die wir anfuhren, der Platzwart noch
anwesend war. Der zeigte sich gnädig, und gab uns den allerallerallerletzen Reserveplatz direkt am Toilettenhäuschen, nachdem Kerli mit viel Charme kräftig auf die
„Mutter-mit-drei-Kindern-den-ganzen-Tag-im-Auto-Tränendrüse“ drückte :-)! Zumindest hatten wir noch nie einen so kurzen Weg zu den „facilities“. In Mount Isa war es noch immer kalt, doch diesmal
waren wir vorbereitet und holten alle warmen Sachen vom Autodach herunter. Gekocht haben wir draußen, gegessen haben wir jedoch schön in den Schlafsäcken eingekuschelt im Zelt. Die Minensatdt war
surreal schön im Sonnenuntergang vom Aussichtshügel aus anzuschauen, sonst interessierte uns jedoch eher das Museum mit Ausgrabungen aus der Region. Denn entlang des Flinders Highways hat man
Reste von Sauriern gefunden, und einer der größten Ausgrabungsplätze Australiens in der Nähe von Mount Isa fördert seit über 20 Jahren Fossilien von den abenteuerlichsten Tieren, die man sich
vorstellen kann. So gab es in der Zeit, als die hiesige Wüste noch komplett mit Regenwald bedeckt war, Beuteltiger, Beutelleoparden, Beutelbären, fleischfressende Kängurus und allerlei andere
Kreaturen, die einen ins Staunen versetzten. Auch wenn all die Tiere nichts mit den Namensvettern der anderen Kontinente zu tun haben, so sehen die Modelle doch sehr exotisch, bissig und
gefährlich aus. Zudem sind die heutigen Pythons nur kleine „Blindschleichen“ gegenüber den Schlangen, die vor Jahrmillionen hier herumkrochen. Und auch die größten Monitore und Goanas der
heutigen Zeit sind nur putzige Eidechsen verglichen mit den Riesengoanas, die hier einmal heimisch waren. Theo, und Moritz kuscheln auf einem der Fotos mit einem Exemplar, das bis zu 9 Meter lang
werden konnte! Das Visitor Center, mit der erwähnten Ausstellung und dem Minenmuseum unter einem Dach und Management hat wohl einige „Awards“ gewonnen. Im Cafe, das eigentlich eine ansprechende
Karte aufwies, war außer heißen Würstchen alles ausverkauft und richtigen Kaffee gab es aufgrund des defekten Kaffeeautomaten auch nicht. Die Ausstellung war aufgrund der Informationen sehr
spannend für uns, erinnerte Matze aber aufgrund der vielen zusammengekleisterten Glaskästen an alte Naturkundeausstellungen der DDR und ist nicht mit Museen größerer Städte vergleichbar – Multi
Award Winning hin oder her, da holt einen doch das Outback wieder ein. Doch genau für solche Erfahrungen sind wir ja unterwegs.
Mount Isa ist weit weg von jeder Stadt, ob in Australien oder in Übersee. Von Darwin trennten uns noch knapp 1700km, die
wir in den nächsten drei Tagen zurücklegen wollten. Da wir allerdings auch nur noch drei Tage hatten, um zu Michaels Geburtstag pünktlich zurück in Darwin zu sein, hätten wir jeden Tag fahren
müssen. Die Vorstellung drei Tag hintereinander von morgens bis abends Zelt abbauen, Autofahren, Zelt aufbauen und „nebenbei“ die Kinder zufrieden und satt kriegen zu müssen, war nicht besonders
erbaulich. So verließen wir Mount Isa nicht so sehr glücklich. Aber es fuhr sich an diesem Tag gut und Johanna, Theo und Moritz waren sehr entspannt trotz der unfassbaren Einöde durch die wir
fuhren (und die abgesehen von unglaublich vielen totgefahrenen Kängurus nicht gerade für Abwechslung sorgte.) Zudem hatten wir Glück mit unserem Mittagspausen-Roadhouse, dass wirklich sehr schön
war. Und während wir unsere Wraps auf der Wiese verspeisten unterhielten uns die süßen Galahs, die mit viel Gekrächze und Geflatter hier ebenso ihr Mittag-essen zu sich nahmen. Wir waren weiter
im Fluss und entschlossen uns bis nach Katherine durchzufahren. Das waren 1300km und wir kamen gegen Mitternacht nach 13 Stunden Fahrt an. Glücklicherweise hatten wir in der Dunkelheit keine
Konfrontation mit einem Känguru auf dem Highway und auch die vielen Kühe und sogar ein Paar Wasserbüffel blieben brav am Straßenrand stehen, während wir sie passierten!
Damit hatten wir einen Tag gewonnen, den wir uns auf dem wunderschönen Campingplatz in Katherine ausruhen konnten. In Katherine hatten wir in den letzten
Jahren schon mehrfach gezeltet und wir lieben diesen Platz, da hier zur Dämmerung mindestens ebenso viele Wallabies wie Camper zu finden sind. Das haben wir bisher nirgendwo in Australien so
wiedergefunden und für die Kinder ist es wunderbar, diese süßen Tiere hautnah erleben zu können. Auch für uns war es lustig, zum späten Abend im Zelt zu sitzen und die Wallabies vor der Tür zu
beobachten. Natürlich hatten wir unser Geschirr vom Abendessen extra nicht abgewaschen und Kerli hatte noch etwas Kängurufutter vom Zoo in Cairns aufbewahrt, so dass die Tierchen vor unserem Zelt
auch etwas zum Naschen finden konnten! Überrascht haben uns diesmal die vielen, vielen Papageien, die wir in dieser Anzahl hier noch nicht gesehen hatten. Auch wenn hier in der Trockenzeit fast
nirgendwo wirklich Gras wächst, wurde während wir gerade unser spätes Frühstück einnahmen der Zeltplatz schön gewässert. Warum auch immer, blieb uns ein Rätsel, aber die Papageien freuten sich
mächtig und fanden sich alle zu einer Dusche und zu einem Schlammbad ein. War das ein Spektakel! Wir konnten uns nicht sattsehen, wie die lustigen Rainbow Lorikeets sich wälzten, rauften, neckten
und spielten. Die Red Winged Parrots, mit ihrem kräftig grünen Gefieder und den roten Flügeln schritten eher gesittet an die Pfütze und tranken und duschten ganz zivilisiert. Lustig wie
unterschiedlich der Charakter der verschiedenen Papageien doch ist. So verbrachten wir den ganzen Tag auf dem Campingplatz und ließen uns von den Papageien und all den anderen Vögeln herrlich
unterhalten. Zudem konnten wir wieder in dem riesigen Pool baden, denn hier im Northern Territory war es wieder schön warm! Eigentlich wollten wir auch in der Katherine Gorge paddeln, leider
hatten die Paddelvermieter nur Einer- und Zweierpaddelboote und Kinder unter 12 Jahren durften nicht ohne Erwachsenen ins Boot. Zu dritt in ein Zweierboot wollten sie uns auch nicht lassen und so
konnten wir fünf uns schlecht verteilen. Daher unternahmen wir an unserem letzten Morgen der großen Nordostaustralientour noch eine kleine Wanderung über die Felsen an der Schlucht bevor wir die
letzten lächerlichen 350km nach Darwin fuhren! Hier kamen wir pünktlich zu Michaels Geburtag an, den wir natürlich schön gefeiert haben. Jetzt waren es nur noch ein paar Tage bis Mirja, Thilo,
Iida und Jonne kommen sollten und darauf freuten wir uns natürlich riesig. Was wir in Darwin, im Kakadu und im Litchfield National Park mit den Eder-Schulte-Dernes erlebt haben, berichten wir im
nächsten Eintrag, den wir aber schon aus Good Old Germany posten werden. Ja, man möchte es nicht glauben, die fünf Monate sind vorbei und wir müssen morgen zurückfliegen. Doch die Geschichten und
Fotos der letzten 4 Wochen, in denen wir keine Zeit mehr für den Computer gefunden haben, möchten wir gern noch nachreichen.
29.Juli 2015
Aufgrund der schlechten Wetterprognose für den Wooroonooran National Park hatten wir in Cairns unsere Pläne geändert und
waren an den Mission Beach gefahren, da für diesen Küstenbereich zumindest kein Dauerregen angesagt war. Denn nass geworden waren wir während der Tage in Cairns zur Genüge. Diese Entscheidung
hatte sich gelohnt, denn Regenwald, den wir ursprünglich im Wooroonooran NP weiter erforschen wollten, gab es hier auch. Allerdings ist es bei Mission Beach nicht so bergig, so dass sich nicht
jede vorüber ziehende Wolke auch gleich abregnet. Zwar wurden wir auch hier noch mehrfach nass, aber Dauerregen gab es glücklicherweise nicht mehr. So schlugen wir unser Zelt auf dem Campingplatz
in South Mission Beach auf, ein sehr schöner Strand mit Blick auf Dunk Island, einer nahegelegenen Regenwald bedeckten Insel, zu der wir auch einen Ausflug unternehmen
mussten.
Dunk Island wirkt von Ferne ein bisschen wie Lummerland – eine Insel mit zwei Bergen und 'nem tiefen Tal darin. Eine
Eisenbahnlinie gibt es zwar nicht, dafür aber einen Flughafen, denn es befindet sich hier auch ein kleines aber teures Resort. Wir nutzten zum Übersetzen jedoch das profane Wassertaxie, was den
Kindern allerdings viel Spaß gemacht hat, denn auf Bootfahren hatten sie riesige Lust. Theo hätte natürlich am liebsten seine Angel mitgenommen, selbst für die nur zehnminütige Fahrt. Abgesehen
von dem kleinen Resort, ist die Insel fast vollständig mit Regenwald bedeckt, durch den man wunderbar wandern kann. Und natürlich gibt es auch traumhafte Buchten, die zum Verweilen, Baden und bei
ruhiger See wohl auch zum Schnorcheln einladen. Unsere Wanderung führte uns auf den höchsten Berg der Insel, von wo aus man wunderschöne Blicke auf die Küste hat, zumindest wenn es die eine oder
andere Lichtung im sonst dichten Wald zulässt. Nach der Wanderung gingen wir zu einem traumhaften Strand, wo wir eigentlich auch Schnorcheln wollten. Leider war es inzwischen ausgesprochen kühl
und windig geworden, und das Wasser war sehr aufgewühlt, so dass wir es bei einem kurzen Bad beließen. Wunderschön waren die blau gepunkteten Schmetterlinge anzusehen, die hier in großer Zahl
herumflatterten. Dann mussten wir uns schon bald zurück zum Steg begeben, denn für die Rückfahrt gab es nur einen Termin um halb vier. Es gibt hier auch ein paar Plätze an denen man ein Zelt
aufschlagen kann, nur muss man diese vorbuchen. Das hatten wir von Cairns aus noch probiert, nur leider war alles ausgebucht. Die Rückfahrt war aufgrund des starken Windes sehr wackelig und nass,
denn das kleine Boot sprang nur so von Welle zu Welle, was unsere sonst ja eher vorsichtige Johanna sehr genoss während Mori und Theo immer kleiner und ruhiger wurden ;-).
Auch wenn wir auf der Insel nicht zelten konnten, traurig war das nicht wirklich, denn auf unserem Campingplatz in South Mission Beach konnten wir
wunderbare Tierbeobachtungen vornehmen. Über den Zelten hatte ein Kookaburra-Paar sein Höhlennest gebaut, und flog es immer wieder an, um die Kleinen darin zu füttern. Die Küken waren wirklich
gut geschützt darin, denn sehen konnte man sie nicht, doch für Flugstudien der Eltern, war dies ein wirklich guter Platz. Lustig waren die Rainbow Lorikeets, die nach dem Morgenregen noch ganz
zerzaust aussahen. Eigentlich wollten wir hier aber die Kasuare sehen, denn wir hatten gehört, dass diese großen Laufvögel hier oft über den Campingplatz spazieren. Das haben sie auch an drei von
vier Nachmittagen getan, nur leider genau an den drei Tagen, an denen wir unterwegs waren. Den einen Nachmittag, den wir nun extra dafür komplett auf dem Zeltplatz verbracht hatten, kamen sie
leider nicht vorbei. Dafür hatten wir einen Kasuar-Vater mit seinem Jungen beim Passieren der Straße aus dem Auto beobachten können, Die beiden spazierten nur eine Armlänge entfernt an uns
vorüber. Leider werden diese großen Vögel recht häufig angefahren und tödlich verletzt, weshalb wirklich unglaublich viele Warnschilder an den Straßenrändern stehen. Auch wenn wir nun wieder
zunehmend die Sonne oder in der Nacht den Mond sahen, waren die Tage nach all dem Regen noch recht kühl und so genossen es die Kinder und auch wir, uns an den Barbecues das eine oder andere warme
Essen zu brutzeln.
Zwei weitere Wanderungen haben wir in den Küstenregenwäldern unternommen. Den einen der beiden Wanderwege muss ein Kasuar kurz vor uns für einen Spaziergang
genutzt haben. Denn im matschigen Boden waren fast den ganzen Weg entlang frische Kasuarspuren zu sehen. Gern hätten wir auch den Vogel dazu gesehen. Doch vielleicht war es ganz gut, dass wir ihn
nicht getroffen haben, denn die Kasuare reagieren auf Menschen wohl häufiger angriffslustig. Auf der ersten der beiden Wanderungen kamen wir an einem Strauch mit großen, roten Blüten vorbei, die
die blauen Ullysus Butterflies wohl besonders mögen, denn hier flatterten wirklich viele dieser handtellergroßen, wunderschönen Schmetterlinge herum.
Von Mission Beach fuhren wir weiter Richtung Süden zum Paluma Range National Park. Dies ist der südlichste der
Nationalparks die zum Wet Tropics World Heritage hier in Nord Queensland gehören. Und er ist dabei wirklich besonders, denn während die Täler und unteren Berghänge dieses Gebirgszuges von offenen
Eukalyptus- und Casuarinawäldern bedeckt sind, gehen diese mit zunehmender Höhe in einen dichten Regenwald mit riesigen, alten, moosbedeckten Bäumen über. Es war extrem spannend durch die
Übergänge zu fahren, wenn auch recht anstrengend, denn dabei ging es über unzählige Serpentinen vom Meeresspiegl auf 1000 Meter Höhe! Noch spannender war es durch diese Regenwälder zu wandern,
zumal es dabei an verwunschenen Bächen und Flüssen mit unzähligen Wasserfällen vorbeiging. Unser Campingplatz lag am Fuße der Berge am Paradise Waterhole, einer breiteren und tiefen Stelle des
Big Crystal Creeks. Das Wasser war hier völlig untropisch kalt, aber das Springen von den Felsen und Schwimmen am Morgen fanden unsere Kinder wunderbar. Zudem konnten wir hier auch wieder einmal
die niedlichen Süßwasserschildkröten beobachten. Gelesen hatten wir schon davon, dass diese Tierchen Allesfresser sind und sich nicht nur vegetarisch ernähren. Spannend war es hier zu beobachten
wie sich ein paar Schildkröten um einen großen toten Fisch regelrecht stritten.
Auf fast jedem Campingplatz hier an der Ostküste trafen wir einen Buschtruthan an, und manchmal glaubten wir fast, er würde auf der Ladefläche unseres Autos von Zeltplatz zu Zeltplatz mitfahren. Auch hier begrüßte er uns sofort bei unserer Ankunft. Es stellte sich jedoch heraus, dass hier ganz, ganz viele dieser Truthäne herumrennen und ziemlich penetrant sind. Nicht die geringste Menge an Essen konnten wir irgendwo auch nur für einen Moment offen liegen lassen. Es dauerte nur Sekunden und einer dieser Vögel pickte daran herum. Dafür sprangen sie sogar auf die Ladefläche unseres Autos. Das Tischdecken konnte sehr anstrengend sein, da man ständig zwischen Tisch und Ladefläche, auf der wir in Kisten unsere Vorräte verstaut hatten, hin und her hechten musste. Einige Bananen haben wir dabei verloren. Lustig war unser „Hauskookaburra“, der von Morgens bis Abends von einem Ast zum nächsten rund um unser Zelt herum flog und uns geradezu zu beobachten schien. Da es ein wunderschöner Vogel war, störte uns das gar nicht, und wir beobachteten im Gegenzug ihn. Die Abende auf dem Campingplatz genossen wir mit einem wärmenden Lagerfeuer sehr. Dabei kam uns jeden Tag ein Bandicoot besuchen, das die Reste an unseren noch nicht abgewaschenen Tellern genoss, und einmal sogar Moritz Flip Flops probierte.
Am Little Crystel Creek deutlich weiter oben war das Wasser noch viel kälter dafür aber die Wasserfälle sehr schön und es gab eine natürliche Rutsche, auf
der wir viel Spaß hatten. Nach einem netten Picknick mit Aussicht fuhren wir etwas weiter in die Berge, um zum Birthday Creek zu laufen. Ein kurzer aber schöner Weg. Die Wasserfälle hier waren
hoch, steil und sehr wild. Viele mächtige Bäume waren hier heruntergebrochen und gespült worden. Da kann man sich gut vorstellen, welche Wassermassen hier in der Regenzeit
wüten.
Besonders schön war allerdings die Wanderung zum Cloudy Creek, der seinem Namen alle Ehre machte. Hier ging es nämlich
direkt auf dem Bergkamm entlang, der fast täglich in den Wolken ist. So wanderten wir durch den Nebel an den riesigen, moosbedeckten Bäumen mit den mächtigen Brettwurzeln vorbei. Die ganze Szene
war ganz mystisch und wunderschön. Es war wirklich ein Märchenwald, und so haben wir auf dem Weg auch alle möglichen Hexen-, Troll- und Monsterrollenspiele gespielt. Am Ziel der Wanderung ging es
noch einmal bergab zum Cloudy Creek der sich mit mehreren kleinen Fällen durch den dichten Regenwald schlängelte. Da gab es reichlich zu klettern, ob auf den Felsen oder den
Bäumen.
Dies war wirklich einer der Höhepunkte unserer Regenwaldzeit hier in Nord Queensland, und es war schön solch einen zum Abschied von der Ostküste noch einmal
gehabt zu haben. Denn von hier aus sollte es wieder Richtung Westen, Richtung Northern Territory, Richtung Darwin gehen. Nachdem wir in Townsville kurz unsere Vorräte aufgefrischt hatten, lag nun
der elendig lange Flinders Highway vor uns. Was wir auf diesem Weg noch so erlebt haben, werden wir im nächsten Eintrag berichten.
22. Juli 2015
Nach all der Zeit outbush war es ganz schön wieder einmal in der Stadt zu sein, eine Dusche zu genießen, in die Pizzeria
zu gehen oder durch die Straßen zu schlendern. Cooktown war das erste Städtchen, das wir erreicht haben. Ein sehr niedlicher Ort mit einem schönen, natürlichen Hafen an der Mündung des Endeavour
River. Hier reparierte James Cook sein Schiff, die Endeavour, nachdem er vor der Küste auf das Great Barrier Riff aufgelaufen war. Damit gilt Cooktown als der erste Landungspunkt des Seefahrers
und Entdeckers an der australischen Küste. Fährt man in die Stadt hinein, reklamiert der Ort: „Cooktown – Where the history begins“! So niedlich der Ort auch ist, und so fasziniert James Cook
damals auch gewesen sein muss, das Schild suggeriert, dass die australische Geschichte hier beginnt. Das würden wir als recht arrogant bezeichnen, denn die indigene Geschichte würde damit
ausgeblendet werden und das Schild wohl eher an die finsteren Zeiten Australiens erinnern. Wir würden dieses Reklameschild abschrauben (wahrscheinlich haben wir es aufgrund dieser inneren
Abneigung auch nicht fotografiert!) Toll war jedoch das Klangschiff für Kinder. Mit fast jedem Teil dieses Spielschiffes konnte man Musik machen und unsere Kinder konnten sich gar nicht davon
trennen. Der Campingplatz, wenn auch nichts wirklich besonderes, muss erwähnt werden, da sich uns hier zwei süße Weißlippen-Green Tree Frogs mal am Tage im Sonnenlicht präsentiert haben. Das
musste fotografisch natürlich ausgenutzt werden ;-).(gerne auch mehrere Stunden; Anmerkung von Kerli)
Am nächsten Tag ging es an der Ostküste entlang Richtung Süden nach Port Douglas. Während Cooktown nach unseren Maßstäben
doch eher ein Dorf ist, kann man Port Douglas tatsächlich als Stadt bezeichnen. Groß geworden in der Goldrauschzeit, danach fast in der Bedeutungslosigkeit versunken, hat sich Port Douglas
inzwischen als ein wunderschönes Touristenstädtchen gemausert. Kommt man aus der Wildnis und möchte endlich mal wieder shoppen, gut essen, oder einfach durch hübsche Straßen spazieren, ist man
hier genau richtig. Für die Kinder war die größte Attraktion, dass man endlich mal wieder im Meer baden konnte, da hier Netze gegen die lästigen Stingers gespannt sind. Warum nun gerade der Four
Mile Beach bei Port Douglas krokodilfrei sein soll oder wie die Stinger-Netze Krokodile abhalten, darüber haben wir lieber nicht tiefer nachgedacht und uns direkt in der Nähe der Lifeguards in
die Wellen geworfen :-)! Lustig fanden wir, dass hier am Strand ein extrem lebhafter Fahrradverkehr herrschte, wo wir sonst im tropischen Teil Australiens nur ganz wenige Fahrradfahrer sehen. Da
musste man glatt aufpassen, dass die einem nicht über die Füße fahren. Verlassen haben wir Port Douglas an einem Samstag und das war Markttag, also mussten wir vor Abfahrt unbedingt zum Markt,
sonst hätte die Stimmung auf der Fahrt unter Kerlis Gemurre sicher gelitten :-) :-)! Der Markt war aber wirklich extrem schön, da ausgesprochen viele Dinge aus kreativen Händen der Region
angeboten wurden. Dafür hatten wir fast ein bisschen wenig Zeit, aber per „Reflexshopping“ konnte eine Hose und ein Kleid für Kerli erstanden werden.
Unser nächsten Ziel war Cairns, wo für uns vor einigen Wochen der Savannah Way endete und das Cape York-Abenteuer begann.
Da wir die Küstenstraße vom Hinweg schon kannten, waren wir eine alternative Geländewagenstrecke, die Black Mountain Road, gefahren. Da sie großenteils mit viel auf und ab durch den Regenwald
führte hat sie uns sehr gefallen. Dieser Track endet etwa 25km vor Cairns bei Kuranda in den Bergen. Dort konnten wir noch die Barron Falls bewundern. Auf Cairns hatten wir uns sehr gefreut, denn
hier hatten wir bisher nur einen Tag verbracht. Den längeren Aufenthalt hatten wir für die Rückfahrt geplant. Als wir auf dem Campingplatz ankamen, wuschen im Abendregen die Kinder unser Auto,
während wir Erwachsenen das Zelt aufbauten. Die Mühe des Autowaschens war wohl eher für die Katz, denn der Abendregen wuchs zum Nachtregen, der setzte sich als Tagregen fort, der dann wieder in
Nachtregen überging … So hielt der Regen zwei volle Tage an und auch am dritten Tag in dieser Stadt sollte es noch reichlich Schauer geben. So konnten wir Cairns nicht so recht genießen, denn die
meiste Zeit verbrachten wir auf dem Campingplatz am Trockner. Zunächst noch um die Wäsche, die wir tatsächlich gewaschen hatten, zu trocknen, im weiteren Verlauf nur um die Klamotten, die im
durchgeweichten Zelt nass geworden waren. In der ersten Regennacht ist irgendwie unser Rechner abgesoffen, obwohl er äußerlich trocken aussah. Wahrscheinlich war die immense Luftfeuchtigkeit im
Zelt der Laptopkiller. Am gleichen Morgen mussten wir zudem feststellen, dass unser Autokühlschrank nicht mehr funktioniert. Nun hieß es in den Trocknerpausen nicht nur den Wechsel des
Autoreifenventils zu organisieren, sondern auch die Reparatur des Kühlschranks und den Kauf eines neuen Rechners. Das war leider mehr als nötig, denn von Cairns aus mussten wir zudem die
Reklamation unserer Kreditkartenabrechung auf den Weg bringen. Auf Bali hatten Kreditkartenbanditen beide Karten, die wir dort genutzt hatten, irgendwie kopiert und mit den Kopien versucht von
zwei Konten Geld abzuheben. Bei einem Konto war ihnen das auch recht gut gelungen, wie wir in den letzten Tagen auf Cape York feststellen mussten. Das geraubte Geld wollten wir nun doch gern
wieder haben und ohne Internet geht aus dem Ausland bei solchen Dingen heutzutage gar nichts mehr. Ja, in Cairns kippte für kurze Zeit ein wenig die Stimmung. Aber wir haben uns vor Augen
gehalten, dass wir in den letzten Jahrzehnten monatelang ohne Probleme durch die Welt gejettet sind und es uns irgendwann auch mal mit Reisekomplikationen erwischen musste. Unseren letzten Tag in
Cairns haben wir dann aber doch noch genießen können. Da waren wir mit den Kindern im Tropenzoo, der wirklich wunderschön war. Der Knaller für die Kinder war natürlich das Kuscheln mit einem
echten Koalabären. Es ist wirklich unfassbar, wie wenig natürlich diese Tiere wirken. Eher erscheinen sie wie Kuscheltiere, denen irgend
eine höhere Macht Leben eingehaucht hat. Auch die Wombats, die wir bisher in freier Wildbahn noch nicht gesehen hatten, fanden wir ausgesprochen niedlich.
Spannend war die Schlangenschau, bei der uns recht viele der tödlich giftigen Exemplare in natura vorgeführt wurden. Unfassbar, wie groß so eine King Brown
ist! Nun können wir noch mehr verstehen, warum Michael schon einmal zusehen konnte, wie eine King Brown eine Python verschlingt. Streicheln durften wir zum Schluss allerdings eine völlig
ungiftige, dafür aber ganz schön große Python. Und irgendwie schien sie das auch zu genießen. Im Schlangenhaus, das wir danach besuchten, gab es aber auch ein Exemplar der größten Pythonart
weltweit, die wohl schon erwachsene Menschen kulinarisch genossen hat – uurrrggghhh! Den ersten sonnigen (wenn auch kühlen) Abend in Cairns haben wir dann an der Strandpromenade, die gleichzeitig
ein ganz schönes Freibad integriert hat, verlebt.
Von Cairns aus wollten wir in den Wooroonooran National Park fahren. Dieser Park ist jedoch die regenreichste Region ganz Australiens. Und da für die
nächsten Tage gerade dort reichlich Regen vorhergesagt wurde, haben wir ganz spontan unsere Pläne geändert, und uns entschlossen nach Mission Beach zu fahren. Hier sollte es zumindest weniger
regnen. Wie trocken wir dort geblieben sind oder auch nicht könnt ihr dann im nächsten Eintrag lesen.
20. Juli 2015
Nach dem Old Telegraph Track Abenteuer ging es über den Jardine River weiter nach Norden. Früher konnte auch dieser Fluss noch durchfahren werden. Da er
jedoch sehr breit und tief ist und zudem ein Menge Krokodile darin wohnen, wird heutzutage die Fähre genutzt. Am Morgen nach unserer letzten Flussdurchquerung waren wir nicht so motiviert
weiterzufahren und damit auch nicht so schnell mit dem Packen. So kamen wir erst mittags bei der Fähre an, und waren doch etwas überrascht, dass auch in der Hochsaison die australisch entspannte
Arbeitsweise hier vorherrscht. Von 12 bis 1 ist Mittagspause. Auch wenn wir etwas in Zeitnot waren, ist uns das letztendlich sehr sympathisch, denn die irrsinnigen Arbeitszeiten, wie wir sie aus
Deutschland kennen, sind hier tatsächlich in den allermeisten Berufsgruppen völlig undenkbar! So machten auch wir Mittagspause und fuhren danach über Bamaga weiter zum Loyalty Beach Campingplatz.
Eigentlich hatten wir vor, hier an einem der frei zugänglichen Strände erneut ein Bushcamp aufzuschlagen. Allerdings befanden sich all diese Campingmöglichkeiten noch weiter nördlich und waren
zum Teil erst über erneute Geländewagentracks zu erreichen. Dafür bliebt an diesem Tag keine Zeit. Aber Loyalty Beach sollte ja auch das Paradies sein! Zumindest wurde es so auf dem Wegweiser
angepriesen ;-). Das Paradies war es vielleicht nicht, aber es war ein sehr schöner Strand an der Westküste Cape Yorks, so dass wir das erste Mal auf unserer Tour einen Meerblick mit
Sonnenuntergang vom Zelt aus genießen konnten. Möglich wurde das insbesondere dadurch, dass wir unsere Zelte nur ein paar Meter vom Wasser entfernt auf der
ersten kleinen Düne aufschlagen konnten.
Paradiesisch war in der Tat die Tierwelt, die wir hier beobachten konnten. Vor allem die White Lipped Green Tree Frogs, die wir im Regenwald immer gesucht
hatten, bevölkerten hier regelrecht die Toilettenanlagen und Duschen. Wir sind große Froschfans (wie ihr vielleicht schon bemerkt habt) und finden sie so süß, wenn sie aus dem Wischeimer schauen,
in der Dusche das Restwasser genießen oder mit uns auf die Toilette gehen :-). Daher gibt es von denen auch ein paar mehr Bilder. Diese Baumfroschart ist die größte der Welt und einige Exemplare
waren wirklich riesig. Aber auch die Kookaburras, Eisvögel und Sunbirds, die hier immer wieder vorbei schwirrten, waren wunderschön. Auf Matzes nächtlichen Streifzügen über den Campingplatz (vor
allem zu den nachtaktiven Fröschen) segelte dann auch noch ein Tawny Frogmouth, ein Eulen verwandter Vogel, über seinen Kopf und ließ sich geduldig ablichten. Als Matze seinen Blick vom
Fotografieren des Vogels im Baum wieder senkte spazierte in nur 3, 4 Meter Entfernung ein Dingo vorbei. Der war über Matze genauso überrascht wie Matze über ihn, mitten auf dem Zeltplatz! Den
Dingo für ein Foto anblitzen wollte Matze bei dieser kurzen Entfernung nicht, stattdessen bewegte er sich lieber langsam hinter das nächst gelegene Auto. Eigentlich greifen diese Wildhunde
erwachsene Menschen nicht an, aber wie kurz oder lang ist die Fluchtdistanz bei einem Dingo??? Glücklicherweise dachte er sich wohl das gleiche und verzog sich auf schnellen Pfoten vom
Zeltplatz.
Ein Tagesausflug führten uns vom Loyalty Beach zur Spitze des australischen Kontinents, unserem geographischen Reiseziel. Von hier aus konnte es für uns nur
noch schrittweise zurück nach Darwin gehen. Auch hier oben gibt es noch größere Regenwälder, die wir auf dem Weg dorthin durchquerten. Ein Souveniershop durfte hier oben natürlich nicht fehlen.
Und den gab es auch ein paar Klimometer bevor man die Spitze erreicht. Es ist das inzwischen legendere Croc Tent. Hier konnten die Kinder natürlich nicht vorbei, ohne ein Kuscheltier und ein paar
Karten oder Gimics vehement einzufordern :-). Spannender als das Zelt selbst war der morbide Charme der kleinen Siedlung rund um das Croc Tent. „The Tip“ ist letztendlich ein Felsen im Wasser,
und so ganz wie an der Spitze fühlt man sich gar nicht, da die nächsten Inseln fast nur einen Steinwurf entfernt sind. Spannend war, wie sich das Wasser aus dem Pazifik in den Indischen Ozean
wälzte und sich bei der Enge zwischen Festland und Insel ein regelrechtes Gefälle mit einer starken Strömung entwickelte. Die Strände rundherum waren natürlich traumhaft und ein wenig beneidet
man die Segler, die das alles vom Wasser aus genießen können.
Ein weiterer Ausflug sollte uns zu den Stränden führen, an denen wir ursprünglich Zelten wollten.Und dieser Ausflug war sehr lohnenswert. Denn der Weg zu
den Five Beaches, wie dieser Ostküstenbereich nahe der Spitze genannte wird, entpuppte sich als ein wunderschöner Geländewagentrack durch Buschland, über Dünen und am Strand entlang. Wie immer
und überall fanden unsere Kinder während des Picknicks endlos viele Dinge am Strand und in den offenen Mangroven um Seeräuber, Strandräuber, Hexe oder 4 Wheel Drive zu spielen. Es macht immer
wieder so viel Spaß zuzuschauen, wie die Kinder sich auch ohne Spielzeug stundenlang beschäftigen können. Auf dem Rückweg zum Zeltplatz konnten wir noch eine Black Headed Python beobachten, die
sich wohl gerade noch einmal auf der Dreckstraße in der späten Nachmittagssonne aufwärmen wollte.
Ein kleiner Wermutstropfen ist auch hier, dass man an den wunderschönen Stränden nicht baden kann, da nun mal überall Krokodile herumschwimmen können. Die
Aborigines gehen mit diesem Risiko deutlich entspannter um, wie wir jede Nacht beobachten konnten. Gebadet haben sie nicht, dafür sind sie in der Finsternis durchs knie- bis hüfttiefe Wasser
gewatet und haben Tintenfische gejagt. Wir bleiben lieber am Rand und warfen maximal die Angel ins Wasser. Nun sollte es wieder Richtung Süden gehen. Allerdings mussten wir vorher noch einen
Reifen wechseln. Beim häufigen Aufpumpen und Druckablassen der Reifen, wie es zur Anpassung der Straßenzustände hier nötig ist, war ein Ventil undicht geworden. Unser nächstes Ziel war der
Lakefield National Park. Doch war der Weg dorthin so weit, dass wir eine Zwischenübernachtung einplanen mussten. Hier hatten wir vom Vorbeifahren auf dem Hinweg noch einen freien Campingplatz an
einem Fluss nahe Coen in Erinnerung, der sich tatsächlich als wunderschön herausstellte. An diesem Fahrtag passierten wir noch einmal die Bramwell Junction, wo der Old Telegraph Track beginnt,
der das Schicksal schon einiger Autos besiegelt hat, wie die vielen Nummernschilder am Baum es belegen. Mit etwas Wehmut dachten wir an diesen Teil unserer Reise zurück. In Coen mussten wir zum
Umbuchen unserer Nationalparkcampingplätze eine kurze Pause einlegen, denn Handy- und Internetzugang hat man hier immer nur in den größeren Orten, zu denen Coen gehört. Immerhin gibt es hier
drei, vier Straßen, eine Kneipe, und eine Tankstelle, die auch als Supermarkt für die nötigsten Dinge fungiert. In diesen Orten ist es immer wieder spannend, die Locals zu beobachten! Und egal
wie viele dieser Orte im Outback man gesehen hat, für uns Großstadteuropäer bleibt es unfassbar, wie man hier leben kann.
Die letzten paar hundert Kilometer in den Lakefield National Park sind die letzten, die wir zusammen mit Anschi, Michael, Emily und Lilly auf der Straße
verbringen. Denn hier in diesem Nationalpark müssen sich unsere Wege trennen, da Anschi und Micheal wieder arbeiten und damit zurückreisen müssen, während wir noch drei Wochen länger Zeit haben,
bevor wir unsere Rückreise nach Darwin antreten müssen. Und nachdem wir viele, viele tausend Kilometer ohne Probleme mal mit mehr, mal mit weniger Abstand und mit CB-Funk verbunden zusammen
gefahren waren, musste es nun doch noch passieren. Durch einen blöden Kommunikationsfehler haben wir uns verloren und es hat in der Weite des Cape York Outbacks einen ganzen Nachmittag gedauert,
bis wir uns wieder gefunden haben. Dadurch konnten wir die schöne Strecke zu unserem wirklich extrem abgelegenen Buschcampingplatz nicht so recht genießen. Dafür haben wir den letzten Tag
zusammen sehr gemütlich mit viel Spielen, Singen, Gitarre, Angeln und Lagerfeuer von morgens bis in die Nacht mit Jaffle backen und Marshmallow „rösten“ verbracht. Das Lieblingsspiel unserer
Kinder hier war – warum auch immer – Elefanten reiten. Das war ziemlich anstrengend für alle Elefanten in der Familie :-)!
Landschaftlich ist der Lakefield NP eine sehr weite, recht karge Ebene, in der es jedoch viele permanente Wasserlöcher (Billabongs) gibt. Dadurch sammeln
sich hier in der Trockenzeit extrem viele Vögel, die man sehr gut beobachten kann. Eisvögel, Seeadler, Brolgas (der australische Kranich), Bee Eaters, riesige Schwärme von weißen und schwarzen
Kakadus und viele, viele mehr haben wir selbst in der kurzen Zeit, die wir hier verbrachten, gesehen. Auch ein Tawny Forgmouth- Paar haben wir durch Zufall beim Eisvogelbeobachten entdeckt. Schön
am Baum angekuschelt schlief es nun morgens nach der aktiven Nachtzeit unglaublich gut getarnt – mal sehen ob ihr es auf dem Foto findet :-). Ebenso gut getarnt hatte sich ein kleiner Frosch, der
die Farbe seines Verstecks, in diesem Falle unser Zelt, angenommen hatte. Leider mussten wir ihm beim Zelt abbauen sein schönes schattiges Plätzchen rauben und ihn umsetzen. Neben den vielen
Vögeln konnten wir auf der Fahrt durch den Park auch einige große Monitore sehen. Immer wieder muss man sehr aufpassen, dass man sie nicht überfährt. Ein noch recht jung aussehender,
wunderschöner Sandmonitor, für den wir am Straßenrand angehalten hatten, war völlig verstört und wollte sich, sobald wir wieder anfuhren, unter unserem Auto verstecken, so dass wir sofort wieder
stoppen mussten. Nach mehreren Versuchen erst rettete er sich endlich auf die andere Straßenseite. Der Weg nach Cooktown, unserem nächsten Ziel, war zwar nicht so lang, aber heiß und staubig. Da
kam uns der herrliche Wasserfall in der Great Dividing Range zur Abkühlung sehr recht. Der Fluss führte direkt über die Straße, um danach mehrere Meter abzufallen. Nach all dieser Zeit in der
Wildnis hatten wir für die nächsten Tage einige Städte an der hier wieder belebten Ostküste Queenslands auf dem Programm, doch darüber berichten wir im nächsten Eintrag.
06. Juli 2015
Hin und wieder war in unseren Einträgen etwas von Autoreparaturen und -modifikationen wie Federungserweiterung, zusätzliche Unterbodenschutzbleche oder eine
breitere Schlammbereifung zu lesen. Oder wir haben von aufwändiger Reiseplanung und schwierigen Wegen, die uns noch bevorstanden, berichtet. Hier nun wird vielleicht etwas klarer, warum wir all
diese Dinge benötigten und wir das hin und wieder auch schon erwähnen mussten. Der einzig wirkliche Grund dafür war der Old Telegraph Track, der das Thema des heutigen Eintrags sein soll. Wie der
Name es nahelegt ist der Old Telegraph Track ein alter Versorgungsweg für eine Telegraphenlinie. Dieser verläuft über gut 100km von der Bramwell Junction schnurgerade noch Norden bis zum Jardine
River. Dabei geht es durch völlig unwegsames, tropisches Gelände, unzählige kleinere und größere Flüsse werden gekreuzt und irgendeine zivilisatorische Versorgung gibt es hier nicht. Das sind die
besten Voraussetzungen, die Aufmerksamkeit von Geländewagenfans zu erregen. So ist der Old Telegraph Track seit vielen Jahren eine Ikone unter den 4-Wheel-Drive-Strecken in ganz Australien und
wohl in fast jeder Ausgabe der verschiedenen 4-Wheel-Drive-Zeitschriften erwähnt. Oft genug ist er auch der Headliner. Glaubt man diesen Magazinen, so ist dieser Track das Ziel eines jeden
Geländewagenfahrers und manche geben für entsprechende Upgrades ihrer Autos locker zwanzigtausend Dollar aus :-)! Wir haben uns da auf das Wesentliche beschränkt, wussten aber damit auch um die
Limitierungen unserer Autos. Und so hatten wir trotz aller Vorfreude auch eine gehörige Portion Respekt mit im Reisegepäck, als wir am Start des OTT standen. Denn wir wussten, das hier auch erfahrene 4-Wheel-Drive-Hobbyisten schon reihenweise ihre Wagen erheblich beschädigt oder sogar zu Schrott gefahren haben.
Der Weg selbst sollte aufgrund der Unwegsamkeit wohl eher Unweg genannt werden. Da gibt es metertiefe Spurrillen, Löcher die ganze Autos schlucken und die
beeindruckenden Gullys (natürliche Regenzeitwasserabflüsse) in denen manchmal auch ganze LKWs verschwinden könnten. Der eigentliche Killer für die meisten Autos sind jedoch die Flüsse, von denen
hier einige zu durchqueren sind. Entweder ist es das tiefe Wasser selbst, in denen das Auto absäuft oder die Ein- und Ausfahrten sind so steil und geneigt, das das Auto kopfüber fällt oder
umkippt. Durch die extremen Wassermassen, die hier in jeder Regenzeit durchfließen, ändern sich jährlich ganze Wegabschnitte und gerade die Ein- und Ausfahrten in die Flüsse müssen zum Teil neu
erschlossen werden. Eine Gemeinheit das OTT ist, dass gleich die erste Flussquerung eine der schwierigsten ist. Es ist der Palm Creek, und viele, die sich den Track vorgenommen hatten, kehren
hier gleich wieder um. Und so standen wir am Einstieg und zweifelten auch erheblich. Insbesondere die Originaleinfahrt war so steil, dass wir bei unseren schwer beladenen Fahrzeugen erhebliche
Bedenken hatten. Da half auch nichts, dass wir in unserer ersten OTT-Campingnacht, die wir direkt an der Palm Creek Einfahrt verbrachten, einen Aussidude mit einer alten Geländewagenkarre
beobachten konnten, wie er mit Bierchen in der Hand den Palm Creek zur Wochenendtour passierte. Glücklicherweise gab es hier zum Originaleinstieg auch eine Alternative, die noch nicht ganz so
steil ausgefahren war. Die nahmen wir am nächsten Morgen und meisterten sie gut. Schon hier hatten sich unsere Investitionen gelohnt, da beide Autos (erwarteterweise) an der Ausfahrt stecken
blieben. Anschi und Michael haben eine Seilwinde hinter der Stoßstange, mit der sie sich rausziehen konnten, uns als nachfolgendes Fahrzeug gaben sie dann Hilfe mit einem
Abschleppseil.
Es folgte nur ein, zwei Kilometer weiter der Ducy Creek, der fast noch spannender wurde. Zwar hatten wir uns alle Ausfahrtmöglichkeiten angeschaut, doch
letztendlich bei der Wahl zwischen schwer und abenteuerlich irgendwie den abenteuerlichen Weg gewählt. Was wir jedoch erst später beim Nachlesen in der Wegbeschreibung entdeckten. Hier neigte
sich Anschis Wagen durch ein Loch in der steilen Ausfahrt und durch den hohen Schwerpunkt ihres Campingaufsatzes dermaßen, dass er fast umgekippt ist! Anschi am Steuer tat reflexartig genau das
Richtige und gab kräftig Gas – zum Glück, sonst wäre hier schon der Track für uns zu Ende gewesen. Ein kleines Stück weiter gab es Mittagspause. Übernachtet haben wir nach nur 25km Gesamtstrecke
(Dauer dafür 6 Stunden) als Tageswerk am Canal Creek, wo wir einen wunderschönen Camplingplatz vorfanden. Den nächsten Tag ging es weiter wie zuvor, wir kamen aus den Adrenalinrausch gar nicht
mehr raus. Wir hoffen, die Bilder können dies etwas wiedergeben. Wer Lust hat, kann sich später auch mal ein paar Videos anschauen, die wir jetzt nicht hochladen können, da das Zuschneiden und
Hochladen der Filme doch zu lange dauern würde.
Wir lieben zu Hause ja unseren guten, alten, immer schmutzigen und hier und da auch rostigen T4, sind ansonsten aber nicht gerade als Autofans bekannt. Das wird auch so bleiben. Ein Großteil der Faszination am Geländewagenfahren hier in Australien liegt einfach darin, dass man sich damit fantastische Naturregionen erschließen kann, die sonst fast nur zu Fuß zu erreichen wären. Das würde dann allerdings hier in der australischen Weite nur wirklichen Outsidern vorbehalten sein (wir haben auf dem Weg keinen Wanderer getroffen, nicht mal einen Mountainbiker). Glasklare Flüsse (in den meisten kann man glücklicherweise baden kann, da sie krokodilfrei sind), unglaublich schöne Wasserfälle, fleischfressende Pflanzen und eine bunte Vogelwelt sind Belohnung für all die Anstrengungen beim Fahren. Na und das Buschcampen lieben wir ja eh, wie ihr sicher schon bemerkt habt, auch wenn es da ein paar Quälgeister gibt ;-). Wir geben aber zu, dass auch das Geländewagenfahren uns ziemlich viel Spaß gemacht hat. Lustig war immer wieder, das die Flussfurt nachdem sich der aufgewühlte Sand gelegt hatte, zum schönsten Naturfreibad wurde und auch unsere Kinder ihren Spaß hatten. In den Pausentagen, die wir natürlich hier und da eingelegt hatten, spielten Theo und Moritz am liebsten 4-Wheel-Drive-Fahren, und bastelten sich die schönsten Automodelle aus Stock, Stein und Campingausrüstung.
Doch irgendwann geht auch die schönste Geländewagenstrecke zu Ende. Aufregend blieb es bis zum Schluss, da die letzten beiden Flussüberquerungen die
tiefsten des ganzen Tracks sein sollten. Logan's Creek war sehr tief und die Strecke durch das Wasser sehr lang. Zwar war der Boden recht fest, das Risiko für unsere Wagen jedoch sehr hoch.
Anschis Auto war nun mal sehr schwer, und für das Gewicht wären etwas mehr Pferdestärken sicher beruhigend gewesen und unser Hilux hatte die schmalsten Reifen, die wir auf dem gesamten Track
gesehen haben. Nach vielfachem Durchlaufen der Furt (mit den Kindern, die ihren Spaß dabei hatten) entschieden wir uns den kürzesten und flachsten Wegabschnitt etwas weiter rechts der Hauptroute
zu nehmen. Dafür ging es hier extrem steil in den Fluss mit garantiertem Aufsetzen des Bullbars und der guten Chance im tiefen, tiefen Schlammloch stecken zu bleiben. Doch mit unseren
Traktionaids und etwas Präparation des Einstiegs mit der Schaufel kamen beide Wagen ohne Probleme durch. Nur eine Beule in der Rücklichtverkleidung blieb als Andenken bei Anschi und Michaels
Hilux zurück. Später haben wir im Internet vom Krokodilrisiko im Logan's Creek gelesen – gut, dass uns das während der Aktion nicht so präsent war :-)! Nolan's Brook ist die letzte Flussquerung
und DER Killer der Strecke! In dieser Saison sind bisher 7 Wagen abgesoffen. Und wie wir später erfuhren, ist ein, zwei Tage nach uns das nächste Auto „ertrunken“. Das Problem hier ist nicht nur
die Tiefe des Wassers, sondern der extrem weiche, sandige Untergrund, der zudem bei jeder Durchfahrt erheblich aufgelockert wird, und sich vor dem nächsten Versuch erst einmal wieder setzen muss.
Da wir nicht unbedingt die Nummer Acht und Neun sein wollten, haben wir von der anderen Seite Hilfe mobilisiert. So stand ein Wagen direkt an der Ausfahrt
und alle Abschlepputensilien waren im voraus installiert, so dass man im Falle des Falles nur noch schnell den Karabiner einhängen musste, um sich schnell herausziehen zu lassen. Das Wasser
reicht hier nämlich bis zur Motorhaube und weit über die Unterränder der Türen oder des Kofferraumes. Wenn man hier stecken bleibt, bleibt einem nicht viel Zeit, bis das Wasser überall im Auto
ist, und man beim Gasgeben oder Kuppeln furchtbar nasse Füße bekommt. Schwerer würde es hiernach werden, all das Wasser wieder herauszubekommen :-). Doch was sollen wir sagen, es hat letztendlich
einfach nur Spaß gemacht hindurchzufahren, und aller aller spätestens seit dieser Flussquerung lieben wir auch unseren Hilux wie unseren T4. Es ist wirklich unfassbar, was man mit dieser Karre
alles machen kann! Das Bild, wie hoch das Wasser am Wagen stand, und wie die Blubberblasen aus dem Auspuff das Wasser zum schönsten Whirlpool machten, werden wir wohl nicht so schnell vergessen.
Auch der Campingplatz war hier wunderschön, so dass wir die letzte Nacht auf dem OTT genießen und den Adrenalinspiegel langsam abbauen konnten.
01. Juli 2015
Vor vier Wochen haben wir unseren letzten Eintrag von Cairns aus geposted, übrigens vom öffentlichen WIFI-Netz, das im gesamten Stadtzentrum und an der
Strandpromenade kostenfrei zur Verfügung steht :-). Inzwischen sind wir wieder in Cairns und können euch von unseren Abenteuern der letzten Zeit berichten. Bis zur nördlichsten Spitze des
australischen Kontinents sind wir gelangt. Dabei sind wir durch unzählige Flüsse gefahren, haben den Regenwald durchquert, viele exotische Tiere gesehen und so viele Abenteuer erlebt, dass wir
die Berichte wohl auf mehrere Einträge verteilen müssen. Eigentlich war der erste Bericht zu diesem Reiseabschnitt schon fertig, leider hat unser schöner kleiner Laptop den Geist aufgegeben, so
dass all die vorbereiteten Fotos und Berichte verloren sind. Auf Reisen, so muss man ja feststellen, ist man ohne Laptop komplett von der Welt abgeschnitten. So haben wir uns wohl oder übel einen
neuen gekauft. Der hat jedoch eine englische Tastatur, so dass das Tippen der Umlaute ganz schön aufwändig ist. Von Cairns fuhren wir zunächst in den Daintree National Park, wo sich
regenwaldbedeckte Berge in den Ozean wälzen. Unser Campingplatz hieß Noah Beach. Einen Strand Campinplatz, wie wir ihn bisher kannten, fanden wir hier jedoch nicht vor. Da der dichte Regenwald
fast direkt bis ans Wasser reicht, mussten wir unsere Zelte im Gebüsch des Waldes aufstellen. Da wir uns bisher vorrangig in den trockenen Tropen Nordaustraliens bewegt hatten, war auch die Menge
an Regen, die sich hier täglich aus den Wolken an den Berghängen entleerte, neu für uns. Genug Sonne um den menschenleeren Strand zu genießen, ein paar Kleckerburgen zu bauen oder„Strandyoga“ zu
betreiben gab es aber auch. Für Theo mussten wir unbedingt eine Angel mitnehmen, die wir hier ein paar mal auswerfen konnten. Auch wenn es in anderen Regionen der Welt viel, viel größere
Regenwälder gibt, so ist der Daintree wohl entwicklungsgeschichtlich der älteste. Für uns war es extrem spannend durch die verschiedenen Regionen des Waldes zu wandeln, was in diesem Dschungel
jedoch nur auf vorgefertigten Wegen möglich ist. Im Daintree Visitor Centre, das wie ein Erlebnis-Science-Centre aufgezogen ist, konnten wir über einen fast 30m hohen Turm durch alle Stockwerke
des Regenwaldes bis in das Dach hinaufsteigen. Da sich das meiste tierische Leben hier in den oberen Stockwerken und zudem auch noch bei Nacht abspielt, sieht man viele der exotischen Tiere
leider kaum. Wir hatten jedoch das Glück, das ein wirklich riesiger Lace Monitor direkt an unserem Campingplatz von seinem Baum herabstieg, an unseren Zelten vorbei spazierte und nachdem wir ihn
bestaunen und fotografieren konnten wieder hinaufkletterte.
Unser nächstes Ziel war der Iron Range National Park, der weiter nördlich an der Ostküste der Cape York Halbinsel liegt. Während man den Daintree NP noch fast vollständig mit einem normalen Auto erschließen kann, beginnen ein paar Kilometer weiter nördlich die Dirt- oder Gravel-Roads, die wir nach Michaels schöner Übersetzung auch gerne Dreckstrassen nennen. Viele Regionen kann man nun nur noch mit einem 4-Wheel-Drive erreichen. Bevor man den Asphalt verlässt, passiert man das legendäre Lions Den Hotel. Was hier ein legendäres Hotel ist, würde man in Deutschland am ehesten eine Wellblechbude nennen. Lions Den Hotel passt allerdings sehr gut, da das Innere tatsächlich wie eine Höhle anmutet. Besonders spannend war jedoch die kleine Ausstellung von in formalineingelegten Schlangen. Die meisten Exponate hatten zwar offensichtlich schon ihre beste Zeit hinter sich, aber die eine oder andere tödlich giftige war noch zu erkennen. Nun, dass es diese Schlangen gibt, wussten wir ja. Aber da waren auch Vogelspinnen in den Glaesern eingelegt, die kannten wir in Australien bisher nicht. Glücklicherweise sind die hiesigen aber nicht so ganz böse giftig :-). Die Strecke bis zum Iron Range war ziemlich lang und ein paar schwierige Passagen gab es auch schon. Daher hatten wir sie auf zwei Tage aufgeteilt. Übernachtet haben wir auf der Artemis-Station einer großen Farm. Ein Freund von Anschi und Michael hatte hier vor einiger Zeit ein paar Jahre gelebt und als Biologe den Golden Shoulderd Parrot erforscht. Durch ihn waren wir schon angekündigt und mit seiner Empfehlung konnten die Kinder alle Tiere, die so erreichbar waren, anschauen und streicheln. Als Geschenk gab es für alle Kinder ein frisch gesammeltes Putenei, die alle zusammen ein leckeres Rührei ergaben. Am nächsten Morgen führte uns die Farmerin zu einem Brutplatz des seltenen Papageien, der hier immer noch umforscht wird. Die Vögel nisten in Höhlen in Termitenhügeln, und wir hatten das Glück, dass gerade vor ein paar Tagen Küken geschlüpft waren. Nachdem wir eines der Küken in der Höhle beobachten konnten, warteten wir auf die Papageien Eltern, die gerade auf Nahrungssuche waren. Sie kamen auch, waren jedoch zu scheu, so dass wir sie nur von weitem beobachten konnten. Bald zogen wir uns jedoch zurück, um die Papageien Familie nicht weiter zu stören.
Auch der Iron Range NP ist großenteils von Regenwald bedeckt, der hier jedoch schon etwas offener und nicht mehr ganz so feucht ist. Die ersten Nächte
verbrachten wir wiederum direkt im Wald auf einem Buschcampingplatz. Hier konnten wir eine längere Wanderung durch den Wald unternehmen. Als Wanderweg fungierte eine alte, fast zugewachsene,
nicht mehr genutzte Geländewagenstraße. Da gab es für die Kinder viel zu klettern und zu erforschen. Moritz und Johanna haben sich an den dicken Lianen als zukünftige Tarzan- und Janedarsteller
geübt, für eine Neuverfilmung wird es auch bald mal Zeit! Aus unseren Reise- und Naturführern wussten wir, dass die seltene grüne Python am häufigsten hier im Nationalpark gesichtet worden war.
So ließen wir am Tage unsere Augen und in der Nacht unsere Taschenlampen durch jedes Gebüsch und jeden Baum gleiten. Ernsthafte Hoffnung, eines dieser seltenen Reptilien zu sehen, hatten wir
jedoch nicht. Fast am Ende unserer Wanderung kurz vor unserem Campingplatz musste Matze allerdings mal wieder eine Spiegelung in irgendeinem Wasserloch fotografieren. Dabei glitt sein Blick über
etwas sehr grünes in Bodennähe, wo eigentlich nur braune Blätter und Holzstämme waren. Dies war tatsächlich eine grüne Python! Schön aufgerollt, noch ihre Tagesruhe haltend, ließ sie sich von uns
betrachten und fotografieren. Fast wirkt sie, wie ein grüner Drachen aus unseren Kinderbüchern. So unheimlich ihr Gesicht dabei auch aussehen mag, sie ist für uns völlig harmlos, da sie nicht
giftig ist. Auf den letzten Metern zu unserem Campingplatz, als die Kinder schon vor rannten, stolperten sie dann allerdings fast über eine recht dicke, schwarze Schlage, die mitten auf dem Weg
die letzten Sonnenstrahlen genießen wollte. Die war aller Wahrscheinlichkeit nach, extrem giftig! Glücklicherweise verkroch sie sich sofort ins Unterholz. Für die nächsten Tage sind wir innerhalb
des Nationalparks zum Chilli Beach umgezogen, einer der beeindruckensten Strände, die wir je gesehen haben. Eine fünf Kilometer lange Sichel aus weißem Strand, gesäumt mit Palmen und alten
Regenwaldriesen. Ein paar davon waren umgebrochen, teils vertrocknet, teils aber der Brandung zum Trotz einfach weiter gewachsen. Mit den immer wieder aufziehenden Wolken gab das manchmal
surreale Eindrücke. So unternahmen wir auch eine sehr, sehr lange Strandwanderung. Das Strandgut sorgte für die Unterhaltung der Kinder. Ein kleiner Wermutstropfen war der deutlich sichtbare
Müll, der durch Meeresströmungen aus Indonesien angetrieben wird - ein gutes Beispiel für globale Auswirkungen lokaler Probleme. Zudem musste man schon ziemlich aufpassen, da überall die
angeschwemmten, farbenfrohen Bluebottles herumlagen und natürlich auch im flachen Wasser trieben. Diese Feuerquellen haben lange Tentakel, die bei Berührung extrem schmerzen können.
Glücklicherweise sind sie nicht so giftig wie die Box Jellyfishes, die in Australien mehr Menschen töten als Krokodile oder Haie! Unser Zelt stand unter fantastischen Wind gezeichneten Bäumen, an
denen wir auch endlich mal unsere Slagline anbringen konnten. Ansonsten verbrachten wir unsere Zeit mit Kokosnuss schlachten. Das Wasser schmeckt erfrischend säuerlich, man muss es mögen ;-). Die
Nuss selbst ist natürlich sehr lecker. Hier hätten wir gut einige Tage mehr verbringen können, doch wollten wir ja noch bis zur Spitze von Cape York gelangen, und bis dahin hatten wir noch
schwierige Wege zu meistern. Doch darüber berichten wir in unserem nächsten Eintrag.
03. Juni 2015
Nun sind wir schon 10 Tage zusammen mit Anschi, Michel, Lilly und Emily über den Savannah Way zum Cape York unterwegs. Eigentlich wollten wir noch vor dem Start dieses 8-Wochen-Ausflugs eine kleine Meldung auf der Webside posten, nur - ob ihr es glaubt oder nicht – der Vorbereitungsstress ließ uns keine Zeit dafür. Ja Urlaub kann richtig anstrengend sein J Da war noch so viel zu tun, Camingausrüstung aktualisieren, ein Zelt musste repariert werden, Autozulassung erneuern, ein paar geplante und ein paar ungeplante Autoreparaturen waren zu organisieren und der wunderschöne Campingaufsatz auf Anschi und Michaels neuem Auto kam noch relativ nackt daher. Nachdem Michael schon den Kühlschrank eingebaut hatte durfte Matze Holzregale einziehen. Dabei musste er feststellen, dass es deutlich einfacher ist ein paar Regale oder ein kleines Bettchen in ein großes Zimmer einzubauen als Regale in ein sehr enges dreidimensionales Aluminiumgebilde einzupassen, dessen Wände durch das Zusammmenschweißen auch noch extrem wellig geformt sind. Das Dachzelt konnte erst in aller letzter Minute geliefert werden, und ein Produktionsfehler (der nach Telefonat mit der Firma bekannt ist, aber nicht mehr als ein müdes Schulterzucken auslöste) machte den Anbau fast unmöglich. Erst das Umschweißen einiger Schraubbeschläge ließ die Montage möglich werden. Der nagelneue Dachgepäckträger, der am vorletzten Tag vor Abreise durch einen 4-Wheel-Drive-Ausstatter montiert worden war, musste fluchs durch einen Trennschleifer gekürzt werden, da ansonsten die Montage des Zeltes ebenso nicht möglich gewesen wäre. Was nicht passt, wird passend gemacht! Trotzdem hatte zwischenzeitlich keiner mehr so recht geglaubt, dass wir pünktlich loskommen, was problematisch gewesen wäre, da wir ja in Queensland fast alle Zeltplätze insbesondere die Bush-Camping-Sites vorbuchen mussten. Aber wir haben es geschafft und erholen uns so langsam von den Vorbereitungsstrapazen.
Am 23.05. ging es also los, zunächst nach Mataranka in den Elsey National Park noch auf einer wunderschön asphaltierten Straße. Lustig fanden wir auf der Strecke die vielen angezogenen Termitenhügel, die uns auf den bisherigen Reisen durchs Land nicht „über den Weg gelaufen“ sind. Im Elsey NP wollten wir nur für eine Nacht verweilen, da dieser Ort ja noch fast in Form eines Tagesausflugs von Darwin aus erreichbar ist – zumindest nach australischem Entfernungsempfinden. Allerdings haben wir uns ein Bad in den schön warmen Quellen, bevor es am nächsten Vormittag weiterging, nicht entgehen lassen. Das Wasser war glasklar, so dass wir Pflanzen und Fische gut beobachten konnten. Zum Frühstück kam ein Känguru vorbeigehüpft, das an Camper offensichtlich gewöhnt war. Unsere Kinder waren natürlich schwer begeistert und Lilly hat es ganz vorsichtig, nachdem Papa Michael sie dazu ermuntert hatte, gestreichelt. Das fand das Tier zunächst ganz schön, nur wollte es auch gern etwas zu fressen, was nun Lilly gerade nicht in der Hand hatte. Darüber hat es sich mit einer unsanften Umklammerung und einem harten „Kängurukuss“ auf Lillys Stirn beschwert.
Nach Mataranka wurde es staubig und wir konnten nachvollziehen, woher der Savannah Way seinen Namen hat. Die nächsten 1000km ging es über gelbrote Dirtroads durch eine trockene Savanne, die sich manchmal fast schon als Wüste präsentierte. Hintereinander Fahren ist dabei nicht möglich, der Staub ist undurchdringlich. So halten wir immer schön ein Kilometerchen Abstand voneinander und kommunizieren über Funkgeräte, was den Kindern besonders viel Spaß macht. Jede Kuh auf der Straße, jeder Dingo am Straßenrand und jede kleine Gefahrenquelle wird mit großem Eifer durchgegeben. Das nächste Ziel hieß Limmen National Park, wo wir in der Butterfly Gorge auf einem wunderbaren Busch-Campingplatz unser Lager aufgeschlagen haben. Da es uns hier ausgesprochen gut gefallen hat, sind wir gleich eine Nacht länger als geplant geblieben, und so konnten wir uns gut von den stressigen Vorbereitungs- und den ersten Fahrtagen erholen. Eine malerisches kleines Wasserloch lud zum Baden, Plantschen und erforschen ein. Der erste Gang unserer Kinder führte jedoch in den Busch zum Lagerfeuerholzsammeln – darauf hatten sie sich schon riesig gefreut. Spielen im roten Sand bis man selbst zur Rothaut wird, ist eine weitere Lieblingsbeschäftigung auf jedem Buschcampingplatz. Zum Sonnenuntergang sind wir auf den Felsen geklettert und nach dem Abendbrot gab es dann das Lagerfeuer. Besonders spannend war jedoch der Besuch einer Baumschlange, die ganz ungewöhnlich wenig scheu war, und unseren ganzen Zeltplatz untersuchte. Dabei ist sie sogar Michael über die Füße und durch die Beine geschlängelt, und er zeigte uns, dass einem bei einem Schlangenbesuch gar nichts passieren kann, wenn man einfach nur ganz still hält. Etwas skeptisch waren wir da schon, zumal die Schlange wenn auch für den Menschen nicht ernsthaft gefährlich so doch ein wenig giftig ist. Aber Michael konnte uns überzeugen und ein wenig später haben wir die Schlange sogar am Hinterteil „gestreichelt“. Die Körperbewegungen beim Klettern dieses Tieres sind faszinierend! Am nächsten Abend kam eine Gottesanbeterin vorbei, die ebenso schön zum Fotografieren posierte.
Weiter ging es über zwei weitere Tage auf der Straße am Hell‘s-Gate-Roadhouse vorbei zum Lawn Hill National Park. Übernachtet haben wir diesmal direkt an der Straße. Nach dem Abendessen mussten wir feststellen, dass Anschi und Michaels Wagen einen Platten entwickelt hatte. Gut dass der sich so langsam entwickelt hatte, nur leider musste nach einem anstrengenden Fahrtag nun auch noch der Reifen gewechselt werden. Warum die Roadhouse-Betreiber sich diesen klangvollen Namen „Hell‘s Gate“ ausgesucht haben, wissen wir nicht genau, nur die Landschaft, die sich hiernach zeigte, passte hervorragend dazu. Erstaunlich war, dass in dieser Langschaft tatsächlich noch viele Rinder gezüchtet werden, und Kerli - an diesem Tag die Beifahrerin -musste unzählige Rindergatter öffnen und wieder schließen. Roadhouses oder die Tankstellen in den Aboriginal Comunities, die wir regelmäßig ansteuern, sind immer eine gute Gelegenheit für ein Eis oder kühles Getränk und daher insbesondere von den Kindern gern gesehen!
Im Lawn Hill National Park gibt es eine wunderschöne Schlucht, mit einem Fluss, der sich durch rote Plateaufelsen schlängelt. Hier konnten wir uns Kanus ausleihen und die fantastische Natur vom Wasser aus genießen. Und kurz bevor wir wieder anlegen und die Kanus zurückgeben mussten, konnten wir auch noch ein Süßwasserkrokodil beobachten, wie es sich in der Nachmittagssonne wärmte. Wanderungen durch diese wunderbare Felsenlandschaft, wo es dem Kletterer nur so in den Fingern zuckt, durften natürlich nicht fehlen. Eine hiervon führte an uns an Jahrtausende alte Felsmalereien vorbei.
Zwei weitere Fahrtage haben uns inzwischen nach Cairns gebracht. Übernachtet hatten wir an der Leichard Lagoon, wo wir das Glück hatten, eine Long neck turtle beobachten zu können, die sich auf dem Zeltplatz wohl ein sandiges Plätzchen zum Eierlegen suchte. Auf der Strecke gibt es leider viele, viele totgefahrene Kängurus, da die großen Lastwagen dafür nicht bremsen können. Was man jedoch dadurch häufiger zu sehen bekommt, sind die riesigen Wedge tailed Eagles, die größten Adler Australien, die sich über die Reste der armen Kängurus hermachen (dabei aber manchmal leider auch erwischt werden). Aus der „Wüste“ führte uns der Highway, die letzten Kilometer wieder asphaltiert, über das Atherton Tableland in die satt grünen Hügel mit tropischem Regenwald rund um Cairns. Eine drastischere Änderung der Vegetation auf so kurzer Strecke haben wir selten erlebt. Nun genießen wir einen Tag den Luxus der Großstadt bevor wir zur nördlichsten Spitze Australien auf der Halbinsel Cape York aufbrechen. Dorthin werden wir den einen oder anderen abenteuerlichen 4-Wheel-Drive-Track und so manche Flussdurchfahrt bezwingen müssen. Berichten können wir darüber sicher erst in ein paar Wochen, denn vorher werden wir keinen Internetzugang haben.
17. Mai 2015
Nun sind wir schon wieder zurück in Darwin, unser kleines Bali-Intermezzo ist vorbei. Doch die Tage dort waren wunderbar. Als Schnäppchenjäger hatten wir einen Mitternachts-Flug nach Denpasar gebucht, und waren uns, als es soweit war, doch nicht ganz sicher, wie unsere Kinder den erneuten Kulturschock übermüdet und kaputt nach einer halb durchgemachten Flugnacht hinnehmen würden. Aber die reiseerprobten Drei haben dies locker genommen. Sehr süß war unser kleiner Theo, als wir ihn aus dem Flughafentransfer-Taxie am Hotel ausluden und aus Ermangelung an weichen Plätzen auf unseren roten Ortliebseesack legten, um das restliche Gepäck zu unserem Zimmer zu bringen. Er schlief trotz der „nackten“ nicht wirklich kuscheligen Oberfläche und der unbequemen Lage tief und fest weiter bis wir alles Gepäck durch die weitläufige Anlage zu unserem Zimmer gebracht hatten. Leider waren wir selbst zu müde um hiervon ein Foto für spätere Geburtstage, Hochzeiten oder ähnliche Anlässe festzuhalten – schade! Im Gegensatz zu unseren bisherigen Bali Ausflügen hatten wir diesmal unsere Strategie etwas verändert und haben uns vom Flughafen direkt aufs Land in das kleine Dörfchen Balangan an der Südküste fahren lassen. Damit umgingen wir das doch recht lebhafte, unruhige, Moped-überlaufene und manchmal etwas schmuddelige Städtekonglomerat Legian-Seminiak-Kuta. So gelang die Umgewöhnung an die balinesisch-chaotischen Verkehrsverhältnisse ob als Fußgänger oder Autofahrer sehr geschmeidig. Das einzige, was uns anfangs ein etwas mulmiges Bauchgefühl bereitete, war der Umgang mit den vielen freilaufenden Hunden. Da nun gerade im Januar dieses Jahres am Strand von Kuta ein Kind von einem Tollwut-erkrankten Hund gebissen und damit das bekannte Tollwut-problem auf Bali noch einmal präsenter geworden war, hatten wir unsere Kinder natürlich entsprechend vorbereitet. Das führte doch zu etwas überängstlichen Reaktionen, die sich aber mit der Zeit legten. Dabei half auch ein sehr süßer Hund, der mal vom Strand, mal von der Straße aus in unsere Anlage spazierte und sich direkt in den Pool begab oder es sich auf eine der Sonnenliegen bequem machte, ganz als ob er sich hier zum schönen Hundeurlaub eingemietet hätte. Die Lacher unsererseits lockerten die Situation deutlich auf und letztendlich können wir diesmal auch keinen brenzligen Hundezwischenfall berichten. Balangan ist ein kleines Dörfchen auf der Halbinsel Nusa Dua. Hierher begeben sich vor allem Surfer, da die Brandung stark ist, und die Waves zu den besten gehören, die Bali zu bieten hat. Der Strand von Balangan ist ein perfekter Halbmond, weißer Sand eingerahmt von imposanten Felsen. Zur Versorgung der durstigen Surfer, wenn sie mit ihren Brettern (und Waschbrettbäuchen) aus den Wellen kommen, ist er mit idyllischen Holzhüttchen-lokalen verziert. Hier könnte man jeden Südseesurferparadiesstreifen abdrehen! Für die Kinder war es lustig in den Wellen zu spielen, wir mussten schon ein wenig aufpassen, dass die Spiele oder die See nicht zu wild wurden. In einem eher ruhigen Ebbestündchen ist Matze dann auch mal aufs Brett gestiegen und hat es zumindest bis in die Hocke geschafft. Glücklicherweise ist das Beweisfoto hierzu nicht ganz scharf fokussiert :-). Johanna, Theo und Moritz wurden auf vielfaches Verlangen auch je einmal auf dem Surfbrett ein paar Meter rausgepaddelt. Ausflüge von Balangan aus führten uns nach Uluwatu und Jimbaran. In Uluwatu befindet sich einer der wichtigsten Tempel für Südbali, der auf einem Felsen der beeindruckenden Steilküste gebaut ist. Ein malerisscher Platz, nur werden hier Busse-weise indonesische und Übersee-Touristen hingefahren, was für uns „Individualtouristen“ immer etwas anstrengend ist :-). In Jimbaran hingegen haben wir fast keinen Touristen getroffen, obwohl sich dort einer der größten Fischmärkte Balis befindet. Täglich werden hier alle möglichen essbaren Kreaturen des Indischen Ozeans gehandelt, und das war sehr spannend wenn auch gewöhnungsbedürftig anzuschauen. Unsere Kinder, die leider trotz aller Versuche, Fisch in die Familienküche vielfältig zu integrieren, bisher keine großen Fischgenießer geworden sind, waren da eher skeptisch. Dafür liegt der Markt natürlich direkt an einem wunderbaren Strand zum Sandburgen bauen, was natürlich sofort umgesetzt wurde, während wir Boote beobachteten, aus denen riesige Thunfische ausgeladen wurden. Dass die Gelbflossen-Thunfische groß sind, wussten wir aus Fernsehreportagen, wenn man jedoch davorsteht, ist man noch einmal mehr beeindruckt. Die Meeresriesen wurden auch nicht hier auf dem Markt verkauft, sondern gewogen und direkt auf Eis auf kleine LKWs geladen und weiter „verschifft“. Die Einbaumboote, aus denen die Thunfische geladen worden waren, wurden daraufhin tonnenweise mit Eisbarren beladen, die nun wiederum zu den größeren Fischerbooten gebracht wurden, um sie für die nächste Thunfischjagd auszurüsten. Wir beobachteten diese Szenerie sicher ein ganzes Stündchen und das Entladen der Thunas nahm kein Ende. Nach allem was wir uns so aus den Reportagen gemerkt haben, ist die Jagd auf diese riesigen Fische sicher kritisch zu betrachten, doch „who cares“ hier in Indonesien, wo es für die Fischer wohl darum geht genug Geld für das Ernähren der Familien zu verdienen. Um das alles zu verdauen, haben wir hiernach direkt auf dem Strand ein leichtes fischfreies Frühstück zu uns genommen und dabei kleine Einbaum-Fischerboote direkt in der Bucht von Jimbaran beobachtet, die mit ihren kleinen Netzen wohl wie vor hundert Jahren schon fischten. Etwas surreal wurde die ganze Szene dadurch, dass direkt hinter dem Strand von Jimbaran die Start- und Landebahn des Flughafens weit ins Meer führt und die großen Flieger über den Fischerbooten abheben.
Nach den ersten Tagen im und am blauen Meer, sind wir mit unserem Mietwagen ins grüne Meer Balis eingetaucht. Unsere nächste Station hieß Sidemen mitten in den Reisfeldern an den Hängen des großen Vulkans Gunung Agung. Die Blicke über die Reisterrassen schweifen zu lassen, ist Meditation pur! Und durch die Reisfelder zu wandern ist wiederum sehr spannend. Richtige Wege gibt es kaum und meist balanciert man auf den Rändern der Terrassen entlang. Da kann man schon mal in die eine oder andere Richtung abrutschen und in den Reis fallen. Die meisten Felder waren gerade erntereif, so dass sie recht trocken waren und wir im Falle des Falles zumindest nicht völlig im Matsch versunken sind. Auf unserer ersten Wanderung konnten wir entlang einer Bewässerungsanlage über Kilometer laufen und hatten dabei phantastische Blicke über die Felder. Während wir auf unserer letzten Balireise lernen konnten, wie die jungen Reispflanzen in den komplett bewässerten Boden gebracht werden, konnten wir diesmal die Ernte beobachten, und sehen wie die Reiskörner aus den Pflanzen geschlagen und zum Trocknen ausgebreitet werden. Die Pflanzen werden nach wie vor mit der Handsichel geschnitten und auch das Ausschlagen der Körner ist Handarbeit. Nur zum Pflügen des Bodens wird mal ein Büffel oder eine motorbetriebene Maschine verwendet. Auf großen Planen wird der Reis zum Trocknen ausgelegt, das Reisig verbleibt zum Trocknen auf den Feldern und wird später verarbeitet. Wir hätten hier sogar Bio Reis made in Bali kaufen können. Interessant wäre zu wissen, wer hier das Biosiegel vergibt, und ob zumindest der Bio Reis nicht am Straßenrand „abgasbegast“ getrocknet wird, wie es sonst leider häufig der Fall ist. Neu war für uns, dass hier auch reichlich Chili angebaut wird. Damit erklärt sich, dass die "balinese sauce" auf der Speisekarte meist keine Soße im engeren Sinne sondern ein sehr würziges Chili-Zwiebel-Knoblauch-Gemüse ist. Nach dem Reisfeldgewandere sind wir zur Abwechslung durch den „Dschungel“ zu einem Pagodentempel gestiegen, der wie so häufig auf einem Felsen hoch über dem Tal erbaut worden ist. An den wirklich steilen Hängen wuchsen wild alle möglichen uns bekannte und unbekannte Bäume, deren Früchte offensichtlich auch geerntet und genutzt werden. Dazu waren teilweise abenteuerliche Leitern an den Bäumen angebracht, auf denen auch wir als Hobbykletterer nicht im Traum steigen würden. Zur Entspannung konnten wir nach den Wanderaktivitäten in den Pool unseres kleinen Hotels steigen, und dabei die Blicke auf den Vulkan genießen. Schon vor vier Jahren waren wir einmal hier, konnten all das jedoch nicht recht genießen, da wir alle gemeinsam die meiste Zeit auf der Toilette zugebracht hatten . Gut in Erinnerung waren uns jedoch die großen Geckos geblieben, die ganz farbenfroh gepunktet sind, und tatsächlich ein klares "Gecko" als Geräusch von sich geben. Diese konnten wir auch diesmal in den Abendstunden mit der Taschenlampe beobachten. Dabei flogen uns die Fledermäuse regelrecht um die Ohren, und manchmal meinte man den Luftzug gespürt zu haben. Als fotographische Herausforderung hat Matze versucht diese schnellen Tierchen einmal abzulichten. Dieses Jahr nicht durch Montezumas Rache geplagt, hat uns Sidemen so gut gefallen, dass wir am Ende auf dem Weg nach Ubud von Amed aus hier noch einmal eine Nacht als Zwischenstopp eingelegt haben. Ein bisschen auch, um in einer unglaublich schönen Hotelanlage, die wir auf unseren Wanderungen entdeckt hatten, zumindest eine Nacht zu verbringen. Am Flussufer entlang wurde hier mit Liebe ein unglaublich schöner, sehr natürlich belassener tropischer Garten angelegt und darin eine paar kleine Bungalows verteilt. Eine Reisende aus Florida meinte hierzu, so würde sie das Paradies anlegen!
Bali ist unter Wasser ebenso so schön wie es über dem Meeresspiegel ist, und daher hatten wir uns sehr auf das Schnorcheln gefreut. Es gibt viele hervorragende Schnorchelspots entlang der Küste, da wir diesmal jedoch keine längeren Autofahrten oder Bootstouren in Kauf nehmen wollten, sind wir in Ostbali geblieben und nach Amed gefahren. Amed kennen wir inzwischen ganz gut, waren jedoch immer in derselben Unterkunft. Diesmal wollten wir etwas Neues ausprobieren, und hatten ein Hotel direkt am Strand nach Internetfotos ausgesucht und vorgebucht. Das Vorbuchen ist zwar immer etwas nervig, doch da Amed sehr gut besucht ist, sind all die schöneren, bezahlbaren Anlagen auch recht schnell ausgebucht. Nun waren wir mit wunderbaren Internetbildern im Kopf angekommen und fanden eine recht schäbige Anlage mit muffigen, schimmligen Zimmern und einem komplett grünen und ebenso muffigen Pool vor. Nicht das wir in solchen Hotels schon häufiger gastiert hätten, doch sollte dies der luxuriöse und längste Teil unseres Baliausflugs werden. Na da gab es einen kleinen Stimmungsknick, und sofort begannen wir parallel entlang des Strandes und im bunten Internet nach Alternativen zu suchen. Die gab es, erwartungsgemäß jedoch nicht mehr in der Preislage, die wir uns ursprünglich vorgestellt hatten. Letztendlich fanden wir jedoch ein wunderschönes Hotel nur ein paar Meter weiter den Strand entlang. Laut Internegt gab es ier auc noch einen Familienbungalow. Der Hotelmanager war jedoch recht erstaunt als wir mit dieser Infornation vorsprachen, da alle Bungaows ausgebucht waren. Nach einigem hin und her stellet sich jedochh heraus, dass es da noch ein richtiges kleines Ferienhäuschen mit drei Schlafzimmern, drei Bädern, einer Küche und sogar einer Art Yoga- oder Meditationsraum mit Blick aufs Meer gab. Das wurde nur so selten vermietet und war dem Manager in diesem Moment gar nicht recht präsent. So häufig scheint das Großfamilientouristenklientel hier nicht vertreten zu sein! Nun musste nur noch bis zur Schmerzgrenze beider Parteien verhandelt werden und das Häuschen war für die verbleibenden vier Nächte das unsere. Jetzt hatten wir doch noch unseren Luxusurlaub, luxuriöser als wir ihn uns jemals vorgestellt hatten. Und das Beste war natürlich das Meer direkt vor der Tür mit den schönsten Korallen und den buntesten Fischchen. Natürlich haben wir auch die Nachbarbuchten „beschnorchelt“, da sich die Unterwasserwelt doch recht unterscheiden kann und zudem ein paar Buchten weiter das Wrack eines alten japanischen Fischerbootes gut mit Flossen und Schnorchel zu erreichen war. Im Grunde hätte jedoch unser „hauseigener Korallengarten“ schon gereicht. Diesmal haben wir sogar „Nemo gefunden“ und waren sehr erstaunt wie klein diese Clownfischchen sind, und wie gut die sich in den Korallen verstecken. Die müssen wir bisher einfach übersehen haben. So klein sie sind, so tapfer sind sie aber auch. Denn wenn ich mich mit der Kamera näherte, und mit meiner kleinen Unterwasserkamera musste ich möglichst nahe heran, wurde ich gnadenlos vom Clownfischfamilienoberhaupt angegriffen. All die großen Fische sind ausnahmslos immer geflüchtet! Clownfische leben in Harems von vielen Männchen mit einem Weibchen. Wenn das Weibchen verstirbt, wechselt das größte Männchen sein Geschlecht und wird zum Haremsweibchen – was es nicht alles so gibt auf der Welt und unter Wasser! In den Schnorchelpausen war das Leben der Fischer vom Strand aus fantastisch zu beobachten. Auch hier gab es viel zu bestaunen, zum Beispiel wie unterschiedlich die Ausbeute der morgendlichen Fahrten der Fischer ist. Mal kamen sie mit ganzen Booten voll zurück, mal hatten sie keinen einzigen Fisch in ihren Netzen! Einmal haben uns sogar Delphine besucht, die hier nur sehr selten so nahe an der Küste vorbeikommen. Nachdem wir nun so häufig die kleinen Einbaumboote haben ablegen und ankommen sehen, wollten auch wir einen kleinen Ausflug damit machen. So konnten wir unseren letzten Sonnenuntergang hier in Amed vom Meer aus betrachten. Auch wenn wir uns auf Ubud unser nächstes Ziel ebenso gefreut hatten, der Abschied aus Amed erfüllte uns nach diesen herrlichen Tagen doch mit etwas Wehmut.
Ubud wird häufig als das kulturelle Herz Balis beschrieben, und das können wir gut nachvollziehen. Bisher haben wir bei jedem Baliausflug einen Abstecher in diese kleine , lebhafte Stadt gemacht. Hier gibt es Königspaläste, alte Tempelanlagen und einen Affenwald. Viele Künstler haben ihre Galerien in und um Ubud, und natürlich gibt es hier viele Shops um viele Dinge einzukaufen. Immer wieder sind wir überrascht, das wir hier eher Geld ausgeben könnten (und teilweise auch ausgeben J) als in der ein oder anderen Metropole Deutschlands oder Europas. Es gibt eine große Auswahl an sehr guten Cafes und Restaurants von denen wir in diesem Jahr wieder ein paar neue kennengelernt haben. Zum Abend gibt es in vielen Kneipen Live-Musik, und in unserem Stammlokal (um kurze Wege in der Nacht für die Kinder zu haben möglichst nahe an unserem Stammhotel) ist auch die gleiche Combo wie in den letzten Jahren aufgetreten. Ach, manche „Traditionen“ sind doch schön, und man freut sich vertraute Dinge wieder zu sehen. Da Ubud bisher immer unsere letzte Station auf Bali war, beginnt hier der „Kartenschreibstress“. Der ist durch die schöne, neue, mediale Welt natürlich erheblich reduziert, aber an ein paar wenige handgeschriebene Karten halten wir traditionellerweise fest. Dabei sind uns auch in diesem Jahr wieder Karten aufgefallen, auf denen wirklich spektakulär steile Reisterrassen in engen Tälern abgebildet sind, die wir irgendwie noch nie gesehen haben – wo wir doch inzwischen wirklich zu Reisfeldexperten geworden sind!!! Google Maps zeigte uns dann, dass diese Felder nur eine halbe Stunde Autofahrt von Ubud entfernt liegen. Da mussten wir natürlich hin! Die Lust unserer Kinder auf Reis war inzwischen etwas gesunken und so gab es ein wenig Gemurre. Also köderten wir sie mit einem Elefantenritt im Elephant Safari Park, der sich nur unweit der Felder befindet. Das katapultiert die Ausflugslaune in astronomische Höhen. Zwar stellte sich dies als eine extrem touristische Angelegenheit dar, aber lustig war die kleine Elefantenzirkusvorführung schon, und es war extrem süß, unsere drei bunten Kinder auf dem Elefanten zu sehen. Nur zu kurz war der Ritt! Beim Kauf des Tickets zur „Minisafari“ wurde uns ein kleines, halbes Stündchen versprochen. Dieses halbe Stündchen war sehr klein, oder wohl korrekter sehr kurz, so etwa zehn Minuten. Hier mussten wir den Kindern die etwas unterschiedlichen Auffassungen über die Genauigkeit von Angaben wie z.B. Zeiten in der balinesisch-asiatischen und der korrekten deutschen Welt erklären. Das war gar nicht so einfach, denn sie fühlten sich etwas betrogen. Glücklicherweise blieb nach kurzer Zeit nur die große Freude über den Ritt auf dem niedlichen Elefanten. Die Reisterrassen waren im Gegensatz zu all den abgelegenen Feldern, die wir bisher besucht hatten, hier sehr touristisch erschlossen. Landschaftlich jedoch wirklich grandios, und die Bewunderung für den Terrassenbau ist bei uns noch einmal gewachsen. Im Rice Terrace Cafe konnten wir bei einem leckeren Eiskaffee und frischem Fruchtsaft die Blicke über die steilen Hänge schweifen lassen. Ein Besuch im Affenwald war für unsere Kinder obligat, doch nachdem Moritz letztes Mal von einem Affen gebissen worden ist, waren wir alle ganz vorsichtig. So ist es diesmal auch zu keinem Affenzwischenfall gekommen. So, und nun sind wir wie eingangs schon erwähnt wieder in Darwin, und lassen unsere Blicke vom Mindl Beach Market über den Sonnenuntergang schweifen. Anschis Geburtstag haben wir gefeiert und die Vorbereitungen zu unserer 4 Wheel Drive Tour über den Savannah Way zum Cape York laufen auf Hochtouren. Doch davon soll später berichtet werden.
24. April 2015
Die ersten drei Wochen unseres Familienausflugs sind rum, und es ist kein bisschen Wehmut oder Traurigkeit dabei, dies zu schreiben. Denn der Urlaub ist ja noch gar nicht vorbei, es ist nicht einmal das „Bergfest“ wirklich in der Nähe. Wir haben Zeit, und dies ist wohl das wertvollste überhaupt an diesem Ausflug! Und die Zeit hier in den Tropen verfliegt auch irgendwie gar nicht so schnell. Gefühlt geht hier alles etwas langsamer, die Trucks auf der Straße bummeln vor sich hin, keine Hektik auf den Geh- oder Radwegen, die Schlange an der Kasse schlängelt sich dahin und es tippelt niemand ungeduldig herum, die Supersportler auf den fantastisch angelegten Lauf- und Fitnesswegen traben eher locker dahin als sich die Zunge aus dem Hals zu hecheln und Pünktlichkeit ist eh keine besonders ausgeprägte Tugend hier am Top End von Australien. Es scheint alles ein wenig darauf ausgelegt zu sein, unnötiges Transpirieren zu vermeiden, was durchaus sinnvoll erscheint. Wir haben uns diesem Rhythmus angepasst und die Tage ganz entspannt vergehen lassen. Das fällt, wenn man aus einem extrem hektischen Arbeitsumfeld mit fast maximal verdichteter Aufgabenstruktur und minutiös durchgearbeiteter Familien- und Freizeitplanung „gerissen wird“ gar nicht so einfach! Doch wir stellen uns dieser Herausforderung! Kerli nimmt hierzu extra zweimal die Woche private Yogastunden bei ihrer Schwester und Matze geht fast täglich Joggen und je nach Licht hin und wieder fotografieren. Die Kinder trainieren im Wellenbad, das wirklich „besurfbare“ Wellen produziert, für Bali und bespielen die unzähligen Spielplätze, die hier in der Stadt an jeder schönen Ecke (und davon gibt es viele!) eingerichtet sind. Unsere kleinen Ausflüge haben uns meist zum Nachmittag an einen der vielen Strände geführt verbunden mit einem Picknick bei immer wieder neuen traumhaften Sonnenuntergängen. Für diese ist Darwin über die Grenzen Australiens hinweg bekannt. Die Sonnenaufgänge sind auch nicht zu unterschätzen und geben malerisches Licht auf die Mangroven. Man muss hier nicht unbedingt weit fahren um schöne Dinge zu sehen, und ein Großteil der Fotos diesem Eintrag sind entlang Matzes Joggingstrecke entstanden, vor allem im Bereich der Nightcliff Foreshore und des Casuarina Coastal Reserve.
Die niedlichen Süßwasserschildkröten haben wir jedoch in Howard Springs, gute 30km vor Darwin, beobachten können. Die vielen Tiere hier um uns herum sind für die Kinder und auch für uns immer wieder faszinierend. Und fast jeden Tag gibt es irgendein kleines Tier-Erlebnis. Auf dem Nightcliffspielplatz war es ein gezähmter Kakadu, der sich neben den Kids mit Lust und lautem Krächzen auf der Kinderschaukel hin und her schwingen lies und schön artig Hello und Good Bye sagte. Hier in unserem Garten war es ein wunderschöner großer Schmetterling, der leider einem Ventilator zu nahe gekommen war und sich den Flügel gebrochen hatte. Unsere Kinder hatten ihm ein Schmetterlingshospiz eingerichtet, in dem er auch in der folgenden Nacht verstorben war. Sehr erstaunt hatte uns auch ein kleiner Kormoran, der in den Buley Rockholes völlig angstfrei zwischen unseren Füßen hindurch tauchte um sich seine kleinen Fischchen zu fangen. Die Buley Rockholes sind eine wunderbare kleine Wasserfallkaskade im Litchfield National Park, zu der es uns kurz bevor wir nach Bali fliegen doch noch gezogen hat. Nur eineinhalb Stunden Autofahrt von Darwin entfernt ist es der perfekte natürliche „Wasserspielplatz“, und wir waren sehr froh hier nach 4 Jahren mal wieder vorbeizukommen.
Wenn es etwas gibt, dass uns hier gestresst hat, war es unsere Reisevorbereitung für die Tour zum Cape York. Denn die „Queensländer“ möchten inzwischen, dass jeder Zeltplatz in einem Nationalpark vorgebucht wird. Bei einer 8-Wochentour mit ausschließlichem Campen in vielen Nationalparks bedurfte es somit einer dezidierten Planung. Lustig wird es, diesen vorgebuchten Campingplan bei sicher 2000km zu fahrenden Dirtroads, einzuhalten. Verglichen mit unserer letzten großen Tour 2011 haben wir zwar weniger lange Fahrtage, dafür jedoch viel, viel mehr Dirtroads vor uns. Ein Highlight wird eine legendäre 4-Wheel-Drive-Strecke mit unzähligen tiefen Flußdurchquerungen sein, für die unsere Autos jedoch noch kräftig „upgegradet“ werden müssen. Die Planung hierzu hat natürlich der Spezialist Michael in der Hand, und wir studieren zur theoretischen Vorbereitung (Theorie ist ja fast alles :-)) heldenhaft bebilderte 4-Wheel-Drive-Zeitschriften mit Tipps und Tricks rund ums Offroadfahren am Cape York. Unser Englisch-Wortschatz wird hierdurch maßgeblich um technische Vokabeln wie Chassis, Diff Locks, Rescue Points and so on, erweitert. Die Zelte sind schon gecheckt, und wenn wir aus Bali zurück sind muss noch der ganze Campingkleinkram zusammengeführt werden. Doch nun haben wir erstmal drei Wochen Urlaub vom Urlaub auf Bali!
12. April 2015
In der letzten Zeit konnte man sich nicht ganz dem Gefühl erwehren, in einer zunehmend gefährlicheren Zeit zu leben. Jede Woche gab es irgendetwas Beängstigendes in den Zeitungen und Nachrichten. Ungewöhnlich häufig wurden wir dann auch mit der Betonung, möglichst unversehrt wiederzukommen, verabschiedet. Unsere Kinder waren insbesondere wegen der jüngsten Meldungen etwas ängstlich und vielleicht hatten auch wir ein ganz bisschen mulmiges Gefühl? Doch was sollen wir sagen – es fühlt sich fantastisch an, wieder mit der Familie unterwegs zu sein, den Reiz des Fremden zu schnuppern, auf Flughäfen herumzulungern, das leichte Kribbeln im Bauch beim Starten und Landen. Aus Kindersicht ist natürlich das „coolste“ stundenlang durchs Flugzeugkinderkinoprogramm zu zappen! Die eine oder andere scheinbar nebensächliche Geste Mitreisender bestätigte uns in dem guten Gefühl, mal wieder das Schneckenhaus verlassen zu haben. So sprangen in Dubai auf der kurzen Zugfahrt von Terminal zu Terminal gleich drei Erwachsene von ihren Sitzen auf, um diese unseren Kindern anzubieten! In Singapore versuchte Moritz am Trinkwasserspender seine Flasche zu füllen und erreichte dabei eigentlich nur, eine Überschwemmung in der näheren Umgebung des Spenders einzuleiten. Sofort half ihm mit einem Lächeln im Gesicht und ohne ermahnende Worte eine Frau und füllte seine Flasche. Wäre das auf dem Hamburger Flughafen, gäbe es dort einen freien Wasserspender, auch so abgelaufen? Egal, andere Länder andere Erlebnisse und dafür sind wir ja unterwegs.
In Darwin angelangt stellte sich schnell ein heimisches Gefühl ein - ein bisschen ein zweites zuhause, ein aufregendes, exotisches zweites zuhause. Etwas überrascht waren wir vom augenblicklichen Klima. Das uns die Tropen erwarten war klar und darauf haben wir uns gefreut. Doch hängt hier die schwere Schwüle der Regenzeit ungewöhnlich lange nach und wir schwitzen was das Zeug hält. Das eine oder andere Nachgewitter haben wir auch schon miterlebt und schön sind die Blicke in den Himmel, wenn sich die Wolken aufbauen. Schön waren auch der erste Strandspaziergang mit Muschel- und Korallensammeln und der folgende Sonnenuntergang über dem Meer mit Picknick. Die Kinder waren besonders beeindruckt von den Tintenfischanglern die im Dunkeln mit leuchtenden Ködern eines dieser Urtiere nach dem anderen aus dem Schwarm herauszogen. Ostereier wurden diesmal in Anschi- und Michaels tropischen Garten und rund um den Pool gesammelt. Das war gar nicht so einfach, denn der Garten ist ein einziger Dschungel, und so wurde das eine oder andere Schokoladenei aufgeweicht, und von Ameisen erobert ganz ungenießbar erst am Folgetag entdeckt. Anschi, Michael, Lilly und Emily selbst waren über Ostern noch beim australischen Familientreffen an der Sunshinecoast. Inzwischen sind aber auch sie wieder in Darwin und die Coconut Grove, in der sich ihr schönes Haus befindet, gleicht durch den Lärm der 5 lebhaften Kindern einem einzigen Affenwald. Ansonsten haben wir aufgrund der Hitze die Jetlag- und Eingewöhnungszeit hier vor allem im Pool und Wellenbad oder auf dem Wasserspielplatz verbracht.
Noch sind ja eigentlich Ferien, aber das Zeitgefühl ist schon jetzt fast verloren (wie schön!) und Johanna erschließt sich als „Schulprojekt“ derzeitig das Thema Mangroven. Die wachsen hier nämlich direkt vor dem Haus. Das ist mal Bildung zum Anfassen :-). Außerdem beschäftigt sie sich auch mit dem tropischen Monsoonregenwald. Den gibt es hier zwar nur entlang der Flüsse vereinzelt, doch bei unserem Ausflug zu den Berry Springs konnten wir durch solch einen kleinen Regenwald hindurch laufen. Am Anfang hatten die Kinder doch etwas Respekt vor der wilden, wieder gewöhnungsbedürftigen Natur. Doch inzwischen freuen sie sich schon riesig auf unsere geplanten Buschtouren. Auf vielfachen Wunsch mussten wir zur Vorbereitung auf dem "Dschungelgartenhof" schon mal ein Lagerfeuer und ein Pickup-Picknick veranstalten. Die Abende verbringen wir gemütlich mit Lesen, Nähen, Gitarre spielen und der weiteren Reiseplanung vorrangig im Freien. Dabei haben wir auch all unsere alten nachtaktiven Bekannten und Gartennachbarn wiedergetroffen. Die Geckos krabbeln an den Wänden herum und machen ihre lustigen checkcheckcheck-Geräusche, die Froschis hüpfen überall herum und auch das Possum, diesmal sogar mit Baby im Beutel, klettert auf den Baumwipfeln über uns.
Mit diesen tierischen Nachbarn gibt es immer wieder mal lustige Überraschungen. So auch diesmal an einem Morgen nach solch einem schönen Gartenabend. Da wollte sich Matze einen Toast warm machen und musste feststellen, dass der Toaster, der am Vortag eindeutig noch funktioniert hatte, sein Gitter immer wieder hochspringen lies und einfach nicht angehen wollte. Es wurde ein Ersatztoaster geholt, aber auch der wollte sich nicht einschalten lassen. Zeitgleich zu Matzes Toasterdilemma musste Anschi feststellen, dass die Waschmaschine, die sie gerade starten wollte, nicht anlief und auch der Wechsel zu einer anderen Steckdose keine Abhilfe brachte. Als die beiden bemerkten, dass gerade noch jemand ein Stromproblem hat und sich hierzu kurzschlossen, blitzte natürlich sofort der Gedanke an eine herausgeflogene Sicherung als Ursache der Dilemmata auf. Dies wurde kurzerhand behoben, lies jedoch Matze den Toaster, der wohl maßgeblich am Sicherungsherausfliegen beteiligt gewesen sein musste, noch einmal genauer untersuchen. Die Ursache konnte gefunden werden. Einer unserer Froschis hatte sich ausgerechnet das tiefste Innere des Toasters als kühlen, unzugänglichen und sicheren Rückzugsort für den Tag ausgesucht. Der arme musste nun feststellen, dass dies ein Irrtum war und er sich einen wirklich gefährlichen, heißen Ort auserwählt hatte, an dem man zwar nicht von anderem Getier aufgespürt und gefressen wurde, dafür aber gegrillt. Ein Schreck durchfuhr uns alle – was hatte Matze diesem armen kleinen Frosch angetan. Zunächst einmal 220Volt-Wechselstrom-Schockbehandlung und danach noch mehrere kräftige Schläge auf Kopf und Rücken beim Versuch den Toast herunterzudrücken. Dafür sah der grüne Kerl aber irgendwie noch sehr lebendig und wenig beeinträchtigt aus. Also trennten wir den Toaster vom wieder aktiviertem Stromnetz und stellten ihn an einen kühlen abgedunkelten Ort in der Küche. Gespannt warteten wir nun auf den folgenden Abend, ob sich unser kleiner Freund aus seiner misslichen Lage wird befreien könnte. Er konnte es, hüpfte von dannen und war am nächsten Morgen nicht wieder im Toaster vorzufinden.